Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

mitten hinein in die Zeilen und verwischte ihm das Ganze. Da zerriß er die Karte und schmiß die 
Fetzen hin, sie sollen warten zu Hause, wir müssen auch warten! — Traumhaft zieht das vergangene 
Leben in Gedanken vorüber, immer näher kommen wir dem Leben, erschreckt fahren wir auf. 
Zukunft! Was weiß ein Soldat davon! Tinmal den Kopf da hinausgereckt und er fällt — alles 
vorbei." 
Am 20. März ging Oberst Mollinar^ vom 1. Regiment ab, um das Kommando des Infanterie- 
regiments 56 zu übernehmen. Oberst Karl 5oos von Badok, der bisherige Generalstabschef der 
Armeegruppe Pflanzer-Baltin, übernahm das Kommando des I. Regiments. Abends wurde das 
III. Bataillon des 4. Regiments in feiner Stellung nördlich des S^kowabaches durch das III. Ba- 
taillon des 1. Regiments abgelöst. Das II. Bataillon der 1er Kaiserjäger kam als Brigadereserve 
nach Siarlj. 
Die nunmehr von zwei Bataillonen (I.undlll.) des I.Regiments bezogene bisherige Stellung der 
4er Kaiserjäger bot mit ihrem rechten Flügel, die 3. Kompagnie Oberleutnant Schweinberger, am 
Hange westlich des M^cinabaches dem Feinde die offene Flanke, da das Infanterieregiment 98 
rechts rückwärts hinter dem Stzkowabach stand. Der Kommandant des I. Bataillons, Major Fößl, 
hatte das Divisionskommando auf die ungünstige Lage aufmerksam gemacht und gebeten, das 6n- 
fanterieregiment 98 an den Mqcinabach vorzunehmen. Allein, bevor die Lücke zwischen diesem 
Regiment und dem 1. Regiment geschlossen war, hatten die Russen die Schwäche ihres Gegners 
erkannt und stießen am 20. März um 11 Uhr nachts unter dem Schutze der Dunkelheit gegen den 
rechten Flügel des 1. Regiments vor. Eine Gruppe des Feindes schob sich unbemerkt durch das 
tief eingerissene Bachtal des M^cinabaches in die rechte Flanke der 3.Kompagnie. Eine zweite 
Stoßgruppe richtete ihren Angriff gegen die Front der 2. Kompagnie. Mit dem Rufe: „Kaiser- 
jäger nicht schießen, Sechsunddreißiger sind da", näherten sich die Russen rasch der Stellung, der 
noch keine Hindernisse vorlagen. Bor den Kampfgräben der Kaiserjäger angelangt, schleuderten 
die Angreifer plötzlich Handgranaten, die mit lautem Krachen niederprasselten, und drangen mit 
lautem Geschrei in die Stellung der 3.und 2. Kompagnie ein. Der Feind vermochte sogar bis in die 
Gehöfte hinter der Stellung, wo sich das I. Bataillonskommando einquartiert hatte, vorzudringen. 
Rur mit knapper Rot entgingen Major Fößl und sein Adjutant, Oberleutnant Ottitsch, der 
Gefangennahme. 
Rasch sammelten sich die überraschten Kaiserjäger wieder und warfen die Russen ans den Gräben 
heraus. Herbeieilende Verstärkungen, die 11. Kompagnie des I. Regiments und die 12. Kom- 
pagnie Leutnant Grün des 4. Regiments, stopften die Lücken in der Front. Die anderen drei Kom- 
pagnien des III. Bataillons, Major Szamvald, waren inzwischen nach vollzogener Ablösung nach 
Siarjj zurückmarschiert, wo sich das ganze 4. Regiment zu sammeln hatte. 
Am 21. März übernahm der Kommandant der 121. Brigade, Oberst Bonbank, den Befehl 
über den bisherigen Berteidigungsabschnitt des Generalmajors von RÄha. Dort oblagen nun- 
mehr das 1. und das 3. Regiment dem Stellungsdienst. Das 4. Regiment rückte als Korpsreserve 
von Siarg nach Grodek (nördlich von Ropa) ab. 
Räch den bewegten Tagen war seit dem 21. März auf dem Gefechtsfeld von S^kowa wieder 
Ruhe eingetreten, doch hatten die Stellungskompagnien nach wie zuvor durch Nässe und Kälte 
sehr zu leiden. Der Krankenabgang blieb ein bedenklich hoher. Zu alledem mußte der Kampf gegen 
das Hochwasser treten. Seit dem 14. März herrschte Tauwetter, zeitweilig schlug Sprühregen 
nieder. Die im Talgrunde des Stzkowabaches gelegenen Stellungen ertranken bald in Wasser. 
Die Versuche, die Überschwemmung durch Schaffung besserer Abzugsmöglichkeit zum Bache zu 
verringern, hatten nicht den gewünschten Erfolg. Der Aufenthalt in den Kampfgräben wurde 
durch das steigende Grundwasser immer unerträglicher. Die Führung mußte sich daher entschließen, 
die erste Linie der 121. Brigade in der Nacht auf den 23. März aus dem Sqkowagrunde auf den 
linksufrigen Höhenrand zurückzunehmen. Nur bei der Brücke Kote 314 hatte eine Gruppe des 
3. Regiments unter Hauptmann Schönn eine brückenkopfartige Stellung besetzt zu halten. Der 
Abschnitt der 121. Brigade Oberst Bonbank bildete nunmehr zwei Unterabschnitte, einen nörd- 
lieben unter Major von Wilburger mit dem Feldjägerbataillon 30 und dem III. Bataillon des 
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