Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

Festungsartillerie, für den Etappendienst, als Feldgendarmen, als Offi?icrs6iener, Pferdewärter 
und dergleichen, abgegeben werden, überdies wurde in Brixen sofort bei der Mobilisierung aus 
2er Kaiserjägern die Reserve-Telegraphenbau- und Betriebsabteilung Nr. 19 aufgestellt. 
Schon am 1. August waren die von jedem Regiment für die ersten Mobilisierungstage beizustel- 
leuden Eisenbahnsicherungen abgegangen. Ganz besonders machte sich damals in den Garnisonen 
Südtirols wie allerorten die Furcht vor Ausspähuug und Verrat geltend; verschiedene im Umlauf 
befindliche Gerüchte von Anschlägen auf die Eisenbahn oder von Autos, die mit Gold beladen in 
Feindesland zu fahren versuchten, hatten eine Verschärfung des Wachtdieustes und die Absperrung 
von Straßenzur Folge. 
Nach dem Mvbilisieruugsplau war die Überführung der Kaiserjägerregimenter vom Friedens- 
auf den Kriegsstand in den Kaderstationen vorgesehen. So traten am 6. August die auswärtigen 
Teile des 2.Regiments, der Regimentsstab, das I. und das II. Bataillon von Bozen, das 
III. Bataillon von Meran, die Fahrt nach Brixen an. Am selben Tage gingen beim 3.Regiment 
der Regimentsstab, das II. und das III. Bataillon, das die 11. Kompagnie von Ala herangezogen 
hatte, mit der Bahn von Rovereto nach Trient ab. Am 7.rollte das 4. Regiment, der Regiments¬ 
stab und das II. Bataillon von Riva, das III. Bataillon von Arco und das I. Bataillon von 
Mezzvlvmbardo nach Hall. Auf dem Bahnhof von Trient hatte sich Generalmajor Richard Macjer, 
der Kommandant der 96.«Znfanteriebrigade, eingefunden, um den durchfahrenden 4er Kaiser- 
jägern mitzuteilen, daß die Bahnstrecke durch Flieger des Feindes bedroht sei. Die getroffenen 
Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich allerdings als überflüssig. Am 8. August verliehen der Regi- 
mentsstab, das I. und das II. Bataillon des 1. Regiments Trient. Der Magistrat der Stadt ver- 
abschiedete sich am Bahnhof von dem ausziehenden Regiment. 
>Zn allen Stationen, die man passierte, wurden die vorüberziehenden Transporte mit 
Wein und Eßwaren bewirtet. Und ebenso zeigte sich die hochgemute Stimmung der Bevölkerung 
bei der Ankunft in Innsbruck. Auch dort wurden die eintreffenden 1er Kaiserjäger herzlich begrüßt, 
überall Begeisterung in Stadt und Land, bei dem Durchmarsche von Truppen, bei vaterländischen 
Ansprachen, bei jeder neuen Kundgebung und beim Eintreffen der ersten Siegesnachrichten aus 
dem Westen. >Zn der Landeshauptstadt Innsbruck wallten in diesen Tagen immer wieder jubelnde 
Bolksscharen unter den Klängen historischer Märsche und Lieder zum Erzstandbild Andreas Hofer6, 
vaterländische Ansprachen wurden von seinem Postament herab gehalten. Die „Marcia reale", 
die italienische Königshljmne, die neben dem „Heil dir im Siegerkranz" des deutschen Dreibund- 
genossen anfänglich oft erklang, verstummte wohl bald, als Statten mit schönen Worten aus seiner 
Buudesverpflichtuug aussprang. Seine offene Gegnerschaft war offenbar nur eine Frage der Zeit. 
Die Haltung Englands ließ ahnen, mit welcher Übermacht die Mittelmächte in dem großen Kriege zu 
ringen haben würden. Aber alle die Hiobsbotschaften vermochten die zuversichtliche Stimmung jener 
Tage nicht zu trüben. 
Mit dem Eintreffen der auswärtigen Kaiserjägerbataillone in den Kaderstationen begann sofort 
die Einreihung der Reservemannschaften. Auch mußten noch innerhalb der Feldbataillone und der 
Ersatzformationen mindertaugliche gegen taugliche Leute eingetauscht und Offiziere, für einen 
anderen Posten ausersehen, durch andere erseht werden. Die Bagagen waren vorschriftsmäßig 
zu beladen, zu bespannen und die Pferde einzufahren. Alle diese Arbeiten vollzogen sich fast reibuugs- 
los und konnten in kurzer «Zeit bewältigt werden. Am vierten Mobilisierungstag — 7. August — 
stand schon das 2.und das 3. Regiment und in den nächsten Tagen auch das 1. und das 4. Regiment 
marschbereit da. iZedes Feldregiment zählte im Regimentsstab mit Musik und Pionierabteilung 
rund 100 Mann, in jeder Kompagnie fast 300Mann, jede Maschinengewehrabteilung 54 Mann, 
23 Tragtiere und zwei Maschinengewehre. Als Regimentstrain entfielen auf den Regimentsstab 
eine Fahrküche, ein Proviantwagen und ein Bagagewagen, auf jede Kompagnie ein Kompagnie- 
muuitiouswagen, eine Fahrküche und ein Proviantwagen, für je zwei Kompagnien ein Bagage- 
wagen. Das 1., 3. und das 4. Regiment hatten einen Berpflegsstand von je 3500 Mann, das 
2. Regiment von 4670 Mann. Die Ersatzbataillone waren bei jedem Regiment bis zur Stärke eines 
Friedensregiments angewachsen. 
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