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Der Sommerfeldzug 1914 gegen Rußland
hörenden 4. Armee Rechnung, wo die Rücksicht auf die Ereignisse östlich
von Lemberg doch hemmend wirken konnte. Aber die durch den Eindruck
des Sieges von Krasnik beim Feinde hervorgerufenen Anordnungen, die
Rechtsschwenkung der russischen 5. Armee, die damit Auffenberg die
Flanke bot, und die starke frontale Stützung der russischen 4. Armee
durch das XVIII. Korps, die alsbald die Tapferen Dankls zu fühlen be¬
kamen, sollten in den nächsten Tagen bei den k. u. k. Armeen zu einem
der Heeresleitung halb aufgezwungenen Wechsel der Gewichtsverhält¬
nisse führen, der freilich fürs erste von einer neuen glänzenden Waffen¬
tat, dem Siege von Komarów, gekrönt werden durfte.
GdK. Dankl hatte in Ewert einen zielbewußten Gegenspieler er¬
halten. In voller Erkenntnis der Gefahren, die seinem Westflügel drohten,
warf der neue Befehlshaber der russischen 4. Armee alle verfügbaren
Kräfte, eine Brigade der 46. ID., die eintreffenden Teile der 80. RD.
und auch die Spitzenbrigade des der Armee zugewiesenen XVIII. Korps
in den Raum um Wawolnica. Während die Masse der Armee Ewerts
in der südwestlich gerichteten Front Belzyce—Borzechow—Bychawa—
Turobin den Gegner auf sich zu ziehen hatte, sollte die um Wawolnica
versammelte, noch durch die 13. KD. verstärkte Kraftgruppe einen ent¬
scheidenden Entlastungsstoß südwärts in die offene Flanke des Bedrängers
führen. Die Ausführung dieses Flankenstoßes mußte jedoch auf sich
warten lassen, da wegen der mißlichen Bahn Verhältnisse das von Warschau
nach Iwangorod fahrende XVIII. Korps frühestens erst am 27. abends
auf das Schlachtfeld gelangen konnte.
Um so bedeutsamer war für die 4. Armee die Entlastung, die der
Nachbar, die 5. Armee des Gen. Plehwe, bringen sollte. Schon am 23.
hatte Iwanow dieser Armee befohlen, bei gleichzeitiger Abwehr der um
Tomaszów und Zamosc gemeldeten gegnerischen Streitkräfte der öst.-
ung. 1. Armee in Flanke und Rücken zu fallen. Hiezu sollte sie, leicht
südwestlich gewendet, am 25. die Linie Zamosc—Tyszowce—Sokal er¬
reichen. Am 24. schärfte das Kommando der Südwestfront Plehwe aufs
neue ein, „mit versammelten Armeekorps den Angriff gegen die Flanke
und den Rücken des die 4. Armee bedrängenden Gegners zu führen"1),
dabei aber auch die Sicherung gegen Rawa Ruska nicht außer acht zu lassen
und über Kamionka-Strumilowa die Verbindung mit dem Nordflügel
Rußkis herzustellen.
Über den Gegner nur dürftig, zum Teil falsch unterrichtet, rechnete
Gen. Plehwe, einer der angesehensten russischen Führer, für die nächste
i) Z i c h o w i t s c h, 46.