Befehle Iwanows für den Entscheidungskampf
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der beiden Armeeführer sogar zu besorgen, daß der Gegner die Ober¬
hand gewann. Nur von Nordwest her konnten Angriffskraft und Wider¬
stand des Gegners gebrochen werden, wobei der gegen die Lücke von
Tomaszów vordringenden 5. Armee Plehwes naturgemäß die Hauptrolle
zufallen mußte. Den Rückenstoß dieser Armee möglichst wirksam zu ge¬
stalten, war denn auch in den letzten Tagen das Hauptstreben Iwanows.
Daher dessen stete Sorge, die beiden rechten Flügelkorps Plehwes, das XXV.
und das XIX., könnten zu stark in die Brandung des Kampfes südlich
von Lublin hineingerissen werden, die unablässig wiederholte Mahnung,
der späteren Verwendung gegen Süden und Südost eingedenk zu sein,
und das Aufatmen Iwanows, als endlich vom 9. September an die Ab¬
rechnung mit der Armee Dankls den dieser ohnehin weit überlegenen Korps
Letschitzkis und Ewerts überlassen werden konnte.
Demgemäß erließ Iwanow in den nächsten 36 Stunden eine Reihe
von Weisungen, aus denen sich seine weiteren Absichten klar abzeichneten.
Zur Verfolgung der Armee Dankls wurden lediglich die 9. und 4. in Aus¬
sicht genommen, von denen jene zunächst den unteren San oder den Lçg-
abschnitt, diese die Sanstrecke Rozwadów—Krzeszów oder mindestens
die Höhen südlich des Tanew zu gewinnen hatte1). Die am westlichen
Weichselufer angesetzte Reiterei hatte zu trachten, bei Sandomierz das
rechte Ufer zu gewinnen und im Rücken des Gegners Unordnung hervor¬
zurufen. Teile der 9. Armee waren gegebenenfalls bei Zawichost auf das
linke Ufer zu setzen. Von der S.Armee hatten die beiden westlichen
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Korps, solange GdK. Dankl noch nördlich der Tanewniederung stand,
die Armee Ewerts wohl noch durch tatkräftiges Zugreifen gegen die Linie
Janów—Bilgoraj zu unterstützen. Nachher sollten sie in südöstlicher Rich¬
tung über Tereszpol gegen Cieszanów—Narol abschwenken, welchen Raum
auch das Reiterkorps Dragomirow möglichst rasch zu gewinnen hatte.
Die beiden östlichen Flügelkorps hatten fürs erste in engstem Anschluß
an das XXI. Korps der 3. Armee gegen den Rücken von Rawa Ruska zu
wirken. In weiterer Folge gedachte Iwanow, die 5. Armee an die Linie
Cieszanów—Niemirow vorzusenden. Gegenüber der solcherart dem Gen.
Plehwe zugedachten entscheidenden Rolle fiel den beiden östlichen Armeen
nur mehr die Aufgabe zu, sich zu behaupten und möglichst viele Kräfte
des Gegners zu fesseln. Gelang es durch dieses Manöver das öst.-ung.
Nordheer zu werfen, dann wollte der methodische Oberbefehlshaber der
!) La grande guerre, 262 ff. — Zichowitsch, 201 f. — Die Bezeichnung der
Örtlichkeiten selbst schwankt in den einzelnen Befehlen, der Grundgedanke der Ope¬
rationen bleibt aber der gleiche.