Russische Flügelangriffe gegen die 1. Armee
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III. kauk. Korps und die 82. RD. verstärken, denen Plehwe gegebenenfalls
sogar die 81. RD. der Besatzung von Brest-Litowsk zugesellen konnte.
Inzwischen scheint aber doch die Zuversicht Ewerts wieder gestiegen zu
sein und er beschwor am 9. früh gemeinsam mit Letschitzki den Ober¬
befehlshaber der Südwestfront, es beim früher befohlenen konzentrischen
Angriff zu belassen1). Iwanow stimmte mit einer leichten Rüge wegen
der voreiligen Berichterstattung Ewerts zu. So hatte sich die seit achtzehn
Tagen ununterbrochen kämpfende k. u. k. 1. Armee nunmehr zweieinhalb
russischer Armeen zu erwehren.
Letschitzki biß wohl, als er am 9. September früh seine dichten
braunen Angriffswellen gegen die öst.-ung. Linien hinfluten ließ, beim
Korps Kirchbach wie an den früheren Tagen auf Granit. Dagegen führte
ein russischer Einbruch bei der 95.LstID.zur Zurücknahme der ganzen
Gruppe Kummer hinter die Wyznica, womit auch ein noch weiteres Ab¬
biegen des linken Flügels der 12. ID. verbunden war. Zum Glück stieß
der Russe wieder nur sehr zögernd nach. Als er gegen Abend bei der
lOó.LstID. neuerlich angriff, wurde er vom Teschener LstlR. 31 im Gegen¬
angriff abgewiesen.
Weit folgenschwerer gestalteten sich jedoch die Ereignisse östlich der
Bystrzyca. Vorerst gelang es zwar dem Korps Woyrsch, das nun auch die
3.LD., GLt. v. Wegerer, in die Schlacht warf, seine alten Stellungen und
damit auch die allerdings meist unbrauchbar gemachten Kanonen zurück¬
zuerobern. Gleich darauf aber drückte ein stark überlegener Angriff der
ganzen rassischen 4. Armee den rechten Flügel der 33. ID. und die 37. HID.
zurück. Mangel an Artilleriemunition hatte der Abwehr das Rückgrat
gebrochen und hieß auf eine Wiedergewinnung der verlorenen Stellung
verzichten. Zu allem Übel scheint gegen 10hvorm. die 37. HID., die sich
überdies durch den Verlust einer wichtigen Höhe in der rechten Flanke
schwer bedroht fühlte, die vorbereitenden Weisungen des V. Korpskmdos.
für das Abziehen des Trains als allgemeinen Rückzugsbefehl aufgefaßt
zu haben, denn sie verließ ihre Stellungen, obwohl der Rückzug des
Korps vom linken Flügel aus geplant war. FZM. Puhallo sah sich nun
genötigt, auch die 33. und die 14. ID. in Eile zurückzunehmen, wobei die
zweitgenannte ein Jägerbataillon zum Flankenschutz für die 46. SchD.
des I. Korps auf dem Schlachtfeld beließ.
Nun stürzte sich der Russe auch auf die bloßgelegte Nordflanke der
deutschen Landwehr, traf sie empfindlich und entriß ihr 26 Geschütze.
Der eilig zurückfahrende Troß des Korps geriet, begleitet von flüch-
!) La grande guerre, 258. — Zichowitsch, 198 ff.