Volltext: Zweiter Band (Zweiter Band 1847)

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an blutigen Fehden und Kämpfen, Gesetzlosigkeit, Finsterniß und Unwissenheit. 
Gegen das Ende jener Periode war aber das Edle und Schöne fast verschwun¬ 
den, nur das Schlechte war geblieben; statt Treue und Liebe zum Vaterlande 
herrschten Selbstsucht, kleinliche Berechnung, Eigennutz und oftmals Verrath 
an Fürst und Land; statt Aufopferung für große edle Ideen Eigennutz, Ge¬ 
nuß der Gegenwart und sinnlicher Freuden,; statt Begeisterung für Religion und 
ihre hohen Zwecke, äußere Merke und Kultus ohne Geist und Liebe, welche 
beide versöhnend oder wohlthuend im Leben wirken. 
Die großartigen Kämpfe einer deutschen Heldenzeit hatten aufgehört, aber 
im Innern des Landes störten blutige Fehden die Ruhe des Bürgers und Land- 
mannes, verdarben die Früchte ihres Fleißes, ihrer Mühe; kein Sinn für 
Vaterland und seine Bewohner, Kämpfe zwischen Fürsten, selbst zwischen 
Brüdern herrschten, die edelsten Bande rissen, welche die Natur geschlungen 
hatte. Man strebte nur nach Besitzthum, unbekümmert um die Wahl der Mit¬ 
tel, das Schwert entschied, selten die Gerechtigkeit, Gewalt und Aufruhr 
tobten, fremde Söldner, beutelustig und räuberisch, oft unmenschlich, kämpften 
für Fürsten und Mächtige, konnte man aber den hohen Sold nicht bestreiten, 
so plünderten sie im Lande und verübten Grausamkeiten aller Art. Statt Ein¬ 
heit und Ruhe war eine jämmerliche Zerrissenheit und Unordnung, schlechte Haus¬ 
wirthschaft, keine geregelte Gesetzgebung und nur kraftlose Vollführung; andre 
Stelle strenger, weiser Gerechtigkeit traten Selbstrache oder die blutigen Vehm- 
gerichte, es war keine Achtung vor dem Gesetze, kein festes Zusammenhalten 
im Sturm und Drang gegen gewaltige Feinde. Die Macht der Fürsten war oft 
zu schwach und zu beschränkt, die Güter derselben großentheils dahingegeben 
oder verpfändet, stets Mangel an Geld, Abhängigkeit von den Ständen in dieser 
Rücksicht, daher selten Gelegenheit oder Raum zu großartigen Unternehmungen 
selbst für das Wohl und die Ehre des Landes. Mancher Ruf des Fürsten an 
seine Großen verhallte ungehört an den harten Herzen, aber auch die Klagen 
derselben, die Leiden des Volkes fanden oft keine Abhülfe und Erh'örung bei 
jenen, besonders zur Zeit der traurigen Kämpfe zwischen K. Friedrich und seinem 
Bruder Albrecht VI. 
So war es in manchen deutschen Ländern, — so war es besonders auch in 
Oesterreich durch längere Zeit.; stiller und ruhiger ward es wohl hier zuletzt, als 
ermattet von langen Kämpfen die Krieger ruhten — aber nicht rückwärts und 
auch nicht vorwärts zum Bessern ging es; doch wie in der Natur oft ein unge¬ 
regeltes Treiben herrscht, das alte Chaos wiederzukehren scheint, und doch neue 
Kraft und Ordnung sich emporringen, so ist es auch in der Geschichte der 
Menschheit der Fall. Alles ist in ewiger Bewegung begriffen, stets waltet das
	        
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