Volltext: Sommerfrische Waldhausen, O.-Ö.

lizitanbo verkauft und zugunsten des Relrgio-nsfondes ein¬ 
gezogen werden. 
Was nicht veräußert werden könne, sollte „eingehen", 
darunter auch die Stiftskirche, zumal im Markte ohnehin 
eme geräumige Pfarrkirche zur Seelsorge vorhanden sei. 
Der Streit um die Pfarrkirche. 
Das der prachtvollen Stiftskirche drohende Schicksal des 
„Eingehenmiissens" ging nicht nur den <$$=Stifts geistlichen, 
sondern auch dem Volke nahe. Schon bei der Uebergabs- 
kommission baten vier Untertanen des aufgehobenen Stiftes 
um Belastung der Stiftskirche. Man beschwichtigte die Bitt¬ 
steller. 
Zur Zeit des Propstes Floridus hatte 1785 der Bischof 
gelegentlich der Visitation in Waldhaufen wahrgenommen, 
daß hier zwei Kirchen bestünden: der Marktkirche war 
der Friedhof, bei der Stiftskirche der Taufstein; die pfarr- 
lichen Funktionen wurden bald in dieser, bald in jener Kirche 
vorgenommen. Der Bischof bestimmte die Stiftskirche als 
Pfarrkirche, das Gotteshaus im Markte als Nebenkirche. 
Das forderte den Protest der Marktbewohner heraus, in 
dem sie hinwiesen, daß bie Marktkirche schon um 200 Jahre 
älter fei als die Stiftskirche. Ein Taufstein habe in ihrer 
Kirche bestanden, fei aber durch bas Stift entfernt worben. 
Der Gottesdienst fei an Sonn- und Feiertagen regelmäßig mit 
Amt unb Prebigt im Markt-Gotteshaus gehalten worben. 
Sie baten um Erhebung der Marktkirche zur Pfarr¬ 
kirche, um Aussetzung eines Taufsteines barinnert unb um Er¬ 
bauung eines Pfarrhofes unb einer Schule im Markte. 
1787 (Februar) gab bas bischöfliche Qrbinariat bem 
Drängen ber Marktbewohner nach: bas Marktgotteshaus 
würbe Pfarrkirche, ein Stiftsgeistlicher sollte in ben Markt 
versetzt werben. Die Regierung genehmigte ben Vorschlag. 
3m April 1787 baten wieber 706 Untertanen, daß bie 
Stiftskirche Pfarrkirche bleibe, b. H. neuerlich werbe. Die 
Stiftsgeistlichen unternahmen Schritte in biefer Richtung aus 
„Furcht vor ber Auswanderung". Hinter ihnen stauben jene 
Teile ber Pfarre, bie auch Heute noch ben Bestand ber Kloster¬ 
kirche Hochhalten. Der Dechant von Pabneufnrchen nahm 
Partei für bie Marktbewohner, inbern er bie Herhaltung ber 
Stiftskirche als zu kostspielig hinstellte. 
Die Regierung wollte nun einmal bie geistliche Kommu¬ 
nität „am Schloßberge" sprengen unb barmn um jeben Preis 
den Hort ber Einheit, bie Stiftskirche, -beseitigen. 
So gab sie am 14. August 1792 den Befehl, es fei die 
große odex zweite Glocke von ber überflüssigen Stiftskirche 
zu Walbhaujen nach ©leinst zu bringen. Es geschah nicht. 
Die Geistlichen erbaten bie Richtausführung biefer Verorbnung.
	        
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