Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

— 230 — 
des unterirdischen Krieges anfangs vor die österreichische und schließlich 
unter die italienische Platte verlegt werden konnte. 
Nach den bereits gefaßten Plänen begannen die Italiener von der 
schon genannten Höhle „ex austriaca" aus unter dem Westhang ihrer Platte 
einen Stollen*) zu bohren, der auf dem kürzesten Weg die Mitte des Esels¬ 
rückens in einer Tiefe von 15 Meter erreichen sollte. Denn nach ihrer 
Ansicht mußte der Widerstand der über der Ladekammer liegenden Fels¬ 
decke so gering sein, daß die Explosion der Mine den mittleren Teil des 
Sattels zerstören und dadurch entweder eine unbemerkte Unterfahrung 
desselben seitens der Österreicher ausschließen oder einen bereits be¬ 
stehenden österreichischen Stollen vernichten müßte. 
Für diesen Stollenbau rechneten sie 300 Arbeitstage und eine 
Minenladung von 8000 kg Sprengstoff. 
Falls man aber auf keine unterirdischen Arbeiten der Österreicher 
stoßen sollte, beabsichtigte man, weiter vorwärts und tiefer vorzudringen, 
um unter die österreichische Verteidigungsstellung zu gelangen. Für den 
Auswurf des Gesteinsmaterials und für die notwendige Luftzufuhr mußte 
ein Quergang (Parma) gesprengt werden, zu dessen Fertigstellung fünf 
Bohrhämmer herangezogen wurden. Den vorderen (nördlichen) Teil des 
Stollens Milano nannte man „Stollen Napoli".19) 
So bekam schließlich das italienische Stollensystem einen zwei¬ 
fachen Zweck. Der Stollen Napoli sollte offensiven Charakter haben, in¬ 
dem er dem Sattel zustrebte, um gegebenenfalls auch noch weiter unter 
die österreichische Platte vorzudringen. Den Stollen Siena und Reggio 
oblag Schutz und Abwehr gegen die österreichischen Angriffsstollen. Die 
Italiener glaubten, daß der von Norden vordringende österreichische 
Stollen aufgefangen werden mußte, wenn ihr Schutzstollen Siena in einer 
Mindesttiefe von 10 m unter ihrer Plattenoberfläche und quer durch den 
nördlichen Teil der Platte geführt werde. Denn der österreichische Stollen 
müßte nach Passieren des Eselsrückens nach Westen abweichen und 
außerdem in beträchtlicher Steigung nach aufwärts geführt werden, um 
die entsprechende Tiefe von etwa 25 m unter der Platte zu erreichen. 
Linter solchen Verhältnissen müßte auch der Stollen Reggio ihm begegnen. 
Eine nähere Begründung, warum der österreichische Stollen eine Tiefe 
von 25 Meter unter der Platte erreichen müsse, fehlt jedoch in den italie¬ 
nischen Berichten. 
Der Beginn der Arbeiten an dem neuen, von der Höhle „ex austriaca" 
ausgehenden Stollen wurde von den österreichischen Beobachtern be¬ 
merkt. Mitte Juli sah man von der Maschinengewehrkaverne an der 
Südspitze der österreichischen Platte aus 4 Kabelleitungen und1 eine Rohr¬ 
leitung, die von der italienischen Platte zu ihrem Westfuße in eine ange¬ 
brochene Kaverne führten. Zum Schutz des Kaverneneinganges war eine 
Sandsackmauer im Bau, vor die ein Drahthindernis gelegt wurde. Es war 
*) In den Skizzen mit „Milano" bezeichnet. 
19) Die Stollen wurden mit Städtenamen bezeichnet zur Erinnerung an die Pro¬ 
vinzen, aus denen sich der größte Teil der dort arbeitenden Soldaten ergänzte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.