Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Entschluß Conrads zur Fortführung des Nordstoßes 
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Schlußfolgerungen der Feldherren 
H i e z u Skizze 7 
Das Schicksal der 3. Armee hatte sich dem öst.-ung. Generalstabs¬ 
chef bleiern auf die Seele gelegt. Einen Brief, den er am 27. dem General¬ 
adjutanten des Kaisers schrieb, leitete er mit den Worten ein, daß er 
diese Zeilen „im schwersten Momente" seines Lebens niederlege. „Was 
mich selbst anbelangt," heißt es gegen Schluß dieses Schreibens, „so habe 
ich in meinem Innern abgeschlossen"1). Die Ereignisse bei der 3. Armee 
konnten in der Tat schon in den nächsten Tagen entscheidend auf das 
Geschick des hoffnungsvoll vorwärts schreitenden Nordflügels zurück¬ 
wirken und diesem den Erfolg, der schon ziemlich nahe zu winken schien, 
in elfter Stunde entreißen. Wie sehr ein solcher Umschwung schon am 
27. früh, als die Lage bei der 3. Armee besonders düster aussah, zu be¬ 
fürchten gewesen war, hat sich in der damals zum erstenmal schärfer 
gefaßten Absicht Conrads gezeigt (S. 214), die 4. Armee zu bremsen und 
im Räume Zamosc—Laszczów—Tomaszów derart bereitzustellen, „daß 
sie entweder durch einen Vorstoß nach Ost oder Südost die 3. Armee zu 
unterstützen" vermochte. Auch das vorübergehende Abziehen der in einer 
für Auffenberg besonders wirksamen Richtung angesetzten Gruppe Erz¬ 
herzog Joseph Ferdinand hatte dargetan, wie nahe das AOK. in jenen 
trüben Stunden schon daran war, im Hinblick auf die kritischen Er¬ 
eignisse bei Brudermann der 4. Armee in den Arm zu fallen. 
Als sich dann jedoch noch am selben Vormittage die Lage bei der 
3. Armee wieder rosiger zeigte, kam der Generalstabschef noch einmal 
auf den Grundgedanken des bisherigen Manövers zurück. Er ließ seinen 
Armeeführern um 2h nachm. durch den Draht mitteilen, daß der Kampf 
in den folgenden Tagen unter Heranziehung aller Kräfte ohne Rücksicht 
auf „lokale Rückschläge" fortzusetzen sei. Erzherzog Joseph Ferdinand 
wurde wieder der 4. Armee zurückgegeben, damit er dort an der Ent¬ 
scheidung ausschlaggebend mitwirke. Auch der neuerliche Rückschlag, 
der bei der 3. Armee am zweiten Schlachttage eingetreten war, brachte 
Conrad von dem Entschlüsse, nun die Dinge am Nordflügel ausreifen zu 
lassen, nicht mehr ab. Nach den beim AOK. eingelangten Meldungen 
standen der 1. Armee 6y2 russische Divisionen (4. Armee mit dem XIV., 
XVI. und Grenadierkorps), der 4. etwa 7 Divisionen (XIX., XXV. und 
ein drittes Korps, dazu die 70. RD.) gegenüber. Darnach war kein über¬ 
i) Conrad, IV, 551 ff.
	        
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