Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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d) Alarmierende Nachrichten über österreichische 
Bohrarbeiten und Beginn der Bohrung der 
italienischen Abwehrstollen. 
Die ersten Anzeichen einer „feindlichen unterirdischen Offensive'4 
glaubten die Italiener in den ersten Oktobertagen des Jahres 191615) zu 
bemerken, Anfangs waren es nur unsichere Zeichen, die aber doch die 
Aufmerksamkeit der italienischen Genieoffiziere erregten. Später gewann 
der Glaube an eine unterirdische Tätigkeit der Österreicher durch das 
Ausfragen von Gefangenen, durch Lichtbilder usw. immer größere Gewi߬ 
heit,. Man vermutete, daß die Österreicher nicht nur ihre Stellungen auf 
der Platte ausgestalteten, sondern auch bereits mit einem Stollen unter 
den Sattel (Eselsrücken) gekommen seien, der bei einer weiteren Ver¬ 
längerung von etwa 80 m den Raúm unter ihrer Platte erreichen mußte. 
Man hielt es sogar für möglich, daß der Feind bis unter den Pasubio 
(Palom) vordringen könne, wozu allerdings ein 350 m langer Stollen not¬ 
wendig gewesen wäre.16) Auch der Vortrieb eines Stollens bis zu den Stel¬ 
lungen der ,,Panettoni" (ehemalige Stellungen der Sektion 6 und 5 der 
Cosmagonstellung) wurde in den Bereich der Möglichkeit gezogen. 
Lufterkundungen und Abhorchdienst ergaben jedoch keine gefahr¬ 
drohenden Anzeichen. Nur schwache Minierschüsse waren hörbar, die 
aber nicht von Bohrarbeiten größeren Umfanges stammen konnten. 
Bald darauf lief wieder ein durch Gefangenenaussagen bestätigtes 
Gerücht herum, wonach ein 3 km langer österreichischer Stollen bestünde, 
der bis unter den Palom führe und mit 30.000 kg Ekrasit geladen sei. Nun 
wurden Genieoffiziere mit dem Studium der Möglichkeit und der Art der 
Abwehr beauftragt. Sie hielten aber dafür, daß die Wirkung einer so un¬ 
geheuren Menge Explosivstoffes, ob er jetzt in einer Kammer oder in 
mehreren geladen sei, und1 unter Berücksichtigung der Zerstörungskraft 
des Ekrasits und der Beschaffenheit des Felsens doch nur teilweise 
Schäden hervorrufen könnte. 
Immerhin schenkte man von da ab dem Horchdienst die größte Auf¬ 
merksamkeit. Ein ständiger Posten mit einem Horchapparat befand sich 
an der Westseite der Platte in einer ungefähr 10 m tiefen Felsenhöhle, 
,,ex austriaca"*) genannt, und in einer der Stellungen der Panettoni.17) 
Außerdem waren noch mehrere andere Horchposten ohne Horchapparate 
im Stellungsbereich verteilt. An bestimmten Tagen stellte man die Ar¬ 
beiten vollkommen ein, um besonders genaue Horchresultate zu be¬ 
kommen. Trotz alledem wurden keine Anzeichen einer unterirdischen 
15) Nach Traniello „II Pasubio e la guerra di mine" Rivista militare Italiana, 
Roma 1928. 
16) Österreichischerseits begann man erst nach den Oktoberkämpfen, am 24. Ok¬ 
tober, mit dem Vortrieb eines Abwehrstollens, des späteren Ellisonstollens. 
*) ,,Ex austriaca" war ursprünglich eine etwa 3 m breite, 4 m hohe und 10 m lange 
natürliche Höhle, die verbessert und zu einem Unterkunftsraum ausgebaut wurde. 
Später bildete sie den Beginn des Stollens Napoli. 
17) Bohrloch-, Feldwachen- und Maschinengewehrhügel. 
15*
	        
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