Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Die Russen über den öst.-ung. Rückzug 
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russischen Geschichtsschreibung: „Der Erfolg war teuer erkauft... Der 
Sieger unterschied sich nicht vom Besiegten ; er hatte nicht die Kraft, die 
Vorteile des Sieges durch eine tatkräftige Verfolgung auszunützen i)." Zu 
einer Sollstärke von rund einer Million Streitern fehlten den Armeen 
Iwanows am Ende des Feldzuges 250.000 Mann, die tot, verwundet oder 
gefangen waren. Die Befehle, die von den Generalen der russischen Süd¬ 
westfront in den nächsten Tagen erlassen wurden, atmeten denn auch trotz 
des Bildes von Verwirrung, die beim weichenden Gegner stellenweise zu 
bemerken war, nur ausnahmsweise den festen Willen, den Erfolg auf dem 
Schlachtfelde durch rücksichtsloses Nachstoßen in die öst.-ung. Marsch¬ 
säulen zu krönen. Es überwog vielmehr neben dem Bestreben, der Truppe 
die so nötige Ruhe zu gewähren, die Sorge, daß der Gegner noch irgendwo 
und irgendwann die Gelegenheit zu einem unerwarteten Prankenhieb aus¬ 
nützen könnte. So hat Hermann Stegemann wohl nicht unrecht, wenn er 
angesichts der tragischen Größe dieser Ereignisse an die schönen Worte 
von Clausewitz anknüpft: „Der Rückzug großer Feldherren und kriegs¬ 
geübter Heere gleicht stets dem Abgehen eines verwundeten Löwen2)." 
Der erste Feldzug Österreich-Ungarns gegen Rußland 
im Lichte der heutigen Geschichtskenntnis 
Der österreichisch-ungarische Aufmarsch 
Die Kritiker der ersten öst.-ung. Feldzüge im Weltkriege stoßen sich stets 
vor allem an den ersten Aufmarschbefehlen, durch die trotz der drohen¬ 
den russischen Übermacht zwei Fünftel des gesamten Heeres gegen Serbien 
und seinen Mitläufer Montenegro entsendet wurden. Wäre am 25. Juli 
1914 abends, als Kaiser Franz Joseph den Befehl zur Teilmobilisierung 
unterzeichnete, das Eingreifen Rußlands sicher zu erwarten gewesen, dann 
hätte sich der öst.-ung. Generalstab gewiß nicht beifallen lassen, nach dem 
Balkan mehr Truppen zu senden, als es die Auffüllung der kleinen „Mini¬ 
malgruppe" (S. 7) erforderte. Aber das Verhalten vonRußland ließin diesen 
Stunden noch erhoffen, daß es möglich sein werde, statt der schwierigen, 
auch politisch wenig günstigen Abwehr einen kurzen, aber entscheidenden 
Schlag gegen die serbische Armee zu führen, bevor das Zarenreich als 
Gegner auftrat. Schon in den nächsten Tagen legte sich allerdings die 
!) Korolkow, Die Operationen von Warschau—Iwangorod 1914 (in russischer 
Sprache, Moskau 1923), 5. 
2) Stegemann, Geschichte des Krieges (Stuttgart und Berlin 1917), I, 320. 
I 2. Aufl. 21
	        
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