Umfassungsangriffe der 2. und der 3. Armee
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schreiten und dadurch auch das VII. und das XII. Korps den Impuls
zum Vorgehen erhielten.
Wesentlich früher als bei der 2. Armee hatten die Kämpfe bei der
3. Armee begonnen. Auf die Nachricht von starken gegnerischen Truppen¬
ansammlungen in den Waldungen von Mszana war Brussilow hier bei
frühem Morgengrauen zu einem Gegenangriff geschritten, der nament¬
lich den unter GM. Ludwig Goiginger fechtenden Teilen der 44. SchD.
heftig zusetzte und bald auch von Vorstößen des russischen VII. Korps
an verschiedenen anderen Punkten gefolgt war. Als am späten Vor¬
mittag Gdl. Erzherzog Friedrich, begleitet vom Erzherzog-Thronfolger
und vom Chef des Generalstabes, östlich von Gródek auf der Walstatt
erschien, wogte noch der Kampf, der bei Mszana schließlich die Russen
in ihre Ausgangsstellen zurücktrieb. Gleichzeitig wurden die Angriffs¬
vorbereitungen für den von Gdl. Boroevic geplanten Sturm getroffen,
wobei freilich die Wirkung der bei Stradcz aufgefahrenen russischen
Batterien auch bei der Heeresleitung die Hoffnung auf ein Gelingen des
Angriffes erheblich herabdrückten1). Um so ungeduldiger sehnte man
das Eingreifen der 2. Armee und namentlich des XII. Korps herbei, das
Gdl. Conrad im Bewußtsein der entscheidungsschweren Stunden noch vor
der nachmittags erfolgenden Rückkehr nach Przemysl nachdrücklich zu
„unaufhaltsamem, energischem, rücksichtslosem Vorgehen"auf fordern ließ.
GdK. Böhm-Ermolli hielt es jedoch nicht für angebracht, diesen Appell
an die Truppe weiterzugeben. Die Infanterie hatte seiner Erfahrung nach
in den bisherigen Schlachten an ungestümem Vorstürmen ohne ausreichende
Unterstützung durch die der russischen weit unterlegene Artillerie ohne¬
hin weit eher viel zu viel des Guten getan als zu wenig und dabei wohl
anerkennenswerte Erfolge errungen, aber auch schwere, bei methodi¬
scherem Vorgehen vermeidbare Rückschläge erlitten. Solches Schicksal
mußte den Korps jetzt, zumal dem XII., erspart werden, wie ja auch
die Bitte der Truppe, nicht zu drängen, bewies2).
Auf diese Weise blieben die Fortschritte der 2. Armee wohl hinter
den morgens gehegten Hoffnungen zurück. Nach Meldung der Truppe
gelang es dem IV. Korps aber immerhin bis zum Abend nach vielfach
sehr heftigen Kämpfen gegen das den Szczerekbach zäh verteidigende
russische XXIV. Korps die Linie Dornfeld—Szczerzec zu besetzen, und
dem VII. Korps, nördlich von Szczerzec etwas Raum zu gewinnen. Das
!) Conrad, IV, 689 f£.
2) Mitteilung des FM. Freih. v. Böhm-Ermolli an das Kriegsarchiv, Troppau,
Oktober 1928.