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1) Der Entschluß zum Endkampf.
(Siehe die Skizzen Seite 229, 249 und 261.)
Am 24. Feber wurde österreichischerseits ein Entschluß gefaßt, der
den ursprünglichen Plan für den Minenkrieg am Pasubio wesentlich be¬
einflußte.
Die operative und taktische Lage zwangen dazu, den im Dezember
1917 gefaßten Entschluß, mit der Sprengung der feindlichen Platte ein
Infanterieunternehmen zu verbinden, fallen zu lassen. Es blieb daher nur
mehr das rein minentechnische Unternehmen, die Absprengung des Nord¬
teiles der italienischen Platte, übrig. Damit sollte nicht nur die immer¬
währende Gefährdung durch die italienischen Minierarbeiten beseitigt,
sondern auch dem eigenen, Zeit und Kraft raubenden Minenkrieg ein Ende
bereitet werden.
Der Ellisonstollen war zu dieser Zeit bis unter die vorderen Vertei¬
digungsanlagen auf der italienischen Platte gediehen und hatte somit das
beabsichtigte Ziel erreicht. Ein weiteres Vorgehen hätte bei der bereits
großen Gegenwirkung der Italiener zu einem weitaus größeren Umfang
der Minierarbeiten und zu größerem Aufwand an Arbeitskräften und Be¬
darf an Maschinen führen müssen.
Man faßte daher den Entschluß, die Angriffstätigkeit im Stollen¬
system abzuschließen und sofort die Vorbereitungen für die große Schlu߬
sprengung in Angriff zu nehmen.
Schwierig war vor allem die Aufstellung des Zeitkalküls. Man mußte
bei Festsetzung des Tages der Sprengung berücksichtigen, daß die Ita¬
liener in breiter Front mit mehreren Stollen im Vortrieb waren, deren
nächster um diese Zeit 20 bis 25 m entfernt war. Bei der für die Vorbe¬
reitung notwendigen Zeit von 14 Tagen konnten sie also die Entfernung
bis zum eigenen Stollenende bzw. d'en Minenkammern zurückgelegt haben
und mit einer Mine die Ladearbeiten oder die bereits geladene Minen¬
kammer treffen. Es war daher unbedingt notwendig, die italienischen
Mineure noch vor Beginn der Ladearbeiten zu einer vorzeitigen Spren¬
gung zu provozieren. Ferners mußte, um die vermuteten vier feindlichen
Angriffsstollen aufzufangen, der Ellisonstollen geteilt werden, wodurch
sich die Notwendigkeit der Herstellung von zwei Minenkammern ergab.
Bei Berechnung der Lademenge ergab sich, daß bei der Tiefe des
Stollensystems von etwa 47 m unter dem Niveau der italienischen Platte
eine tagende Wirkung nach oben eine Menge von 240.000 kg guten
Sprengstoffes erfordert hätte.28) Eine Verminderung dieser enormen
Menge wäre nur durch bedeutende Höherlegung der Kammern bei län¬
gerer schwierigerer Arbeit zu ermöglichen gewesen.
Die ohnehin notwendige Teilung des Stollens und die Betrachtung
des Profils der Platte ließen aber den Schluß zu, daß mit zwei Kammern,
28) Bei Zugrundelegung einer Trichtermine von r (Trichterhalbmesser) — w
(Widerstandslinie), Formel für eine Normalmine.