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79.
Freiherr yon Macchio an Grafen Berchtold.
Telegramm. Rom, am 21. Dezember 1914.
Schon vor zwei Tagen hatte Baron Sonnino mir gegenüber
das Gespräch auf die von Herzog Avarna in seinem Auftrage ein¬
geleitete Konversation mit Euer Exzellenz gebracht und bemerkt,
daß jetzt allerdings der Ausgangspunkt, nämlich die Okkupation
gewisser Teile Serbiens durch die k. u. k. Truppen, in Wegfall
gekommen sei.
Ich konnte hiebei konstatieren, daß ihm die Antwort Euer
Exzellenz bereits zugekommen sei und daß er hierauf eine Gegen¬
argumentation dem italienischen Botschafter in Wien habe zu¬
kommen lassen. Da über deren Aufnahme ihm damals noch nichts
bekannt war, ebensowenig wie mir, ich also nicht vorgreifen wollte,
andererseits Baron Sonnino erwähnte, daß ihm daran liege, schon
jetzt mit der k. u. k. Regierung diese Frage freundschaftlich zu
erörtern, so beschränkte ich mich meinerseits darauf, hervorzu¬
heben, daß, wie ich wüßte, auch die k. u. k. Regierung gerne
bereit sei, eine solche prinzipielle Erörterung fortzusetzen.
Ich glaube nicht, daß hier der Eindruck bestehen kann, als
ob wir eine weitere Konversation ablehnten.
80.
Herr von Mayrhauser an Grafen Berchtold.
Telegramm. Valona, am 25. Dezember 1914.
An verschiedenen Stellen der Stadt wurden heute früh einzelne
Schüsse abgefeuert; italienische Kolonie flüchtete ins Konsulat.
Hierauf landeten italienische Stationäre 300 Mann mit Lan¬
dungsgeschützen, welche öffentliche Gebäude besetzten.
81.
Herr von Mayrhauser an Grafen Berchtold.
Telegramm. Valona, am 25. Dezember 1914.
Nach Vollziehung Besetzung der Stadt suchte mich italienischer
Konsul auf und erklärte :
Infolge revolutionärer Stimmung in der Umgebung Valonas
sowie heutigen Zwischenfalles (Gewehrschüsse) habe er an Admiral
Patris Ersuchen gestellt, die Stadt zwecks wirksamen Schutzes
italienischer und fremder Kolonien militärisch zu besetzen; Durch¬
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