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von der Ruhr auf die Mosel und die Lahn, der sich im Jahre 1925 abzu
zeichnen begann, nicht geschwächt worden.
Der Besch der rheinischen Brückenköpfe öffnete dem Beherrscher des
linken Rheinufers von jeher den Weg ins Innere Deutschlands, wenn der
Deutsche nicht fähig war, dem Feind die Pässe des Schwarzwaldes, das
Mündungsgebiet des Mains, die Diemellinie und die Osningschluchten zu
sperren. Der Rhein ist so wenig eine strategische Grenze, wie er eine natür
liche Grenze ist. Er kann selbst dann nicht unmittelbar verteidigt werden,
wenn große Armeen einander auf der vollen Breite des Kriegstheaters
gegenübertreten. Die kriegerische Entscheidung wohnte nie in der Rhein
ebene, sondern stets vor den Pässen seiner Randgebirge. Dort wurden seit
Ariovists und Cäsars Tagen die großen Schlachten geschlagen. Da dem
Deutschen heute der Zutritt zum deutschen Strom selbst auf eigenem Boden
verwehrt ist, ist er weder in der Lage, an den Schwarzwaldpässen noch an der
Lippe auszumarschieren. Die strategische Bindung, die ihm im Vertrage
von Versailles durch die Errichtung einer 50 Kilometer breiten neutralen
Zone auf dem rechten Rheinufer auferlegt wurde, ist ohne Beispiel in der
Kriegsgeschichte. Sie hat die deutsche Landesverteidigung über die öst-
lichen Randgebirge des Stromtales zurückgedrängt und Deutschland dem
französischen Machtwillen in strategischem Sinne bis zur Weser und zur
Iller geöffnet.
Der Rhein liegt heute im militärgeographischen Sinne viel tiefer im
französischen Machtbereich gebettet, als das politische Verhältnis erkennen
läßt. Selbst wenn die Deutschen eine große Armee besäßen, könnten sie hmte
kaum noch hoffen, westlich von Minden und Würzburg zu schlagen, wo sie
den Franzosen noch im Siebenjährigen Kriege und in den Revolutions-
kriegen die entscheidenden Schlachten geliefert haben. Diese Feststellung
rührt an die Wurzel der französischen Legemonie und führt zu den Ge-
Heimkammern des Versailler Friedensgebäudes. Da der Vertrag aus-
drücklich als europäische Charte bezeichnet wurde, als solche von der Liga
der Nationen anerkannt worden ist und Deutschland aus diesem Bunde
ausgeschlossen blieb, solange der Zustand noch nicht zu seinen Angunsten
befestigt war, erscheint die auf deutschem Boden durchgeführte Neutrali
sierung der Rheinlands als eine Vergewaltigung, die in der Geschichte
zwar ihresgleichen sucht, Frankreichs Machtstellung aber mit dem falschen
Scheine universeller Anerkennung umgibt.
Die französische Macht bedarf zur Behauptung dieser Hegemonischen
Angriffsstellung allseitigen Flankenschuhes. Dieser wird ihr heute in vor
bildlicher Weise zuteil. Nie war Frankreichs Nordgrenze vor Verletzungen
geschützter, nie waren die Gebirgswälle des Juras und der Seealpen ge