Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Einleitung des Nordstoßes 
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Festungsdreieck4 4 Rowno—Dubno—Luck, von erheblichen feindlichen Kräf¬ 
ten schwer feststellbarer Stärke zwischen Kremieniec und Proskurow, 
von zwei weiteren, gegen die Bukowina und Rumänien sichernden Korps 
gewußt. Vergebens drängte Conrad in den darauf folgenden Tagen 
immer wieder auf Nachrichten über die Vorgänge hinter der Bugstrecke 
Krylów—Hrubieszów, von wo aus der Nordstoß am unmittelbarsten in 
die Flanke gefaßt werden konnte, vergeblich wandte sich sein forschen¬ 
der Blick immer wieder gegen die offene Grenze zwischen Sokal und 
Tarnopol. Nur östlich des Zbrucz schien sich (und das war erfreulich 
genug) das Geheimnis des russischen Aufmarsches etwas zu lüften. Mit 
offenkundiger Befriedigung, bei der freilich der Wunsch leicht der Vater 
des Gedankens werden konnte, bemerkte der Generalstabschef am 20. 
früh zum Obersten Metzger, daß für eine von Osten gegen Lemberg ge¬ 
richtete Offensive ein Anzeichen fehle1). Verschiedene Nachrichten wu߬ 
ten von großen Eisenbahnbewegungen aus Podolien nach Wolhynien zu 
berichten. Am 21. vorm. traf eine allerdings vom 19. stammende Meldung 
des Gdl. Kövess ein, daß seiner Auffassung nach „südlich der Bahn 
Proskurow—Zmerinka erhebliche russische Kräfte in der nächsten Zeit 
nicht zur Verwendung4' (siehe Skizze 1) kommen würden 2). In denselben 
Stunden unternahm der Linienschiffsleutnant Banfield mit seinem Flug¬ 
zeug eine weite Streifung nach Podolien hinein. Auch er vermochte keine 
nennenswerten Kräfte festzustellen. Die russischen Massen, die sich in 
Wirklichkeit dort befanden, waren offenkundig in sehr glücklicher Ver¬ 
teilung und wohl meist bei Nacht marschiert, während sie sich bei Tag 
in den Wäldern und Ortschaften gedeckt haben mochten. Das AOK. hin¬ 
gegen erblickte in den übereinstimmenden Mitteilungen eine Bestätigung 
für seine Auffassung; am 21. nachmittags ließ es dem Gdl. Kövess die be¬ 
ruhigende Mitteilung zukommen, daß sich zwischen dem Dniester und 
der Linie Tarnopol—Proskurow anscheinend „keine namhaften feind¬ 
lichen Kräfte44 befänden3). 
Schien schon diese Gestaltung im Osten den von Conrad gehegten 
Gedanken, mit möglichst starken Kräften nach Norden zu stoßen, noch 
mehr zu rechtfertigen, so erhielt er am selben 21. durch eine Nachricht 
1) C o n r a d, IV, 433. 
2) Ebenda, IV, 447. 
3) An der Erkundung der Verhältnisse in Podolien nahm auch die vom Gendarmerie- 
Obstlt. Fischer geleitete Nebenkundschaftsstelle Czernowitfc verdienstvollen Anteil. Unter 
ihren zahlreichen Meldungen enthielt aber erst eine am 24. erstattete einen Hinweis 
darauf, daß sich die russische 8. Armee zwischen Wolocfcysk und Nowosielica ver¬ 
sammle. Damals war die Offensive nach Norden längst angetreten.
	        
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