Volltext: XV. Jahrgang, 1910 (XV. JG., 1910)

Nr. 1. 
Anteil nehmen und daher für jedes tiefere Eindringen in 
das Gebiet des Reellen und praktisch Nützlichen keinen 
Sinn haben. Kann man gleichgültig sein bei Dingen, die 
uns täglich umgeben und die der menschliche Geist nach 
unermüdetem Forschen zu jener Gestalt und Form hervor¬ 
gezaubert hat, in der wir sie jetzt als vollendet bewundern 
und Nutzen daraus ziehen? Wenigen nur drängt sich die 
natürliche Frage auf: Wie oder auf welche Art. ist dieser 
oder jener Artikel, dieses oder jenes Fabrikat, Gewerbs- 
erzeugnis oder Kunstprodukt entstanden — und warum? 
weil unter Hundert Menschen, die sich zu den Gebildeten 
zählen, kaum einer sich Mühe nimmt, über ihm so nahe¬ 
liegende Dinge aus technischen Werken oder 
Zeitschriften Belehrung zu schöpfen. Da liegen die 
brauchbarsten, populärsten technischen Werke jahrelang 
in den Buchhandlungen als bestaubte Ladenhüter, für 
diese haben nur wenige Geld, um selbe zu kaufen; 
technische Journale werden von vielen oft nur ge¬ 
halten, damit es den Namen hat; mancher Gewerbsmann 
läßt sich oft von jemanden etwas als Neuigkeit oder als 
neue Erfindung entstellt von dem wirklichen Sachver¬ 
halt erzählen, und bricht sogleich a priori mit den Worten 
den Stab: „Das ist schon dagewesen, daß heißt nichts“, 
oder „Das kann ich besser“ etc. — anstatt daß seine 
Wißbegierde ihn anspornen sollte, sich um den wissen¬ 
schaftlichen Grund dieser neuen Erscheinung zu kümmern, 
und das technische Journal, welches diese Mitteilung 
enthält, mit Aufmerksamkeit nachzulesen und zu stu¬ 
dieren. Eine solche Stumpfheit und Lethargie gegen nütz¬ 
liche, für die praktischen Lebensinteressen berechnete 
Lektüre ist leider auch bei vielen Vertretern des Bau¬ 
faches noch zu finden, doch hoffen wir, daß die jetzigen 
Zeitverhältnisse mit ihrer Parole: „Rastloses Vor- 
-w ä nt Sisch r e iten“ auch an jene Herren herantreten 
wird, die meinen, so vollkommen in ihrem Berufe bereits 
zu sein, um keine Belehrung mehr nötig zu haben, und 
daher alles von sich weisen, was sie aus ihrer Behag¬ 
lichkeit aufrütteln oder ihnen gar besondere Geistes¬ 
anstrengung verursachen könnte. Ing. A. Hell. 
Zur Verbauung der Trainkaserhgründe. Hierüber 
entnehmen wir der „Tages-Post“ nachstehende Zeilen: 
Der Minister des Innern und der Finanzminister haben 
die mit der Stadt gemein de Linz und Frau Ober¬ 
baurat Berta König abgeschlossenen Verträge über den 
Ankauf von Grundparzellen auf den Gründen der ehe¬ 
maligen Trainkaserne und des Hauses Nr. 11 in der 
Feldstraße durch das Aerar für den Statthalterei-Neubau 
genehmigt und den Statthalter ermächtigt, nunmehr 
die bezüglichen Kaufverträge definitiv abzuschließen. 
Die Unterfertigung der Kaufverträge erfolgt am 31. De¬ 
zember vormittags im Bureau des Statthalters, worauf 
sofort die Auszahlung der Kaufschillinge angeordnet 
wird. Zu Beginn des neuen Jahres wird das Bauprogramm 
festgesetzt und sohin die Ausschreibung eines Konkurses 
für ein entsprechendes Projekt für den Bau des neuen 
Statthaltereigebäudes veranlaßt werden. Der Neubau wird 
bekanntlich auf den der Eder-Apotheke gegenüberliegen¬ 
den Parzellen zu stehen kommen und sich bis zum 
Straßenzuge, der die Aüerspergstraße mit dem Schiller¬ 
platze (gegenüber der Ausmündung der Schillerstraße) 
verbinden soll, erstrecken, so daß er drei Fronten (Land¬ 
straße, Feldstraße und verlängerte Auerspergstraße) be¬ 
sitzen wird. Im Zuge der Feldstraße wird, durch die 
Auerspergstraße vom neuen Amtsgebäude getrennt, für 
die Wohnung des Statthalters ein weiterer Bau ausge¬ 
Seite 5. 
führt werden, dem sich dann das Amtsgebäude der 
Bezirkshauptmannsohaft, für das auch das gegenwärtige 
König-Haus, Feldstraße Nr. 11, benötigt wird, anschließen 
soll. Die Wohnung des Statthalters wird in entsprechen¬ 
der Höhe mit dem Amtsgebäude der Statthalterei durch 
eine architektonische Bogenbrücke direkt verbunden 
werden. 
Wohnhausbauten für die Angestellten der Staats¬ 
bahn. Wir teilten vor kurzem mit, daß die Zahl der zu 
erbauenden Wohngebäude für die Angestellten der Staats¬ 
bahn in Linz 22 beträgt, während nur 17 solche zur Er¬ 
bauung gelangen. Dieser Unterschied an Zahl ist dem 
Umstand zuzuschreiben, daß anfangs 22 zweistöckige 
Wohnhäuser projektiert waren, während man der Grund¬ 
verhältnisse halber in letzterer Zeit zu dem Ent¬ 
schluß kam, die Gebäude dreistöckig erbauen zu lassen. 
Die Objekte, ohne Einfriedung und Kanalisation auf 
1,200.000 Kronen veranschlagt, werden 244 Wohnungen, 
teils 2 Zimmer und Küche und teils 3 Zimmer und Küche 
enthalten. 
Städtische Professionistenarbeiten. Der Linzer Ge¬ 
meinderat hat die städtischen Professionistenarbeiten und 
Materiallieferungen, welche Bauzwecken zu dienen haben, 
für das Jahr 1910 an folgende Gewerbetreibende und 
Lieferanten übertragen: Baumeister Josef Simon; Dach¬ 
decker Georg Schwab; elektrische Installation Peters & 
Rothmaier; Gas- und Wasserleitungs-Installation Theodor 
Weidenweber; Glaser Anna Gebäck; Grab- und Pflaste¬ 
rungsarbeiten für die Wasserleitung Marie Ammer; Regie¬ 
pflasterungen Johann Oberhuber ; Hafner Friedrich Janzus; 
Maler und Anstreicher Josef Aigner; Schlosser Ferdinand 
Thilo; Schmied Josef Luxbauer; Spengler August Hay- 
böck; Steinmetz Karl Binder; Tapezierer Wilhelm Kaun; 
Tischler Karl Straßer ; Zimmermann Josef Koppler ; Öl¬ 
farben, Firnisse usw. Anton Deixler; Schreib- und Zeichen¬ 
requisiten F. Klings Nachfolger Ullrich; Zementlieferung 
0. Bergmann; Eisenlieferung S. Ehrentletzberger und 
Bleirohrlieferung Th. Weidenweber. 
Bildhauerarbeiten für das Gerichtsgebäude in 
Urfahr. Wie verlautet, sollen für die Übernahme der 
Bildhauerarbeiten zum Gerichtsgebäude in der* Stadt 
Urfahr auch Wiener Firmen zur Konkurrenz eingeladen 
worden sein. Wir finden dieses Vorgehen von Seite des 
Staates nicht glaubwürdig und meinen, daß es nur eines 
energischen Protestes bedarf, um diese künstlerische und 
materielle Zurücksetzung unserer tüchtigen Linzer Bild¬ 
hauer geeigneten Orts nicht zustande kommen zu lassen. 
Villenbau. In einer hiesigen Baukanzlei werden 
Pläne und Kostenüberschläge für einen Villenbau in 
St. Georgen a. d. Gusen ausgearbeitet. 
Baugesellschaft in Enns. Zufolge Benachrichtigung 
sind die 40 Anteilscheine zur Gründung einer kleinen 
Baugesellschaft in Enns, welche infolge der dort herrschen¬ 
den Wohnungsnot kleine Familienhäuser erbauen lassen 
will, bereits voll gezeichnet und wird die konstituierende 
Versammlung der Gründer noch anfangs dieses Monats 
erfolgen. Ob der Gesellschaft schon fertige Planskizzen 
zur Errichtung von benannten Wohnobjekten vorliegen 
oder ob man eine Ausschreibung zur Erlangung solcher 
veranlassen wird, muß abgewartet werden. 
Vorsicht bei Gerüstherstellungen. Die „Leipziger 
Malerzeitung“ berichtet von einem Gerüstunfall, der zu 
allgemeiner Vorsicht bei solchen Herstellungen gemahnt 
und bei Gericht seinen Abschluß fand. Das Blatt schreibt: 
Ein schwerer Unglücksfall im Baugewerbe führte den 
Oberösterreichische Bauzeitung.
	        
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