Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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aber um 11 Uhr vormittags das Feuer aussetzte, kletterten doch aus allen 
Kavernen und Löchern die Kaiserjäger heraus, um ihre Stellungen bis 
zum letzten Mann zu verteidigen. Wieder gelang es den Italienern, im 
ersten Anstürme den rechten Flügel der Hauptstellung bis fast zur Ar¬ 
tilleriekaverne einzudrücken, dort aber mußten sie trotz vielfacher Über¬ 
macht haltmachen. Zum drittenmal seit Beginn der Kämpfe war die 
gleiche Lage eingetreten und wieder sollte es dem Feinde nicht vergönnt 
sein, seinen Erfolg weiter auszubauen. Alle verfügbare Mannschaft und 
das einzige noch brauchbare Maschinengewehr setzte ich gegen den ein¬ 
gebrochenen Gegner ein und, obgleich das Maschinengewehr gar nicht 
zur Wirkung kam, drängten die braven Jäger ihn zurück und setzten sich 
selbst wieder in der Hauptstellung fest.56) 
Allerdings waren nun alle Reserven bis auf den letzten Mann ein¬ 
gesetzt. Dazu kam, daß unsere Verluste im feindlichen Feuer von Minute 
zu Minute wuchsen. 
Die Verbindung zum Gruppenkommando war seit Beginn der Be¬ 
schießung wie immer vollkommen unterbrochen, doch hatte Mjr. Högn 
in richtiger Erkenntnis, daß die Platte ohne Zufuhr von Verstärkungen 
nicht zu halten sei, bereits um 10.30 Uhr der von den letzten Kämpfen 
noch dezimierten Maschinengewehrabteilung I (Lt. Graff) und der 
14. Kompagnie befohlen, ungeachtet aller Verluste die Platte zu erreichen. 
Lt. Graff kam auch um die Mittagszeit dort an, aber nur mit einem Ge¬ 
wehr, das andere wurde im Sperrfeuer vernichtet. Das brauchbare 
Gewehr ging sofort am linken Flügel des Hauptgrabens in Stellung. Auch 
die 14. Kompagnie, die nach und nach, aber sehr gelichtet, eintraf, wurde 
zur Ausfüllung der Abgänge in die Hauptstellung eingesetzt. Eine wesent¬ 
liche Entlastung trat zwar nicht ein, weil dadurch die Verluste nur halb¬ 
wegs gedeckt waren, doch war immerhin eine Anzahl von Verteidigern 
im Graben. 
Damals fehlte es zwar an Reserven im allgemeinen nicht mehr, aber 
es war außerordentlich schwer, sie durch das mörderische Sperrfeuer auf 
die Platte zu bringen. Glücklicherweise waren die italienischen Angriffs¬ 
truppen durch das Mißlingen des Angriffes und die schweren Verluste, 
die sie hiebei erlitten hatten, entmutigt und abgespannt." 
Über die Wirkung des Sperrfeuers auf den Raum hinter der Sek¬ 
tion 8, wo die Reserven zusammengedrängt lagen, schrieb Lt. Jakoncig, 
der selbst sich dort mit seiner Kompagnie als Reserve aufhielt, in seinem 
Kriegstagebuch: 
,,Das italienische Feuer wird immer stärker, rast wie ein Orkan. 
Der Pasubio selbst, alle Mulden und Schluchten sind in Rauch, Staub und 
Gas gehüllt. Dort oben gibt es wahrscheinlich furchtbare Verluste. Es hat 
den Anschein, als ob die Italiener wieder in die Hauptstellung einge¬ 
brochen wären. Ich wollte Reserven hinaufschicken, konnte aber nur 
56) Die seitliche Beobachtung des Kampfgruppenkommandos Hptm. Gamber mel¬ 
dete um 12.10 Uhr; „Auf der Platte erbitterter Handgranatenkampf. Eigene Schwärme 
der Reserve bereits im Vorrücken."
	        
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