Volltext: Geschichte von Garsten

D i e Garstener Stiftskirche. 
Wer am Tor der heutigen Strafanstalt steht und die rouchp 
kge Fassade mit den Pilastern, dem Architrav und den 
feierlichen Flächen schaut, wird dem Baumeister dieses Kunst¬ 
werkes Bewunderung und Staunen nicht versagen können- 
Das Portal mit der Aufschrift: „Denite adoremus", „Kom¬ 
met, lasset uns anbeten", birgt in einer Nische das Standbild 
des heiligen Berthold, des ersten Garstener Abtes, während 
zu beiden Seiten aus gebrochenen Giebeln zwei Engel knien, 
welche die Abzeichen seiner Würde tragen. 3m zweiten Stock¬ 
werk stehen in zwei Nischen die Statuen des Stifterpaares, 
Ottokar VI (IV.) und feiner Gemahlin Elisabeth,- sie sind 
aus Kleinmminger Sandstein gemeißelt. In der Mitte zwischen 
beiden Herrschergestalten sieht man in einem Fenster eine 
Kugel, die durch einen Mechanismus von der Turmuhr aus 
in Bewegung versetzt wurde und sich einmal im Tage um 
ihre eigene Achse drehte: jetzt ist der Globus ruiniert. 
Zuhöchst aus dem Bordergiebel zwischen beiden Türmen thront 
eine Riesenstatue der seligsten Jungfrau, zu deren Ehre die 
Kirche gebaut wurde. 
Die beiden Türme werden durch das Siegeszeichen der 
Christenheit, das Kreuz, gekrönt. Die Turmkreuze find 2.80 
Meter hoch, der Querbalken mißt fast 2 Meter. Die vergol¬ 
deten Kugeln weifen im Durchmesser 85 Zentimeter auf. Als 
im Fahre 1860 Pfarrer Verwagner das letztem«! die 
Kirche herunterputzen und die Türme frisch eindecken ließ, 
fand man in einer der beiden Kugeln eine alte Urkunde, in 
der die Zeit der Aufstellung der beiden Turmkreuze verzeichnet 
ist und die Namen der damals lebenden 34 Priester 
und Kleriker des Klosters zu lesen sind. Das Eisen¬ 
blech der Turmhelme wurde im Fahre 1908/09 durch 
das widerstandsfähige Kupferblech ersetzt. Ein glücklicher Zu¬ 
fall rettete im Fahre 1918 das Kupferdach vor der Ablie¬ 
ferung. Die einflußreiche Persönlichkeit des verstorbenen Herrn 
Pfarrers S i g l brachte es auch zustande, daß während des 
Weltkrieges die große Bertholdiglocke, gegossen 1707 in Linz, 
erhalten blieb. 
Wenn schon die Außenseite des Gebäudes großes In¬ 
teresse erweckt, so wird der Besucher zur hellen Begeisterung 
entflammt, wenn er im die Kirche eintritt. Er wird über¬ 
wältigt durch den machtvollen Eindruck der hochgespannten 
Tonnengewölbe mit den reichen Stukkoarbeiten, welche die 
farbenfriedlichen Freskogemälde umrahmen; die vielen Engel- 
gestalten hauchen dem ganzen Ban Leben ein. Des Bau¬ 
meisters künstlerischer Geist schwebt gleichsam durch den Raum. 
Die Länge der Kirche beträgt vom Hauptpottal bis zum 
Hochaltar 46.71 Meter, die Breite einschließlich der Kapellen
	        
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