Entschlüsse am 27. August nachmittags
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daß er nicht nachstieß, am 28. die zur Erholung und Ordnung der stark
durcheinandergeratenen Verbände unbedingt nötige Muße gewährte.
Wichtig war es, endlich Einblick gegen Iwangorod zu gewinnen. Die
3. KD. konnte wegen Übermüdung von Mann und Pferd, zumal bei ihrer
Artillerie, dieser Aufgabe nur höchst unvollständig genügen. Nichtsdesto¬
weniger bestand beim Armeekmdo. der Eindruck, daß von Iwangorod her
keine Gefahr drohe und auch die bei Wawolnica festgestellten Truppen —
in Wirklichkeit schon die vordersten Abteilungen der sich hier bildenden
Gegenstoßgruppe — nur als sich sammelnde Teile des geschlagenen Feindes
zu betrachten seien. Da außerdem der Ostflügel der Armee Ewerts offen¬
kundig den Rückzug angetreten hatte, ihre Mitte aber neuerlich entschei¬
dend geschlagen war, stellte sich dem GdK. Dankl die Vertreibung des
feindlichen Westflügels aus seiner stark verschanzten Stellung im Räume
Du¿a und Belzyce als nächste Aufgabe dar. Dankl, der am 27. sein Haupt¬
quartier in Krasnik im Kasino des 9. Donkosakenregiments aufgeschlagen
hatte1), gedachte, den Widerstand der Russen nicht durch einen Stirn¬
angriff zu brechen, sondern indem er das V. Korps von Osten her gegen
Du¿a, die Gruppe Kummer von Westen über Opole zur Umfassung an¬
setzen wollte. Das X.Korps hatte selbst vorgeschlagen, daß man ihm
seine Vorrückungsrichtung Krasnostaw belasse. Die doppelte Pflicht, zu
einem Eingreifen rechts bei der 4. Armee oder links beim V. Korps bereit
zu sein, lastete nicht eben leicht auf den Schultern des Korpsführers.
Auf russischer Seite entschied der Befehlshaber der 4. Armee, als er
am 27. nachmittags die Kunde der schweren Niederlage seines XVI. Korps
erhielt, fürs erste, daß das Korps seine verlorene Stellung zurückzu¬
erobern habe. Mit zunehmender Erkenntnis der Größe des Mißerfolges
nahm Ewert diesen Befehl jedoch wieder zurück. Die drei in der Front
befindlichen Korps sollten sich südlich der Linie Bel±yce—Du±a—Chmiel
zur Abwehr einrichten und dort das Eingreifen der hinter den rechten
Flügel heranfahrenden Truppen abwarten2).
Am 28. zu früher Morgenstunde fand die 46. SchD. das Gefechts¬
feld zwischen der Bystrzyca und der großen Straße nach Lublin frei.
Vom GdK. Kirchbach zur Gewinnung der Höhe unmittelbar südlich von
Duza aufgerufen, stürmte sie vorwärts, um schließlich durch ein Ein¬
schwenken gegen Nordwesten der 5. ID. bei ihren schwierigen Angriffen
gegen die Höhe nordöstlich von Klodnica zu Hilfe zu kommen. Das
russische XIV. Korps blieb nichtsdestoweniger fest.
1) Pastor, Viktor Dankl (Freiburg 1916), 15.
2) La grande guerre, 161.
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