Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

Rückmarsch durch Galizien 
(12. bis 27.September 1914) 
Hiezu Beilage 1, libersichtsskizze des russischen Kriegsschauplatzes 
Von der Rata bis zum San 
(12.bis 15. September 1914) 
ön der Nacht znm 12. September trafen die Rückzugsbefehle bei der 3. und 8. Division ein. 
Die Lindrücke des nun beginnenden Rückmarsches waren ungeheuer. Endlose Fuhrwerke und 
ZlüchtlingsKolounen verstopften alle von Norden kommenden Straßen. Vor den Brücken, die über 
die versumpften Niederungen der Smolinka, der Wisznia und des Szklo führen, stauten sich die 
Wagenmassen. Zeitweiliges Schiehen lästiger Kosakenbatterien verstärkte die Verwirrung. 3m 
wilden Durcheinander suchten die verschiedenen Trainkolonnen einander vorzufahren, um die 
Wasserlinien möglichst bald zwischen sich und die verfolgenden Kosaken zu bringen. Viele Wagen 
verließen die Straßen und blieben im Sumpfe stecken. Um wenigstens die Pferde zu retten, mußten 
die Stränge durchschnitten und Fuhrwerke zurückgelassen werden. Mitten durch diesen Trubel 
schoben sich die Marschsäulen der ?., der 8., der 4. und der I 3.Division. Unzählige Male stockten 
die Kolonnen. Um überhaupt vorwärtszukommen, mußten die Truppen oftmals seitwärts der 
Straßen querfeldein marschieren. Wiederholt mußten Stellungen bezogen werden, um anreitende 
Kosaken abzuwehren. Und was die Mühsale auf diesem kräfteverzehrenden Rückzug noch 
erschwerte, war der in der Nacht zum 12.September einsetzende durchdringende Regen, der die 
gänzlich aufgefahrenen Wege bald grundlos machte. Tin rauher Wind strich Uber die traurige 
Landschaft und es begann empfindlich kalt zu werden. Unter all diesen Umständen überboten die 
Mühsale und Entbehrungen dieses schrecklichen Nückzuges alles, was man bisher erduldet hatte. 
Mürrisch war der wolkenverhangene Himmel, trübselig die Gegend, Hunger und Mangel der 
Weggenosse. 
Am 12. September um 6Uhr früh wurde das bei Potglicz stehende 2. Regiment der Tiroler 
Kaiserjäger zum sofortigen Marsch über Olszanka, Smolin nach Riemiröw befohlen. Die geplante 
Stellungnahme bei Pot^licz war mittlerweile abgesagt worden, da der Befehl des Armeeober- 
Kommandos zum Zurückgehen hinter den San eingetroffen war. Nur mühselig konnten die 
2er Kaiserjäger auf der mit Truppen und Fuhrwerken aller Art verstopften Straße vorwärts- 
kommen. Nach einem vielstündigen, qualvollen Marsche, es mochte schon Mittag geworden sein, 
wurde bei R^szgn eine Rast eingeschaltet. Beim Weitermarsch steigerten die Nähe der verfolgen- 
den Kosaken und zeitweise Beschießung durch die russische Artillerie die Unordnung beim Train. 
Gegen Abend goß es in Strömen von dem bewölkten Himmel herab. Artillerie und Trains blieben 
auf den durchweichten Wegen stecken. Niemirow nördlich umgehend, sollte die 3.Infanteriedivision 
noch am 12. in den Raum Drohomgsl—Klonice gelangen, das 2. Regiment der Tiroler Kaiser- 
jäger in dem zuletztgenannten Orte nächtigen. Doch mit unzähligen Halten ging der Marsch durch 
die schier unendlichen Zuhrwerksmassen nur langsam weiter. Um Mitternacht gelangte das 
2. Regiment mit zerrissener Kolonne erst in die Gegend von Przejazd, wo der Regimentsstab und 
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