Volltext: Studien zur Weltkrise

abhebt als den wirklichem Ein Beispiel für diese Art Kriegs¬ 
logik zeigt sich gerade jetzt in welthistorischer Beleuchtung; 
und daö ist dasjenige, was mir unmittelbar den Anlaß zu 
diesen Bemerkungen gab. Ich meine die Kommentare zu 
der Proklamation von Polens Befreiung durch die Mittel¬ 
mächte. 
Wir wollen uns gar nicht aufhalten bei Rußlands Protest 
im Namen des Völkerrechtes gegen die Befreiung eines 
Landcötciles und eines Volkes, das noch nicht von seinem 
Treueid losgesprochen ist, den es dem früheren Souverän 
geleistet hat. Das ist ein Standpunkt, der bei einer Macht, 
die selbst mit dem Präzedenzfall von Finnland im Jahre 1.809 
belastet ist, immerhin eigentümlich erscheinen muß. Der 
große Trumpf in der Hand der Entente ist ein anderer. 
ES ist der Vorwurf des Betruges, den die Ientralmächte 
begehen sollen, da sie ihre eigenen Landteile dem neuen Staate 
nicht zur Verfügung stellen wollen. Also nimmt man Polens 
Einheit zum Hintergrund des Vergleichs, und mit diesem 
Programm eines national geeinigten Polens unter der Krone 
Rußlands, will man die Botschaft von der teilweisen Be¬ 
freiung Polens parieren. 
Stellt man nun dieses Problem der nationalen Einheit 
ohne Freiheit dem der nationalen Freiheit ohne Einheit gegen¬ 
über, so läßt sich natürlich manches zugunsten des ersteren 
sagen; ich habe mich selbst in seinem Sinne ausgesprochen. 
Ter logische Fehler aber besteht darin, daß diese geforderte 
Alternative in Wirklichkeit gar nicht existiert. Tie Entente 
hat eine solche Realität nicht in der Hand, insoweit sie nicht 
die polnischen Landteile Österreichs und Deutschlands besitzt. 
Tie beiden genannten Reiche aber verfügen über das russische 
Polen, das sie mit unerhörten eigenen Opfern erworben 
und sich mit einem Rechte angeeignet haben, das der Gegner 
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