Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

14 
als ich in Gallspach vor der Tür zum Auskleideraum stand 
und die Leute betrachtete, da mußte ich mir unwillkürlich 
sagen: „Was wollen denn die in Gallspach, die sehen ja 
alle so gut aus?“. Später, im Gespräch mit ihnen, erfuhr 
ich, wie schwer oft ihr Leiden war. Zum Vergnügen geht 
niemand nach Gallspach, da muß schon ein Leiden vor 
liegen. In diesem Sinne ungefähr sagte mir jeder seinen 
Zustand. Und doch schauten die meisten ganz gut aus. 
Daraus ergab sich mir der Schluß, daß alle Menschen 
mehr oder minder krank sind. Sie gleichen einem Drama, 
das einen Höhepunkt und eine Katastrophe hat. Auch die 
Menschen überschreiten meist von ihnen selbst unbemerkt 
den Höhepunkt der Gesundheit und dann geht es abwärts 
dem Tode zu. Es gilt nun, in diese absteigende Kurve 
Haltestationen einzubauen, ehe es zu spät ist, bevor die 
Auflösung schon zu weit fortgeschritten ist. Wenn der 
Kranke selbst es merkt, ist es meist schon höchste Zeit, 
aber oft schon zu spät. 
So ist das menschliche Leben voller Tragik. Die zer 
störenden Kräfte schleichen heran, ohne daß wir es wissen, 
ja bei scheinbar bestem Wohlsein setzt schon der Nieder 
gang ein. 
4* Was jedei* Kranke in Gailspach wissen sollte* 
Tausende sind schon an den Zeileisapparaten vorüber 
gezogen, Tausende werden noch vorüberziehen und Hei 
lung oder Linderung finden. Wer aber die Menschen über 
Einzelheiten dieser Apparaturen fragt, erhält ein Kopf 
schütteln als Antwort. So konnte der Glauben vom Wun 
dermann, Vom Zauberer von Gallspach, entstehen, ganz 
gegen den Willen des stillen Meisters. Die folgenden 
Zeilen wollen in leichtverständlicher Weise den Schleier