Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

weil sie öfter betreten wird. Unterlaßtesh inzufahren, 
genau wie man eö unterließ, die von England verbotenen 
Wasser zu betreten — und es besteht kein Unterschied mehr! 
Jeder, der sich durch das Dickicht der Leidenschaften einen 
Spalt freier Aussicht zu bewahren versuchte, dürfte jetzt 
vielleicht erkennen, welch erstaunlicher Mangel an „fair play“ 
Deutschland in dieser Zeit auch Vonseiten vieler „Neutraler" 
zuteil wird. Doch hinter diesem Messen mit ungleichen 
moralischen Maßstäben steht noch etwas anderes, als die 
reine Parteilichkeit — und darauf will ich jetzt zu sprechen 
kommen. 
II. 
l. März \m. 
Ich habe nie die Entrüstung darüber unbedingt teilen können, 
daß England das deutsche Volk aushungern wollte; natürlich 
kann ich jetzt auch ebensowenig die Entrüstung über Deutsch¬ 
lands gleiches Vorgehen teilen. So unmenschlich es auch 
ist, es ist doch ein Gesetz des Krieges und überschreitet 
dieses nicht deshalb, weil die Zahl in diesem Falle so un¬ 
erhört viel größer ist als z. B. bei der Belagerung von Paris. 
Man muß sich hier, wie immer, vor Augen halten, was 
der moderne Krieg ist: der bitterste Ernst auf dieser Erde 
und eine unerbittliche Sache des Staates, ohne andere 
Rücksicht auf die einzelnen Menschen als auf deren Bedeu¬ 
tung für den Staat. Der Krieg erprobt die Tragkraft und 
Lebcnstüchtigkeit des Staates in jeder Hinsicht: die natürliche 
Widerstandskraft des Reiches, den Lebenswillen und die 
Nervenstärke des Volkes, die Harmonie der Verfassung und 
Gesellschaftsordnung mit der daraus folgenden Kraft durch 
Eintracht oder Schwachheit durch Zersplitterung, und zuletzt, 
aber nicht zum mindesten, die Fähigkeit des Reichshaushaltes 
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