Volltext: XV. Jahrgang, 1910 (XV. JG., 1910)

XV. Jahrgang, Nr. 12. 
Linz, 15. Juni 1910. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ der „Genossenschaft der Baumeister Oberösterreichs“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Pfarrplatz Nr. 17. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit X 20.— j ganzjährig mit . X 16 
halbjährig . . „ 10.- J halbjährig . . . „ 8 
vierteljährig . „ 5.— L0K0 I vierteljährig . . „ 4 
— ■"!■■■■ Preis einzelner Nummern K 1*—. ===== 
für die 
Provinz 
Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Pfarrplatz Nr. 17, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Abermals eine Holzpflasterung in Linz. — Kurzen Prozeß 
machen. — Haltbarkeit von Wärmeschutzmassen. — Verleihung einer 
Baunjeisterkonzession an eine Gesellschaft m. b. H. — Über Straßen in 
Paris, deren Unterhaltung und Reinigung. — Lokale Baunotizen. — Offert- 
Verhandlungen. — Aus den Gemeinderatssitzungen in Linz. — Patentliste. 
— Angesuchte Baulizenzen. — Inserate. 
Abermals eine Holzpflasterung in Linz. 
Wie verlautet, wird beabsichtigt, eine Strecke auf der 
Landstraße nächst den ehemaligen Trainkaserngründen 
mit Holzwürfeln pflastern zu lassen. Wir haben über 
Holzpflaster schon mehreres \n unserer Zeitschrift be¬ 
richtet, heute wollen wir auch die Entstehungsgeschichte 
dieses Pflasterungssystems bekanntgeben, das, bevor es 
noch zur Anwendung gelangte, schon viel Staub in der 
Öffentlichkeit aufwirbelte. 
Bekanntlich ist eine der Hauptaufgaben bei der Aus¬ 
führung städtischer Pflasterungen, daß die Oberfläche des 
Pflasters lange eben bleibt, weil dadurch der Zugwider- 
stand für die Tiere am geringsten, die Entwässerung am 
besten und die Unterhaltungskosten am billigsten zu er¬ 
reichen sind. Soll die Pflasterung mit parallel ellyptisch 
geformten Materialien — Stein, Holz etc. — geschehen, 
so ist darauf zu sehen, daß dieselben durchaus homogen 
sind. Soweit dabei Holz in Frage kommt, ist es schwierig, 
wenn nicht unmöglich, dieser Grundforderung gerecht zu 
werden. Die Eigenschaften des Holzes sind nach Stand- 
ort* Alter der Bäume etc. derart widersprechend, daß 
ein Stamm dem anderen nicht gleicht, und es daher nur 
schwer zu verstehen ist, wie man darauf verfallen konnte, 
Holz zu Pflasterungen zu verwenden. Seit dem Jahre 1870 
geschieht letzteres in immer steigendem Maße; der Haupt¬ 
sache nach von den Verwaltungen der großen Städte, 
vielleicht nicht ohne Einfluß der Reklame, welche von 
den Unternehmern ins Werk gesetzt wurde, um ihrem 
Holze mit Rücksicht auf die gesteigerte Verwendung des 
Eisens neue Absatzgebiete zu verschaffen. Bei dem 
Mangel an Erfahrung übertrug man den Unternehmern 
die Unterhaltung auf lange Zeit für einen bestimmten 
Preis auf das Jahr und für den Quadratmeter. Hierin lag 
gewissermaßen eine Vorsicht auf genaue Kontrolle, welche 
von den Baubeamten auch schon um deswillen nicht 
ausgeübt werden konnte, weil die geschnittenen Klötze 
auf den Baustellen kaum zu sortieren waren. Die Unter¬ 
nehmer hatten vielfach selbst keine Ahnung, worauf es 
bei Holzpflasterungen ankam. Licht in die Sache ge¬ 
bracht zu haben, ist das Verdienst der Ingenieure der 
Stadt Paris» Bekanntlich waren die Straßen dort unter 
dem II. Empire durchwegs makadamisiert. Dies war mit 
großen Unzuträglichkeiten verbunden: Staub, Schmutz, 
starke Abgänge in die Seine, welche wieder auszubaggern 
waren, erforderten erhebliche Unterhaltungskosten bis zu 
16 Francs auf das Jahr und Quadratmeter. 
Seit Errichtung der Republik ist man bestrebt ge¬ 
wesen, den Makadam zu beseitigen. Zunächst wendete 
man sich dem Asphalt zu; infolge der — wohl selbst 
verschuldeten — schlechten Erfahrungen aber seit 1881 
dem Holz. Die Ausführung von rund 500.000 Quadrat¬ 
meter wurde zunächst einer englischen Gesellschaft über¬ 
tragen. Seit 1885 ist man dazu übergegangen, die Unter¬ 
nehmerarbeit zu beseitigen und die Holzpflasterungen 
vom Grund aus in Regie auszuführen. 
Vom Kauf des Holzes an — und zwar diesen inbe¬ 
griffen — untersteht die Pflasterung in allen ihren Teilen 
einer scharfen Aufsicht. Für den Kauf waren derartig 
subtile Bedingungen ausgearbeitet, daß damit in der 
Praxis nicht durchzukommen war, so daß dieselben 
wesentlich eingeschränkt werden mußten. Das Haupt¬ 
gewicht wird auf eine sorgfältige Auswahl der Klötze 
gelegt. Man unterscheidet solche aus Kernholz mit Splint 
und solche aus Splintholz, und verwendet dieselben in 
Straßen mit starkem, mittlerem und schwachem Verkehr. 
Es muß anerkannt werden, daß die Pariser mit ihrer 
Methode subtilster Sortierung Erfolge erzielt haben, wie 
sie anderswo bis dahin nicht erreicht worden sind. Es 
entsteht aber die Frage, ob die Kosten im Einklänge zu 
dem Erreichten stehen. Zunächst ist das Verfahren nur 
möglich, wenn große Flächen zu pflastern sind, da das¬ 
selbe sonst zu teuer wird, weil man mit den minder¬ 
wertigen Klötzen nichts anzufangen weiß. 
Ferner bedingt der Regiebau ein bedeutend großes 
Beamt enpersonal. Auch so ist etwa nach acht Jahren 
eine Erneuerung der Decke erforderlich, da ja nach dem 
Verkehre eine jährliche Abnützung von 1—17 Millimeter 
derselben stattfindet. Hiebei ist nicht ersichtlich, wie das 
starke und unbequeme Hervortreten der vielen in den 
Straßen liegenden Eisenteile vermieden werden soll. 
Nun muß es für eine Stadtverwaltung eine der wich¬ 
tigsten Aufgaben sein, mit Rücksicht auf den Verkehr 
Umpflasterungen möglichst zu vermeiden, und da muß 
man doch sagen, daß namentlich Steine dem Holze be¬ 
deutend überlegen sind. 
Wie sich übrigens das Holzpflaster, in größeren Flächen 
auf unserer Landstraße gelegt, dem Steinpflaster gegen¬ 
über anfügen wird, dürfte maßgebend sein für die weitere 
Verwendung dieser Pflasterungsart, die in Wien, Berlin etc. 
nur mehr in Gassen, wo'Gotteshäuser, Heilanstalten, Schulen 
oder wichtige Amtsgebäude liegen, laut behördlicher Vor¬ 
schrift zur Ausführung gebracht werden darf. Kornhoffer.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.