Volltext: Sommerfrische Waldhausen, O.-Ö.

Um Schulden zu tilgen, verkaufte dieser Propst die 
schöne, einträgliche Herrschaft Schotterlee, „zum größten Nach¬ 
teil und Sturz des Stiftes", wie der Chronist Baumann 
bemerkt. 
Käufer war Graf Siuzenborf; er ist dieses Besitzes nie 
froh geworden; wenige Sah re vor Aufhebung unseres Stiftes 
kamen zwei Bürger von Schotterlee nach Waldhausen und 
stellten an das Stift die Bitte, den Rückkauf dieser Güter 
zu veranlassen: »der augenscheinliche Fluch sei über die ganze 
Herrschaft gekommen, indem Herr und Untertanen vollständig 
verarmten.“ Zu tpät; das seinem Untergänge nahe Stift 
konnte nicht mehr helfen. Die Schuldenlast verbitterte auch 
Propst Augustin das Leben. Bon Sorgen gepeinigt, ver¬ 
ließ er nach der Erzählung eines Kammerdieners öfters 
des Nachts sein Lager und stöhnte auf, weil er den unaus- 
bleibbaren Sturz seines Stiftes voraussah. 
Unter der 3eit dieses Propstes (1704) wurden auch die 
herrlichen barocken Statuen „Immakulata" und „Dreifaltig¬ 
keit" aufgestellt, die heute noch die Umgebung des Domkapitel- 
scheu Maierhofes zieren. 
Die Lage Waldhausens war zur Zeit des Propstes elend 
geworden. Und noch war kein Ende der Opfer abzusehen. 
1716 erging die Verordnung an die Provinzialverwaltungen, 
den Bermögensstanb der Geistlichen zu erheben, 1717 folgte 
eine genaue Aufnahme des Kirchenoermögens unb Sie Be¬ 
willigung für die Obrigkeiten, auch mit Zwangsmitteln die 
geistlichen Zehentgüter einzutreiben. Statt dieser Güter erhob 
bann Kaiser Karl VI., angefangen vom Jahre 1717, die 
Sortififrationsfeier vom Klerus, die zuerst auf fünf Jahre 
festgesetzt wurde unb dann immer bis ins neunzehnte Jahr¬ 
hundert auf weitere fünf Jahre erstreckt würbe. 160.000 
Gulden hatte der Klerus aufbringen müssen, wozu der Prä¬ 
latenstattb des Landes ob der Enns 8000 Gulden zuschoß. 
Wie lange noch — und Waldhausen mußte unter seiner 
Schuldenlast zusammenbrechen. Als Propst Augustin am 
3. Februar 1721 seine Augen für diese Welt schloß, wies das 
Stift schon mehr -als 160.000 Gulden Schulden aus. 
Unter dem vorletzten Propst. 
Noch einmal gestaltete die Regierung in Waldhausen 
die Prälatenwahl, in der am 5. Mai 1721 der bisherige 
Stiftsdechant Josef Nägerle, ein Wirtssohn aus Grein, zur 
Würbe des Prälaten erhoben wurde. Laut Uebergabsprotokoll 
waren vorhanden an Barschaft 3701 fl. 9 Kr.; Schulden 
herein 161.726 fl.; Schulden hinaus 161.750 fl., darunter 
befanden sich aber runb 10.000 fl. uneinbringliche Schulben 
aus kaiserlichen Schulbverfchreibungen ber Jahre 1511, 1633,
	        
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