Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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Minensystems erreichen sollte, war er mit möglichst kleinen Minen ohne 
tagende Wirkung abzuquetschen. Nach gelungener Sprengung beabsich¬ 
tigte man, im feindlichen Minengang soweit als möglich vorzudringen 
und ihn dann zu verbauen. 
Am 27. September waren alle Vorbereitungen getroffen, die Minen¬ 
kammern im obersten Sicherungsstollen fertig. Währenddessen hatten 
die Italiener eifrigst weitergearbeitet und waren am Abend des 27. mit 
ihrem obersten Angriffsstollen nur mehr 6 bis 8 m von der fertiggestellten 
Minenkammer entfernt. Sie hatten sich durch das Einstellen der Bohr¬ 
arbeiten im oberen Stockwerk täuschen lassen und geradeaus weiter¬ 
gebohrt. 
Am 28. früh wurde nochmals abgehorcht und die Entfernung des 
italienischen Stollens nur mehr mit 4 m geschätzt. Nun wurde der Befehl 
zum Laden der Sprengmunition von 500 kg und zum Verdämmen gegeben. 
Die Zündung hätte zuerst am 28. um 20.30 Uhr und dann um 21 Uhr 
stattfinden sollen, mußte aber wegen Schwierigkeiten bei der Herstellung 
der elektrischen Zündleitungen verschoben werden. Schließlich wurde 
sie endgültig auf 0.30 Uhr des 29. September festgesetzt und1 die Ladung 
um diese Zeit gezündet. 
Starke Stichflammen und dichte Rauchschwaden brachen aus dem 
italienischen Stollen Parma hervor und kündeten damit an, daß die Spren¬ 
gung das italienische Stollensystem geöffnet hatte. Das beabsichtigte Ein¬ 
dringen der Sturmpatrullen war jedoch nicht möglich, weil sich knapp 
vor der Ladekammer eine Felsplatte gesenkt und den Stollen verschüttet 
hatte. Immerhin konnte aber frische Luft durchdringen, so daß die Ent¬ 
lüftung rasch vor sich ging und schon am Abend mit den Aufräumungs¬ 
arbeiten begonnen werden konnte. Eine Sturmpatrulle und Pioniere 
standen bereit, nach erfolgter Freimachung des Stollens feindwärts ein¬ 
zudringen. Tag und Nacht wurden die Arbeiten betrieben, mußten aber 
schließlich, weil zu gefährlich und schwierig, abgebrochen werden. 
Im Hauptstollen war die Arbeit sofort wieder aufgenommen worden, 
weil man sich, wie Obstbrig. von Ellison in seinen Aufzeichnungen 
schreibt, zum Ziele gesetzt hatte, die Mitte der feindlichen Platte ehestens 
zu erreichen, dort alles zur Sprengung vorzubereiten und sie durchzu¬ 
führen, wenn entweder ein Angriff auf oder über die Platte geführt wer¬ 
den oder aber, wenn im Falle eines italienischen Angriffes die Sprengung 
erwünscht und notwendig sein sollte. Die Sprengung der italienischen 
Platte ohne weitgehende Ausnützung des Sprengerfolges wäre ein nutz¬ 
loses Vergeuden eines äußerst kostbaren Vorteiles über die Italiener ge¬ 
wesen, besonders dann, wenn ihrerseits ein Angriff erfolgte. 
Die Wirkung der österreichischen Sprengung war nach den Angaben 
der Italiener sehr groß. Ihre Mineure waren am 29. September eben unter 
der Leitung der beiden Geniehauptleute Motti und Melchiori im Stollen 
Napoli beschäftigt, als eine furchtbare Detonation ertönte. Man wußte 
sofort, daß die Österreicher mit einer Sprengung zuvorgekommen waren. 
Sie hätte aber nicht die von ihnen erwartete Wirkung gehabt, da sie zu
	        
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