mitten hinein in die Zeilen und verwischte ihm das Ganze. Da zerriß er die Karte und schmiß die
Fetzen hin, sie sollen warten zu Hause, wir müssen auch warten! — Traumhaft zieht das vergangene
Leben in Gedanken vorüber, immer näher kommen wir dem Leben, erschreckt fahren wir auf.
Zukunft! Was weiß ein Soldat davon! Tinmal den Kopf da hinausgereckt und er fällt — alles
vorbei."
Am 20. März ging Oberst Mollinar^ vom 1. Regiment ab, um das Kommando des Infanterie-
regiments 56 zu übernehmen. Oberst Karl 5oos von Badok, der bisherige Generalstabschef der
Armeegruppe Pflanzer-Baltin, übernahm das Kommando des I. Regiments. Abends wurde das
III. Bataillon des 4. Regiments in feiner Stellung nördlich des S^kowabaches durch das III. Ba-
taillon des 1. Regiments abgelöst. Das II. Bataillon der 1er Kaiserjäger kam als Brigadereserve
nach Siarlj.
Die nunmehr von zwei Bataillonen (I.undlll.) des I.Regiments bezogene bisherige Stellung der
4er Kaiserjäger bot mit ihrem rechten Flügel, die 3. Kompagnie Oberleutnant Schweinberger, am
Hange westlich des M^cinabaches dem Feinde die offene Flanke, da das Infanterieregiment 98
rechts rückwärts hinter dem Stzkowabach stand. Der Kommandant des I. Bataillons, Major Fößl,
hatte das Divisionskommando auf die ungünstige Lage aufmerksam gemacht und gebeten, das 6n-
fanterieregiment 98 an den Mqcinabach vorzunehmen. Allein, bevor die Lücke zwischen diesem
Regiment und dem 1. Regiment geschlossen war, hatten die Russen die Schwäche ihres Gegners
erkannt und stießen am 20. März um 11 Uhr nachts unter dem Schutze der Dunkelheit gegen den
rechten Flügel des 1. Regiments vor. Eine Gruppe des Feindes schob sich unbemerkt durch das
tief eingerissene Bachtal des M^cinabaches in die rechte Flanke der 3.Kompagnie. Eine zweite
Stoßgruppe richtete ihren Angriff gegen die Front der 2. Kompagnie. Mit dem Rufe: „Kaiser-
jäger nicht schießen, Sechsunddreißiger sind da", näherten sich die Russen rasch der Stellung, der
noch keine Hindernisse vorlagen. Bor den Kampfgräben der Kaiserjäger angelangt, schleuderten
die Angreifer plötzlich Handgranaten, die mit lautem Krachen niederprasselten, und drangen mit
lautem Geschrei in die Stellung der 3.und 2. Kompagnie ein. Der Feind vermochte sogar bis in die
Gehöfte hinter der Stellung, wo sich das I. Bataillonskommando einquartiert hatte, vorzudringen.
Rur mit knapper Rot entgingen Major Fößl und sein Adjutant, Oberleutnant Ottitsch, der
Gefangennahme.
Rasch sammelten sich die überraschten Kaiserjäger wieder und warfen die Russen ans den Gräben
heraus. Herbeieilende Verstärkungen, die 11. Kompagnie des I. Regiments und die 12. Kom-
pagnie Leutnant Grün des 4. Regiments, stopften die Lücken in der Front. Die anderen drei Kom-
pagnien des III. Bataillons, Major Szamvald, waren inzwischen nach vollzogener Ablösung nach
Siarjj zurückmarschiert, wo sich das ganze 4. Regiment zu sammeln hatte.
Am 21. März übernahm der Kommandant der 121. Brigade, Oberst Bonbank, den Befehl
über den bisherigen Berteidigungsabschnitt des Generalmajors von RÄha. Dort oblagen nun-
mehr das 1. und das 3. Regiment dem Stellungsdienst. Das 4. Regiment rückte als Korpsreserve
von Siarg nach Grodek (nördlich von Ropa) ab.
Räch den bewegten Tagen war seit dem 21. März auf dem Gefechtsfeld von S^kowa wieder
Ruhe eingetreten, doch hatten die Stellungskompagnien nach wie zuvor durch Nässe und Kälte
sehr zu leiden. Der Krankenabgang blieb ein bedenklich hoher. Zu alledem mußte der Kampf gegen
das Hochwasser treten. Seit dem 14. März herrschte Tauwetter, zeitweilig schlug Sprühregen
nieder. Die im Talgrunde des Stzkowabaches gelegenen Stellungen ertranken bald in Wasser.
Die Versuche, die Überschwemmung durch Schaffung besserer Abzugsmöglichkeit zum Bache zu
verringern, hatten nicht den gewünschten Erfolg. Der Aufenthalt in den Kampfgräben wurde
durch das steigende Grundwasser immer unerträglicher. Die Führung mußte sich daher entschließen,
die erste Linie der 121. Brigade in der Nacht auf den 23. März aus dem Sqkowagrunde auf den
linksufrigen Höhenrand zurückzunehmen. Nur bei der Brücke Kote 314 hatte eine Gruppe des
3. Regiments unter Hauptmann Schönn eine brückenkopfartige Stellung besetzt zu halten. Der
Abschnitt der 121. Brigade Oberst Bonbank bildete nunmehr zwei Unterabschnitte, einen nörd-
lieben unter Major von Wilburger mit dem Feldjägerbataillon 30 und dem III. Bataillon des
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