Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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177. 
Baron Burián an Freiherrn von Macchio, 
Telegramm. Wien, am 10. Mai 1915. 
Bei Ihrer nächsten Unterredung mit Baron Sonnino wollen 
Euer Exzellenz sich als leitenden Gesichtspunkt vor Augen halten, 
daß Alles daran gesetzt werden muß, um jetzt ein Abreißen der 
Verhandlungen mit Italien zu verhindern. 
Falls Baron Sonnino in keiner Weise auf unser letztes Anbot 
eingeht, von sich aus weder auf frühere noch auf neue Forderungen 
zu sprechen kommt und sich nur auf die Ablehnung unserer An¬ 
träge beschränkt, können Euer Exzellenz im Sinne Ihres Télé¬ 
grammes vom 6. 1. M. mit dem Vorschlage hervortreten, die früheren 
italienischen Propositionen nun als prinzipielle Verhandlungsbasis 
anzunehmen mit dem Bemerken, daß sich hiebei noch ein ge¬ 
wisses Entgegenkommen in dem einen oder anderen Funkte er¬ 
zielen ließe. 
In letzterer Hinsicht gebe ich Euer Exzellenz im Folgenden 
die äußersten Zugeständnisse bekannt, welche wir noch zu er¬ 
wägen in der Lage wären und können sich Euer Exzellenz für 
ermächtigt halten, eventuell auf dieser Basis auch eine Präliminar- 
verständigung zu redigieren. 
1. Südtirol. In diesem Punkte scheint sich die italienische 
Regierung mit unserem Anbote mehr oder minder abzufinden. 
2. Isonzo. Eine Erweiterung des bisherigen Zugeständnisses, 
und zwar am westlichen Ufer des Isonzo bis zur reinen Sprach¬ 
grenze und somit einschließlich der Abtretung von Cormons. 
3. Triest. Die Verleihung eines Namens, wie „Freie Stadt", 
könnte ins Auge gefaßt werden. 
4. Inseln. Pelagosa könnte mit dem Hinweise auf dessen 
Nähe zur italienischen Küste konzediert werden. 
5. Inkraftsetzung. Der Anregung der Teilung der Punkte 
könnte sinngemäß stattgegeben und die sofortige mise en effet be¬ 
züglich Albaniens, Triests und Pelagosas zugesagt werden. 
178. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián. 
Telegramm. Rom, am 10. Mai 1915. 
Es hat sich herausgestellt, daß der König ebenso wie die 
meisten Kabinettsmitglieder sowohl über unsere Zugeständnisse als 
über die Stimmung des Landes systematisch von Baron Sonnino 
falsch informiert worden sind. Speziell ergibt sich, daß der Minister 
des Äußern auch meine genauen Mitteilungen (vide mein Telegramm 
vom 6. 1. M.), die er sich notierte, mir vorlas und ausdrücklich
	        
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