Volltext: Herzog Friedrichs Flucht von Constanz nach Tirol

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Friedrich hatte mittlerweile die volle Herrschaft über Tirol und die 
Vorlande angetreten. Da verbanden sich geistliche und weltliche Grosse 
zur Beschränkung seiner fürstlichen Macht. Er nahm den Kampf mit 
ihnen auf. Schon war gelegentlich Bischof Ulrich von Brixen schlimm 
weggekommen. Aerger ergieng es dem Bischof von Trient, Georg von 
Liechtenstein. Herrschsucht, Gewaltthaten, Vertrags- und Treubruch machten 
ihn wie den Unterthanen so dem Herzog verhasst. Erstere schüttelten 
sein Joch ab und unterwarfen sich diesem. Der Kirchenfürst musste auf 
sein Bissthum verzichten und sich auf seine Hausgüter in Mähren zurück 
ziehen. Von hier schleuderte er Bann und Interdict über Herzog Friedrich 
und seine eigene Diözese. Zugleich wandte er sich klagend an den Beformpapst 
Johann XXIII. und an den neuen deutschen König Sigmund den Luxem 
burger. 3 ) In seinen Sturz wurde zugleich sein Bundesgenosse, der mäch 
tigste tirolische Adelige, Heinrich von Bottenburg, verwickelt. Dieser 
verlor Hab und Gut, Freiheit und Leben; mit ihm erlosch überhaupt das 
Geschlecht im Mannsstamm. Er hinterliess jedoch von seiner Gemahlin 
Agnes, Tochter des Grafen Albrecht von Bludenz, eine Erbin, Barbara von 
Bechberg, welche später als Erbansprecherin gegen Herzog Friedrich auf 
trat. Mit dem Schwiegervater des gestürzten Bottenburgers, Albrecht von 
Bludenz, kam aber nicht nur eine vollständige Aussöhnung, sondern auch 
eine erneute Bestätigung des Verkaufes seiner Herrschaft 1413 zustande, 
so dass sich die Bludenzer bereits als Unterthanen Friedrichs betrachteten. 4 ) 
Auch die Baiernherzoge hatten die günstige Gelegenheit in diesen Kämpfen 
noch einmal benüzt, um sich wenigstens theilweise wieder in Besitz des 
einst verloren gegangenen Tirols zu setzen, aber ebenfalls unverrichteter 
Dinge hievon abstehen müssen. Unter vollster Anerkennnng ihrer Hilfe 
und Verdienste bestätigte hierauf Herzog Friedrich den Bürgern von Inns 
bruck und Hall alle Freiheiten und Bechte; mit Begeisterung huldigten 
ihm unter anderen die Unterthanen der Gerichte Pfunds im Oberinnthal 
und Castelbell im Vinstgau, welche bisher unter den Herren von Schlan- 
dersberg, eifrigen Parteigängern des Bottenburgers, und unter letzterem 
selbst gestanden waren 5 ) Friedrichs Nachbar und grösster Feind im 
Westen war Bischof Hartmann von Cur, Graf von Werdenberg-Sargans 
und Herr von Sonnenberg bei Bludenz. Seit seiner Erhebung auf den 
bischöflichen Stuhl 1389 lag er in fast ununterbrochenem Kampf mit dem 
Hause Habsburg. Ein ähnlicher Charakter und von gleichen Bestrebungen 
wie Georg vou Trient, vereinte er in sich zugleich den ganzen Hass 
seines weitverzweigten, aber heruntergekommenen, verschuldeten, zank- 
3 ) Alf. Huber, Geschichte Oesterreichs II, 394 ff. Alb. Jäger, Geschichte der 
landständischen Verfassung Tirols II a, 262 ff. J. Egger, Geschichte Tirols I, 457 ff. 
4 ) Krüger a. a. Ort. Nr. 749 u. 750. 
5 ) Jäger II a 300 ff.
	        
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