Volltext: Studien zur Weltkrise

des Staates miteinander im Streite lagen. Dem Kampf der 
„Fennomanen" um die Gleichberechtigung in Finnland ent¬ 
spricht der der Vlämen in Belgien. Der Verstoß gegen die 
Natwnalitätsidee hat sich wie anderswo in der Form innerer 
Zersplitterung und großer Zwietracht gerächt. 
Dieser nationale Gegensatz zwischen Vlämen und Wallonen 
ist sowohl in Hinsicht auf das Außere wie auf das Innere 
der Ausgangspunkt und die Grundlage für die Pläne zu 
einem selbstänoigen vlämischen Reich. Er beeinflußt im gleichen 
Maße das äußere wie daö innere Problem, wie die folgende 
Darstellung Ln ihrem Verlauf zu zeigen versuchen will. 
II. 
15. April 1916. 
Hier soll nun zunächst das behandelt werden, was ich vor¬ 
her als das äußere Problem Flanderns bezeichnet habe: die 
politischen Konjunkturen für daö Hervortreten des neuen 
Staates. 
Gleich anfangs mag daran erinnert werden, daß eine solche 
Neuschöpfung sich nicht auf die gemeinsame Meinung Europas 
stützen kann, so wie es — wenigstens scheinbar — mit Bel¬ 
gien und den Balkanstaaten der Fall war, als diese von 
europäischen Kongressen auf die Arena geführt wurden. Ganz 
im Gegensatz hierzu bedeutet das Königreich Flandern eine 
entscheidende Niederlage für die eine der jetzt kämpfenden 
Hauptparteien. Es bedeutet Belgiens Tod. Nur aus Belgiens 
Asche kann Flandern auferstehen; aber Belgiens Wiederauf¬ 
leben steht ja unter den ersten Punkten im Friedensprogramm 
der Entente und bildet eine Frage, über die sich alle Mit¬ 
glieder in einer solidarischen Erklärung geeinigt haben. Diese 
ganze Diskussion ist also yon Anfang an an die Voraus¬ 
setzung eines durchgreifenden deutschen Sieges geknüpft. 
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