Volltext: St. Adalbero

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war auch das 700 Jahre lang geübte Golteslob im Chore 
auf Regierungsbefehl verstummt; das gemeinsame Leben ward 
gleichfalls ausdrücklich verboten und dem einzelnen Ordens- 
manne das Recht der Klage an die weltliche Regierung zu- 
gestanden. Die Kapelle zu Mernbach mußte demofirt, die 
Kapelle im Spitale execrirt werden; die frühere Pfarrkirche 
blieb als Gottesackerkapelle bestehen. Der Kirchenschatz wurde 
1788 und 1793 seiner kostbaren Monstranzen, Kelche und 
Reliquienbehälter entledigt. Die Pfarrsprengel Neukirchen 
und Aichkirchen wurden zu selbständigen Vikariaten bestimmt; 
sie waren übrigens schon seit 1751 durch exponirte Ordens- 
Priester besorgt worden. Dazu kam jetzt noch die Pfarre 
Bachmanning aus dem großen Pfarrsprengel von Pichl, 
deren uralte Kirche schon im neunten Jahrhundert beurkundet 
ist. Unter Abt Amand blühte u. A. der als Kupferstecher 
berühmte P. Colomann Fellner. 
Im Jahre 1788 wurde der Fortbestand des Stiftes 
beschlossen und Amandus kam wieder als wirklicher Abt in 
Thütigkeit, nachdem dem Stifte bereits tiefe Wunden geschlagen 
waren. Wie barbarisch man aber auch da noch verfuhr, da- 
von zeugt die einfache Thatsache genug, daß die Ruhe- 
statte.des hl. Stifters Adalbero hinweggeräumt 
w erden sollte! Der vielgeprüfte Abt entschlief am 23. Febr. 
1794 und wurde auf dem gewöhnlichen Kirchhofe begraben. 
Der Abt Julianus Ricci hatte die unglücklichste 
Zeit, die Deutschland nach dem Schwedenkriege sehen mußte, 
die Zeit des französischen Krieges, durch den Alles darnieder 
getreten ward, durchzumachen, er sah die Beraubung des 
Klosters, die gezwungene Hingabe seiner Kirchengeräthe, von 
denen nicht einmal der Kelch des Stifters unangetastet blieb; 
er sah sein Stift zur Kaserne und zum Lazareth für Soldaten 
umgewandelt und die Unmöglichkeit, bei solchen Zeiten die 
Klosterzucht aufrecht zu erhalten. Dreimal empfand das Stift 
Hohenegger, St. Adalbero, I. Abth. Leben. 7
	        
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