Volltext: Herzog Friedrichs Flucht von Constanz nach Tirol

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des jegliche Ordnung in der Kirche, wie sie Sigmund, gedrängt von der 
ganzen Christenheit anstrebte, unmöglich gemacht worden wäre. Doch 
diesmal verrechnete er sich furchtbar. 
2. Des Herzogs tiefer Fall. 
Eine ungeheure Verwirrung griff in Constanz beim Bekanntwerden 
der Flucht des Papstes und des Herzogs um sich. Der König allein be 
wahrte seine Geistesgegenwart. Ihm schien jetzt der Augenblick gekommen, 
seine und des Concils ganze Macht zum Sturz des verhassten, übermüthigen 
Vasallen rücksichtslos zu entfalten. Gleich am nächsten Tag ergieng unter 
Zustimmung von Kirchen - uud Fürstenversammlung die Aufforderung 
an Friedrich, sich zu stellen und zu verantworten. Als er nicht gehorchte, 
erfolgte Schlag auf Schlag wider ihn. Ohne den gebräuchlichen Rechts 
gang zu beobachten, zugleich auf eine Flut von Anklagen seiner Feinde 
hin, wurden Acht und Bann wider ihn geschleudert und alle Welt auf 
gefordert, sich über sein Besitzthum herzumachen, kein Eid und kein 
Vertrag soll dagegen hinderlich sein, jedermann dürfe im Namen des 
Reiches behalten, was er erobere. Hiebei wurde nicht die geringste Rück 
sicht darauf genommen, dass Friedrichs Länder Gesammtgut des Hauses 
Habsburg waren und dass namentlich sein Bruder Ernst das nächste An- 
und Erbrecht darauf hatte. Und nun erhoben sich bereits Ende März 
und zu Anfang April 1415 wider den Herzog in die hunderte von per 
sönlichen und politischen Feinden, von Gläubigern und Beutegierigen, um 
ihn zu berauben. In wenig Wochen waren der grösste Th eil der elsäs- 
sischen, schwäbischen und schweizerischen Besitzungen verloren, die sehr 
wichtigen vorarlbergischen und damit der Zusammenhang mit dem Haupt 
land Tirol aufs äusserste gefährdet. Bischof Hartmann von Cur, Graf 
Friedrich von Toggenburg, Graf Wilhelm von Bregenz, die Lindauer, 
St. Galler, Appenzeller und viele andere Herren, Ritter, Knechte und 
Städte rückten mit Beginn des April vor Stadt und Burg Feldkirch, welche 
lange mannhaft Widerstand leisteten. 11 ) Die tapfere Vertheidigung des 
Schlosses leitete wahrscheinlich der österreichische Vogt Ritter Ulrich von 
ll ) Richenthal a. a. Ort. 66. Aschbach, Gesch. Kaiser Sigmunds II. 74, 
421 u. 424. Bezüglich Feldkirchs enthalten selbst die gleichzeitigen Berichte Wider 
sprüche, was bei dem grenzenlosen Durcheinander der Ereignisse nicht wundernehmen 
darf. Einerseits meldet der Ritter von Rodinstein am 9. April nach Frankfurt am 
Main: „Auch haben des Königs Freunde dem Herzog zwei Schlösser abgewonnen, mit 
Namen Rynecke und Kirchfelden.“ (Aschbach II, Beilage X 424.) Hierunter sind 
zweifellos Rheineck und Feldkirch zu verstehen. Andererseits sagt aber Richenthal 
1. c., dass die obgenannten Herren einnahmen „die land und in sonder Veltkirch die 
statt. Die vesti ze Veltkirch, (die ob der statt Veltkirch lit) mocht inn aber nit als
	        
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