Sprache.
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das al am Ende mit mehreren gemein: Dienal, Mädchen,
Katal, Kätchen, Moidal, Maria, Andal, )lnna. Kre-
w and ist die Bank vor der Hausthüre, und Kuchelmär-
g en das Speisebehältniß. Wenn es mich deucht, heißtsbeym
Rauriser Zammi.
Im Lungau ist die Sprechart ein Gemische von der
kärthner'schen, steyermärkischen und inländischen. Der Lun-
gauer schafft die einfachen Vokale vielfältig in unregelmäßige
Doppellaute um, dehnt jedes Wort ungewöhnlich lang. Au¬
ßerdem hat er viele ganz eigene Wörter, deren Abkunft aus
der tieferen Vorzeit hergeholt werden muß. Broid
ist Brot, groiß, groß; gei, leit, mach, sach, sei
heißt gehen, liegt, mein, sein, sie; lämpern, p l a i p e r n,
plaudern, Hailskelpern, Halsbinde, Aufsatz, Haar¬
bund. In Lungau muß alles gekostet werden, was nur
immer gebraucht wird. Offenbare Abstammungen aus der
slavischen oder wendischen Sprache sind: Moritzen, Salies-
nigg, Gurpatschöck, Gensgitsch, Ztrin, Zalusen, Linitz,
Leisnitz, Tschitschan, Göschitz, Pegöriach re.
Die Sprache der Pinzgauer hat sehr viel Eigenes,
und es ist beynahe nothwendig, ihre Sprache zureden, um
ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie enthält sogar Ausdrücke
ihres Charakters, welche der Menschenforscher unmöglich
verkennen kann. Sie sprechen insgemein mehr langsam als
schnell; selbst, wenn sie in Affekt gerathen, sprechen sie selten,
und nicht merklich schneller. Ein beständiges Steigen und
Fallen, Erhöhen und Vertiefen des Tones gibtihrerSprache
eine Art von Gesang. Ueberhaupt sprechen sie die Worte ziem¬
lich hart und stark aus, und gilt hier eben das, was deß-
falls oben bey Werfen gesagt wurde.
Wie die Taufnahmen und die Namen vieler Feste in der
gewöhnlichen Aussprache verunstaltet werden, wird im salzb.
Amts- und Jntelligenzblatte von 1831 S. 407 und408 ziem¬
lich umständlich geliefert. Wir führen nur die Appl (Apollo¬
nia), den Wastt (Sebastian), den Flor! (Florian) und den
Hanns (Johannes), den Attwetter Herrentag (Johann und
Paul), den Gottsleihmanstag (das h. Fronleichnamsfest)
an.
Indeß bemerken wir mit Rektor I. I. G. Schelle,
das manche Provinzialismen ein Beförderungsmittel der Ety¬
mologie sind und folglich für den Sprachforscher keine unan¬
genehmen Erscheinungen liefern.