Entwäfferungsgebiet der Morawa zwischen seinen Bergen haust, erscheint
als der Träger der politischen Geschicke einerbalkanischenGroßmacht.Jnihm
wohnt völkischer und staatlicher Geist, aus ihm floß die staatsbildende Kraft.
Aber auch ihm ist heute eine Aufgabe gestellt, die Bergeslasten türmt.
Auch ihm droht die Verkehrung der Front, droht der Eintritt in das fran-
zösische Legemonialsystem mit Verstrickung und Zerstreuung seiner Kräfte.
Serbien hat die Grenzen seiner Macht über die Donau vorgeschoben, an der
Theiß, der Maros und der Drau Fuß gefaßt, ist an der dalmatischen Küste
aufgezogen und in Mazedonien zur Vorherrschaft gelangt, aber es wird
von Versuchungen und Gefahren bedrängt, die die Zukunft Jugoflawiens
in Dunkel hüllen. Iugoflawien hat das Gewölbe seiner Macht so weit
gespannt und seine Kräfte über einen so gedehnten Raum zerstreut, daß
die Kuppel bei dem leichtesten Erdstoß schwankt. Trotzdem wurzelt der
großserbische Staat tiefer als das großrumänische Königreich.
Die serbische Frühgeschichte hat die Lehre von der Überspannung
und der Zerstreuung der Kräfte aus zwei Epochen kriegerischen Wandels
aufbewahrt.
Als Goten, Äunnen und Awaren die römischen Donauprovinzen über
flutet hatten und die Awaren als die letzten der zum Verschwinden verur
teilten Wandervölker den Slawen Raum ließen, breitete sich das Slawen
tum in raschem Zuge bis zum Böhmerwald und zu den Iulischen Alpen aus.
Der Südflawe prallte an den germanischen Ostmarken ab, wich gen Süd-
westen und ließ sich im 7. Jahrhundert in den Tälern der Sawe und der
Morawa und an der Ostküste der Adria nieder. Das Slawentum, das den
nach zwei Fronten abstürzenden Raum füllte, schied sich in Serben, Kroaten
und Slowenen. Den Slowenen war nur geringe Macht gegeben, das feurige
Kroatentum erhob sich im 10. Jahrhundert zum herrschenden Südslawen-
volk und schuf sich zwischen der Sawe und der Adriaein königliches Reich,
erlag aber im 11. Jahrhundert den Angarn, die den Weg über Kroatien
hinweg zur mittelländischen Küste suchten. Der Serbe, der am weitesten aus
der Stoßrichtung der Madjaren gewichen war, gewann Bestand. Die süd-
siawische Macht sammelte sich nicht an den Afern der kontinental gerichteten
Binnengewässer, sondern am Gestade des Mittelländischen Meeres. Sie
geriet zwar bald imter den Einfluß und die Oberhoheit der Byzantiner,
aber sie stieg im Bannkreis der mediterranischen Welt rasch zu höheren
staatlichen Zielen. Der Stamm, der dem Serbenvolk den Namen geliehen,
saß noch an den Afern des Lim- und des Jbarflusses in Kämpfen mit dm nach-
drängenden Bulgaren verstrickt, als sich im Amkreis von Zara und Durazzo
schon ein starkes Gaufürstentum gebildet hatte. Bon diesem ist die erste
Sammlung der serbischen Kräfte ausgegangen. Am die Mitte des lO.Jahr-
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