Volltext: Zweiter Band (Zweiter Band 1847)

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todt blieben, Andere verwundet wurden; die Wiener geriethen nun in Wuth, 
führten Kanonen auf, und begannen, die Burg zu beschießen. Sie wollten die 
Kaiserin und den Prinzen schonen, und verlangten, der Kaiser möchte sie hin- 
wegbringen; er aber gab zur Antwort, sie wollen sich rächen oder mitsammen 
sterben. Doch nahmen sich nun mehrere Edle von Oesterreich und der Steiermark 
desselben an und schickten der Stadt Wien Fehdebriefe zu, dies thaten auch 
der König Georg von Böhmen und sein Sohn Victorin. Die Wiener, jetzt zu 
schwach, baten den Erzherzog Albrecht zu ihnen zukommen und sie in der Bela¬ 
gerung der Burg zu unterstützen. Er begab sich auch vom Lande ob der Enns 
hinab, und rief die Edlen zum Zuge gegen den Kaiser auf, deren viele sich an 
ihn anschlossen. Am 29. Oktober war er in Melk *) und am 2. November zog 
er mit seinem Gefolge in Wien ein. Er harte zwei große Kanonen mitgebracht, 
die er nun gegen die Burg verwendete. 
Viele Fehdebriefe wurden am 4. November dem Kaiser zugeschickt, wor¬ 
unter jene des Jörg von Stein, Pancraz von Auersperg und Andreas von Polheim. 
Am folgenden Tage schloß Albrecht einen zweijährigen Bund und Landfrieden 
mit den Ständen und Städten unter der Enns 2). Die Noth in der Burg war 
immer größer geworden und Mangel an Lebensmitteln riß ein, ein Vergleich 
wurde versucht, aber vergeblich, der Kaiser wollte mit Recht die harten Be¬ 
dingungen Albrechts nicht annehmen und lieber in seiner Burg untergehen; da 
erscholl endlich die Nachricht, K. Georg von Böhmen sey schon in Korneu- 
bürg eingezogen und bedrohe Wien; dies war am 14. November der Fall 3). 
Nun wurde ein Waffenstillstand mit dem Erzherzog Albrecht geschlossen und 
am 2. Dezember ein Vergleich zu Stande gebracht, wodurch er das ganze 
Land unter der Enns auf acht Jahre erhielt, alles Eroberte zurückstellen und 
jährlich dem Kaiser 4000 Dukaten bezahlen sollte. K. Friedrich zog am 4. De¬ 
zember mit seiner Familie aus der Burg, diese begab sich nach Neustadt, er 
selbst aber zog zum Könige von Böhmen und überhäufte ihn und die Seinigen 
mit Dank und mit Gnadenbezeigungen und ging dann ebenfalls nach Neustadt. 
Erzherzog Albrecht hatte nun sein Ziel erreicht, er war Herr des Landes 
unter der Enns, es wurde ihm gehuldiget und er schlug seinen Wohnsitz in der 
Burg zu Wien auf; aber in Ruhe und mit Freude konnte er sein auf diese 
A) Lichnowsky, VII. Reg. 700. 
2) L. C. Reg. 706. Kurz, Friedrich IV, B. II. S. 227. 
3) Diese Belagerung der Burg beschrieb am besten ein gleichzeitiger Priester von Melk, 
Wolfgang von Steter genannt; er war ein Oberösterreicher, von der Stadt Steter 
gebürtig, wie er es selbst in seinem Itinerarium oder seiner Chronik sagt, welche von 1414 
bis 1484 geht, Klostergeschichten, aber auch andere Begebenheiten enthalt. Diese Chronik ist 
bei Pez. X. II. p. 446 etc.
	        
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