Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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Platz existieren, wo durch so viele Tage hindurch auf einem so kleinen 
Raum so hartnäckig ein Kampf Mann gegen Mann ausgefochten wurde. 
Das Krachen der Artilleriegeschosse, das Bersten d!er schweren 
Minen, das Aufleuchten der Explosionen aus der dichten Staub- und 
Rauchwolke boten das Bild eines Inferno. Der Außenstehende konnte 
es nicht fassen, daß darinnen Menschen sich aufhalten, geschweige denn 
am Leben sein konnten. Und es war erhebend und ergreifend, wenn nach 
Rückwärtsverlegung des feindlichen Feuers trotzdem die Kaiserjäger aus 
allen Kavernen und Löchern heraussprangen, stehend schoßen, Hand¬ 
granaten warfen und den Kampf im Handgemenge aufnahmen. Dieser 
schwere und zermürbende Verteidigungskampf wiederholte sich tagelang 
und mehrmals des Tages. Demgemäß waren auch die blutigen Verluste 
erschreckend groß, auf Seite des Verteidigers größer als beim Angreifer. 
Man könnte hien mit Recht von einer ,,Mühle am Pasubio" sprechen, 
wo 17 Kaiserjägerkompagnien, 1 Bosniakenkompagnie und 5 Maschinen¬ 
gewehrabteilungen in den Kampf geworfen und fast zermalmt wurden. 
Die italienische Führung hatte nicht ohne Grund den Kaiserjägern 
ihre besten Gebirgstruppen, die Alpini, im Angriffe entgegengestellt, 
denen man, wenn man das außerordentlich schwierige Angriffsgelände 
der Platte, die verheerende Wirkung der Artillerie und der Maschinen¬ 
gewehre der Verteidiger und die enorme Verlustzahl in Betracht zieht, 
auch die gebührende Achtung und Anerkennung zollen muß. 
Wie hoch der Kampfwert der Kaiserjäger beim Gegner eingeschätzt 
wurde, ist einer kurz nach Beendigung der Kämpfe erschienenen Zei¬ 
tungsnotiz74) zu entnehmen: 
„Mit Rücksicht auf die Bedeutung des Pasubiogebietes ist es be¬ 
greiflich, wenn die österreichische Elitetruppe, die Kaiserjäger des 1. und 
3. Regimentes, uns jeden Fußbreit Boden streitig machten. Die wahrhaft 
übermenschliche Widerstandskraft der Tiroler Kaiserjäger, die unerhört 
blutigen Opfer, das unausgesetzte Hin- und Herfluten des Kampfes be¬ 
weisen besser als jede Beschreibung die wirklich wunderbare Tapferkeit 
unserer Kämpfer." 
Bei Beurteilung des Kampfwertes der Kompagnien muß ferners be¬ 
rücksichtigt werden, daß sie nur zum Teil aus kampferprobten Leuten 
bestanden. Fast alle dieser Kompagnien wurden noch während der Kämpfe 
durch Ergänzungen aus den Marschformationen aufgefüllt, die selbst meist 
aus eben ausgebildeten und daher noch nicht an der Front gestandenen 
Mannschaften bestanden und die ihre Feuertaufe erst im Hexenkessel 
am Pasubio erhielten. 
Auch die brave Artillerie darf nicht vergessen werden. Trotz der 
mannigfachen Aufgaben, die ihr im Kampfbereiche der Brigade zufielen, 
wirkte sie überall mit ausgezeichnetem Erfolge. Ihr rasches, treffsicheres 
Eingreifen hatte dem Feinde außerordentlich schwere Verluste zugefügt 
und oft auch den Angriff unterdrückt, bevor er zur Entwicklung gekom- 
74) „Corriere della Sera" vom 21. Oktober 1916.
	        
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