Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

X -'-li'» 
Ausblick vom S с h a fb er g g e g en den Dachstein > 
Älpler, wenn er im Frühling, den Hut mit Blumen besteckt, jodelnd 
und juchzend zum erstenmal wieder auf die Almen fährt. 
Verlassen wir jedoch den Talboden, steigen wir hinauf zu den 
Höhen des Schafbergs, dann ändert allmählich auch die Landschaft 
ihr Gepräge. Je mehr sich im Steigen der Gesichtskreis erweitert, 
je mehr neue Spitzen zwischen und über den schon bekannten 
Bergen im Süden des Sees auftauchen, desto mehr weicht der 
Eindruck lauten Frohsinns dem eines stillen Ernstes. Und wenn 
schließlich, auf dem Gipfel angelangt, unser Blick ringsum nach 
allen Seiten frei wird, dann ist das, was sich hier dem Auge bietet, 
von überwältigender Erhabeniheit. Über den jähen Absturz des 
Berges hinweg schauen wir hinab auf grüne Matten und dunkle 
Wälder, auf blaue Seen und gUtzernde Bäche; und weiter hinaus 
schauen wir in die fruchtbare Ebene mit dem bunten Muster ihrer 
Wiesen und Felder, von Straßen durchzogen und reich besetzt mit 
Ortschaften, Kirchen und Gehöften. Unabsehbar dehnt sie sich 
aus, beginnend im Westen, wo der Spiegel des bayerischen Chiem¬ 
sees wie flüssiges Metall herüberschimmert, und nordwärts sich 
erstreckend bis dahin, wo die flache Linie des Böhmerwaldes mit 
der des Horizontes im Ungewissen verschwimmt. Wenden wir uns 
aber zurück, woher wir gekommen sind, dann liegt vor unseren 
Augen in erschütterndem Gegensatz die Kette der Alpen, unzählbar 
Gipfel an Gipfel gedrängt, ein zu Stein erstarrtes Gewoge, dessen