Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

und bergab, durch nasse Wälder und Schluchten ging öS gegen Kamcjk. Der Marsch war ungemein 
anstrengend und stellte an die von den vorangegangenen Mühseligkeiten übermüdeten Leute sehr 
große Anforderungen. Die Zahl der Marschmaroden und Nachzügler wuchs beträchtlich. >Zn den 
kurzen Rasten, die eingeschaltet werden muhten, um den richtigen Weg in der Finsternis zu finden, 
setzten fich die Leute sofort nieder und schliefen ein. Mitternacht war längst vorüber, als endlich 
Kamgk und die Strohe im Stradomkatale erreicht wurde. Hier lieh Oberst von Zischer halten, 
um die Kolonne aufzuschließen. Die Neunundfünfziger übernahmen an Stelle der Kaiserjäger die 
Vorhut. Sie hatten noch bis Sobolow zu marschieren und gesichert im Ostteile der Ortschaft zu 
nächtigen. Den Keüserjägern wurde der westliche Ortsteil zugewiesen. «Zhre Quartiermacher — 
es waren dies etwa zwei «Züge unter Leutnant Wetzstein — marschierten an der Spitze der Neun- 
nndfünfziger. An der StradomkabrUcke stand ein Hauptposten der Landesschützen, von dem 
man erfuhr, dah in Sobolow Nüssen waren. Auf diese Nachricht hin ging das Spitzenbataillon 
der Rainer nach dem Überschreiten der Brücke in Gefechtsformation Uber^). 
Ts war etwa 2Uhr früh. Da erhob sich bei Sobolow plötzlich heftiger Gefechtslärm. Die an 
der Spitze marschierenden Quartiermacher und das Vorhutbataillon der Rainer waren vor dem 
Dorfe auf Zeiud gestohen. Nach kurzer, unbeschreiblicher Verwirrung stürzten sich die in eine Falle 
geratenen Rainer und mit ihnen die Quartiermacher der Kaiserjager gegen die Russen im Dorfe. 
Ein paar Minuten später Befehl von Major Tschan: Sobolow vom Feinde besetzt, die 16. Kom- 
pagnie Hauptmann Sperlich geht vor, um erforderlichenfalls die Rainer zu unterstützen. Die 
Kompagnie Hauptmann Sperlich war zunächst nicht zum Eingreifen gekommen, fie erhielt nur Uber- 
fliegende Geschosse beim geduckten Vorgehen im Strahengraben dem Dorfe zu. Die Rainer und 
mit ihnen die Quartiermacher der Kaiserjäger erstürmten Sobolow im erbitterten Strahenkampfe. 
Gar viele Russen wurden im Handgemenge getötet, mehr als 600 gefangengenommen und sieben 
Maschinengewehre erbeutet. Fünf Kaiserjäger und ein Rainer brachten allein einen russischen 
Offizier und 150 Mann ein, ZngsfUhrer Leo Weiner (verwundet) erbeutete drei Reitpferde und 
ein Tragtier mit Maschinengewehrmnnition^). 
Als diese glänzende Waffentat vollbracht war, da muhten aber die kühnen Stürmer unter sehr 
ungünstigen Bedingungen weiterkämpfen. Die Russen standen auf den Höhen östlich von Sobolow 
fest und ihre Verschanzungen bauten fich auf den Höhenrücken nördlich der Polanka storkwerk- 
artig auf, felbft in dem üblen Waldgelände südlich von Sobolow steckten Feinde. So waren die 
Rainer wie von einem Fenerkessel umschlossen. Von drei Seiten ergoh sich Uber sie ein mächtiger 
Zenerhagel, der sich mit zunehmender Tageshelle noch steigerte und jedem weiteren Vorgehen Halt 
gebot. 
Die Lage wurde von Minute zu Minute kritischer. Wo bleiben die Achtundzwanziger? Sie 
haben doch Befehl, bis auf die Waldhöhe Trigonometer 419 vorzurücken. Auch die Bierzehner, 
die in dem Meierhof Stradomka hätten nächtigen sollen, liehen sich noch nicht blicken. Auf die 
Uber -tapanow auf der Strohe im Stradomkatale vorfahrende Artillerie war ebenfalls noch 
lange nicht zu rechnen. 
6n dieser Bedrängnis wollte Major Tschan mit dem I. Bataillon, Oberleutnant von Appel 
(I., 3.Kompagnie, Marschkompagnie), den Feind auf den zerklüfteten Berghängen nördlich von 
Sobolow angreifen, um dem bedrohten Bruderregiment Luft zu machen. Allein Oberst von Fischer 
hatte das Bataillon Oberleutnant von Appel samt der Maschinengewehrabteilung Oberleutnant 
Gleissenberger an der Stradomka als Brigadereserve znrUckbehalten. Er sah sich dazu genötigt, 
weil die Hessen auf dem Marsche nach dem ihnen zur Rächtigung zugewiesen Meierhofe Stra- 
domka ebenso wie die Rainer plötzlich von den Russen mit einem Tisenhagel UberschUttet worden 
*) § o en, Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen k. u. k. Snfanterieregiments Erzherzog Rainer Nr. 59 
(Erstürmung von Sobol6w), Leite 1 SO ff. 
2) Zugsführer Leo Meiner war schon am 14. Oktober am San verwundet worden. Obgleich noch nicht ganz aus- 
geheilt, stand er seit dem 2. Dezember schon wieder im Felde. Beim Sturm auf Sobolow wurde er zum zweitenmal 
verwundet, blieb aber im Gefechte. Durch dieses opferwillige Verhalten erwarb sich Weiner später nach neuen Waffen- 
taten die Goldene Tapferkeitsmedaille. 
2S5
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.