Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

254 
Der Sommerfeldzug 1914 gegen Rußland 
sehen Kolonne in das Waldgebiet nordwestlich von Lemberg eintrafen, 
war der Abwehrplan der 3. Armee im Norden zusammengebrochen. 
Nicht wesentlich besser stand es im Süden, da das VII. Korps meldete, 
die vom XII. zurückgelassene Lücke nicht vor dem 3. September aus¬ 
füllen zu können und auch dies nur, wenn der Feind nicht drücke. Zu 
alldem sagte sich GdK. Brudermann, daß die 4. Armee nicht vor Ablauf 
von sechs Tagen wirksam werden könne. Während dieser verhältnismäßig 
langen Spanne Zeit die örtlich nur durch Erdwälle geschützte Hauptstadt 
Galiziens mit immerhin sehr ruhebedürftigen Truppen behaupten zu 
können, schien dem Armeeführer ein Beginnen zu sein, das sehr leicht 
zum schwersten Übel der ohnehin hart geprüften Armee ausschlagen 
konnte. So schlug denn GdK. Brudermann am 2. vormittags dem AOK. vor, 
seine Armee „hinter die Wereszyca (mit starken Kräften am nördlichen 
Flügel) zu führen, dort ihre Widerstandskraft erneut zu stählen, um dann 
bei der Hauptentscheidung wieder mit ihr als entsprechendem Faktor 
rechnen zu können". 
Nach kurzer Überlegung, wenn auch „schweren Herzens", stimmte 
das AOK. eine Stunde später der Preisgabe Lembergs und dem Rück¬ 
züge der 3. Armee hinter die Wereszyca zu. Seine Kenntnis über die 
Lage und die Absichten der feindlichen Ostarmeen ließ viel zu wünschen 
übrig. Zumal darüber, ob die russische 3. Armee den nach Süden ge¬ 
rufenen Korps Auffenbergs im Angriffe begegnen oder bloß in einer 
Abwehrstellung auf den Höhen bei Zolkiew entgegentreten würde, ließ 
sich aus den Nachrichten nur ein schwankendes Urteil gewinnen. Gewiß 
war es nach der Anschauung Conrads wahrscheinlicher, daß der Feind 
die Teichlinie der Wereszyca zu umgehen versuchen werde, statt an sie 
frontal anzurennen. Wie sich die Dinge in Wirklichkeit auch gestalten 
mochten — soweit die 3. Armee in Frage kam, so mochte selbst die Mel¬ 
dung Brudermanns, daß die 3. Armee sich nach zwei oder drei Tagen 
Kampf noch weiter werde zurückziehen müssen, im Hauptquartier nicht 
allzu entmutigend zu wirken. Umso entscheidender konnten sich in einem 
solchen Falle Auffenberg und zugleich von Süden her die 2. Armee zur 
Geltung bringen1). 
Entsprechend diesen Erwägungen stellte Conrad der 4. Armee am 
3. September in Aussicht, daß sie voraussichtlich von Bel£ec—Uhnów in 
geradeaus südlicher Richtung, also auf Niemirów und Magierów, werde 
vorzustoßen haben; allerdings könne ein weiteres Zurückweichen der 
3. Armee auch eine mehr südwestlich gehaltene Richtung erfordern. 
i) Conrad, IV, 630 und 635.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.