Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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fallen. Durch weitestgehendes sofortiges Entgegenkommen und ins¬ 
besondere präzise Formulierung unserer Anbote, die gleich für 
Akkordabschluß verwendbar, ist die Situation vielleicht noch zu 
retten. 
174. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián. 
Telegramm. Rom, am 6. Mai 1915. 
Euer Exzellenz gestriges Telegramm habe ich heute bei Baron 
Sonnino verwertet. 
Ich trug dem Minister unsere Konzessionen genau vor und 
suchte insbesondere die neu hinzugekommenen Punkte an der Hand 
Euer Exzellenz Bemerkungen in entsprechendes Licht zu stellen. 
Ich rekapitulierte auch die von Italien erwartete Gegenleistung, 
hob hervor, daß die k. u. k. Regierung glaube, mit ihren jetzigen 
Vorschlägen vielen seiner früheren Einwendungen Rechnung ge¬ 
tragen und dem Komplexe seiner Postulate nach Möglichkeit sich 
genähert zu haben. 
Baron Sonnino notierte alle meine Vorschläge und Bemerkungen 
auf das genaueste und bemerkte seinerseits Folgendes: 
Durch Zurückziehung der früheren italienischen Forderungen 
und Kündigung Dreibundvertrages durch Italien in Wien sei letzte 
Phase der Verhandlungen abgeschlossen. Italien habe vollständig 
freie Hand gewonnen. Im einzelnen hob er hervor, daß von der 
Sprachengrenze im Trentino noch immer die bekannten drei Täler 
ausgeschlossen seien, daß vorgeschlagene Isonzogrenze unzureichend 
sei und daß die Revision des Triester Gemeindestatutes durch 
eine Auflösung des Gemeinderates und Einsetzung eines Regie¬ 
rungskommissärs, wie dies ja öfter vorkomme, jederzeit unwirksam 
gemacht werden könne. Bezüglich der mise en effet bestehen bei 
ihm noch immer die alten Bedenken. Die Inselfrage wurde vom 
Minister nicht berührt, natürlich auch nicht von mir. 
Baron Sonnino versprach, die ihm von mir vorgelegten Vor¬ 
schläge dem Ministerrate unterbreiten und dessen Ansicht einholen 
zu wollen. Auf meine Frage, ob er nicht seinerseits irgend welche 
spezielle oder modifizierte Wünsche hätte, äußerte er sich ver¬ 
neinend, was ich dahin interpretiere, daß er sich nunmehr ganz 
auf die Entschließungen des Ministerrates zurückzieht. Ich hielt 
es für angebracht, um dem bekannten Mißtrauen immer wieder 
entgegenzuarbeiten, und unter neuerlicher Betonung, daß dies ein 
nochmaliger Beweis für den festen Wunsch der k. u. k. Re¬ 
gierung nach einer baldigen Verständigung sei, hervorzuheben, daß 
Euer Exzellenz mich autorisiert hätten, falls die jetzigen Konzes¬ 
sionen als Basis für einen Akkord hier angenommen würden, 
gleich die Formulierung des Textes vorzubereiten. Baron Sonnino 
notierte sich auch diese Bemerkung für den Ministerrat.
	        
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