Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

gäbe, Oberst Tdler von Lüftner, war beauftragt worden, mit den Zeldjägerbataillonen 1, 14, IS 
und mit dem 4. Regiment in den Bereich des XVII. Korps abzurücken, um nächst der Dnnajec- 
mündnng die Sicherung zu Ubernehmen. Um 3 Uhr nachmittags setzte sich das I. Regiment aus 
seiner Kantonierung Maszkienice in Bewegung und erreichte abends Wvjnicz. <Zn Schneemäntel 
gehüllt, wurden die 1 er Kaiserjäger von Offizieren und Unteroffizieren des 4. Regiments in die 
am Dunajecdamm befestigte Stellung geführt. Der Abschnitt des 1. Regiments erstreckte sich in 
einer Ausdehnung von etwa 2400 Schritten beiderseits der Straße Wvjnicz—Tornow. 
Am Dunajec hatte sich stellenweise ein Berkehr mit dem Feinde eingebürgert, der nnn streng¬ 
stens verboten wurde. Rnr einzelne, besonders betraute Leute erhielten später den Auftrag, mit 
den russischen Posten scheinbar zu sympathisieren, um Nachrichten über den Feind ?u erlangen. 
Sin russisch sprechender öäger versuchte denn auch mit dem Feinde in Verbindung zu treten. Die 
Russen lockten ihn durch Zurufe aus der Deckung, schössen aber dann auf ihn. Aus Kundschafter- 
berichten war zu entnehmen, dah der Feind Uber die Kräfteoerteilung der österreichisch-ungarischen 
Truppen vollkommen unterrichtet war. Die Bevölkerung scheint daran nicht ganz schuldlos gewesen 
zu sein. Trotz der denkbar besten Vorkehrungen wurde Verrat gellbt. Die Bewohner des Dunajec- 
landes wurden schliesslich abgeschoben. Nachts kehrten sie heimlich in die au der Front gelegenen 
Dörfer zurUck, um versteckt zurückgelassene Lebensmittel zu holen. 
Am 15. <3änner abends verliehen die letzten Bewohner Zakrzow. Mit nicht geringem Geschrei 
und Gedränge umstanden Männer, Frauen und Kinder, KUHe, Kälber und Schafe das Haus, wo 
das Regimentskommando der 1 er Kaiserjäger einquartiert war. Was an Schlachtvieh für abseh¬ 
bare 3eit gebraucht werden konnte, wurde für das Regiment angekauft, die übrigen Tiere trieben 
die Dorfbewohner bei ihrem traurigen Auszuge vor sich her. 
Kleine Kämpfe der Posten und Feldwachen mit russischen Patrouillen waren in dieser Zeit des 
Stellungsdienstes am Dunajec selbstverständlich an der Tagesordnung. Die öäger schössen auf jeden 
Russen, der sich am jenseitigen Ufer zeigte; aber auch der Feind feuerte wohlgezielt aus seinen über- 
höhenden Stellungen. Gar manchen braven Kaiserjäger traf ein tödlicher Kopfschuß. Alan verbot 
der Mannschaft, bei Tag die Deckungen zu verlassen. 
Wie in Niwka requirierten auch hier die Stellungstruppen in den verlassenen Häusern alles, 
was zum Ausbau der Unterstände in der Kampflinie verwendbar war. Fenster, Türen, Tische, 
Bänke, Bilder und das Holz abgebrochener Hütten wanderte in die Schwarmöfen. 
ömtuer mehr wuchs mit dem langandauernden Aufenthalt in der Stellung die LLufeplage. Die 
als Gegenmittel verwendete graue Salbe rief Quecksilbervergiftungen hervor, aber die Läuse waren 
nicht umzubringen. Ts erkrankten auch Leute an Bauchtijphus, denn das Wasser war verseucht. 
Der einzige einwandfreies Wasser führende Brunnen konnte nur bei Nacht benützt werden, da 
ihn der Russe ständig unter Feuer hielt. 
Am 16. Männer feierte das 1. Regiment in der Kampfstellung am Dunajec seinen 99. Grün- 
dungstag. Das Wetter war sonnig, aber kalt. Das Thermometer zeigte 11 Grad Telsius unter 
Null. Unsere Flieger warfen bei dem klaren Winterwetter bei Btonie Bomben auf die feind¬ 
lichen Artilleriestellungen. 3n der Nacht zum 13. war aus den russischen Linien Singen und Musi- 
zieren zu vernehmen. Die Russen feierten ihr Neujahrsfest. 
Ablösungen und Verschiebungen brachten in den nächsten Wochen den Kaiserjägern viel Ab¬ 
wechslung in das monotone Handwerk des Stellungsdienstes. Am 1?. «Zänner übernahmen Teile 
des deutschen Reserveinfanterieregiments 217 den Stellungsabschnitt des 3. Regiments bei M'iko- 
tajowice. Der Regimentsstab kam nach Peria, das I. Bataillon nach D^binska, das II. nach 
Sufczgn und das III. nach Biadoling in Ruhequartiere. Am 17. <3änner rückte das III. Bataillon 
wieder nach tetoroice, das II. nach Zakrzvw. Dann löste am 19. das II. Bataillon das Feldjäger- 
bataillon 16 in der Stellung nächst Sieciechowice ab und gelangte nach Ablösung durch die 16er 
Feldjäger wieder nach Zakrzow, um am 23. neuerdings die Feldjäger abzulösen. Das III. Bataillon 
bezog am 19. die Stellung bei Mikotajowice und wurde am 21. durch das I. Bataillon ersetzt, um 
wieder nach ^etowice zurückgenommen zu werden. 
Am 24. «Zäuner stand das 3. Regiment in Perta, Biadoling, Sufczyn und D^bina. Dort wurde 
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