Volltext: XV. Jahrgang, 1910 (XV. JG., 1910)

Seite 194. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 24. 
Herstellung gebrannter Ziegel aus Schamotte, Sand, Hart¬ 
gesteinen, Müllschlacke, Müllasche u. dergl. unter Ver¬ 
wendung von Ton in Mengen von T5—4 Prozent in der 
Weise ausgeführt, daß die gekörnten Grundstoffe mit dem 
Tonbrei innig vermischt werden, welcher nur so viel 
Wasser enthält, daß ein jedes Schwinden der Formlinge 
vermieden und eine Vertrocknung der Masse vor dem 
Pressen als auch der Formlinge vor dem Brennen nicht 
mehr erforderlich ist, so daß also das Verfahren zur Her¬ 
stellung gebrannter Ziegel vereinfacht und verbilligt wird. 
Das Verfahren wird in der Weise ausgeführt, daß 
die gebrannte Schamotte, Kapselscherben, roher Sand, 
andere billige Steine, Müllasche oder Müllschlacke oder 
dergleichen gemahlen und in einem entsprechenden Misch¬ 
oder Rührwerk mit einem Zusatz von Tonbrei innig ge¬ 
mischt werden. Der Tonbrei enthält so geringe Wasser¬ 
mengen, daß die Preßmasse trotz des Breizusatzes trocken 
bleibt und sich ohne weiteres zur Trockenpressung eignet* 
Die Menge an festem Ton in der Preßmasse beträgt P5 
bis 4 Prozent. Infolge des besonderen Anrührens wird 
eine allerinnigste Umschließung der Körner mit dem Ton 
erzielt, so daß die pyrochemischen Einwirkungen sich 
vollkommen gleichmäßig und durch die ganze Masse hin¬ 
durch vollziehen. 
Der Zusatz des Tones bei dem neuen Verfahren ge¬ 
schieht in der Weise, daß der Tonbrei unter gleichzei¬ 
tigem Rühren der Steinkörner in einem Rührwerk, z. B. 
mittels einer Brause zugegeben wird, so daß sich die 
einzelnen Steinkörner gleichmäßig mit einer dünnen Ton¬ 
schicht überziehen und eine innige Verbindung der zu 
verarbeitenden Steinkörner mit dem Ton herbeigeführt 
wird. 
Nach dem neuen Verfahren können auch feuerfeste 
Ziegel aus Sand oder Bauziegel aus Basalt, Grus, Granit¬ 
abfällen u. dergl. hergestellt werden, welche sich wegen 
ihrer billigen Herstellungsweise mit Vorteil verwenden 
lassen, ebenso können koksfreie Kohlenschlacken, Hoch¬ 
ofenschlacken, die Schlacken der Müllverbrennung, Mag¬ 
nesit, Feldspat, Schiefer- und sämtliche natürliche Hart¬ 
gesteine nach dem neuen Verfahren zu Bau-und Pflaster¬ 
ziegeln verarbeitet werden. 
Namentlich haben die aus Hartgesteinsabfällen, wie 
Basalt oder Granit hergestellten Ziegel noch den Vorteil, 
daß sie wegen ihres geringen Tonzusatzes bei der Her¬ 
stellung ein als den Natursteinen angeblich vollständig 
gleichwertiges, nicht unterscheidbares Gefüge darstellen 
und sicli vor allen Dingen wie diese polieren lassen, wo¬ 
durch es möglich ist, billige, polierte Fassadenziegel her¬ 
zustellen. 
Lokale Baunotizen. 
Rücktritt. Zufolge des hohen Alters und des Ab¬ 
lebens seiner Lebensgefährtin ist Herr Eduard Korn- 
hoffer nicht imstande, als Hauptmitarbeiter der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“ weiter zu fungieren. Herrn 
Kornhoffer, der im Jahre 1828 geboren wurde und heute 
auf .eine mehr als 40jährige fachjournalistische Tätigkeit 
blicken kann, ist dieser Rücktritt nicht leicht geworden 
und auch wir bedauern denselben von ganzem Herzen, 
da wir einen Mitarbeiter verlieren, der sein reiches Wissen 
auf bautechnischem Gebiete gerne unserem Blatte zur 
Verfügung stellte. 
Ein Klagebrief vom Lande, Abermals ist bald ein 
Jahr verflossen und wieder hat mancher Baumeister, den 
das Mißgeschick könnte man sagen auf das Land ver¬ 
schlagen hat, seine Arbeitszeit mit Flickarbeiten ausfüllen 
müssen, da ein großer Teil der Hausbesitzer daselbst in 
seinen alten sanitätswidrigen Gebäuden sich wohl fühlt 
und Wünsche von Mietsparteien betreffs Errichtung von 
menschenwürdigen Wohnungen bei den geldbesitzenden 
Menschen gänzlich überhört werden. Würde manche Ge¬ 
meindeverwaltung nicht die Öffentlichkeit fürchten, so 
mochte auch in Bezug auf die Reinhaltung des Hauses 
vieles nicht geschehen, und was den Schutz vor Feuers¬ 
gefahr anbelangt, so sehen manche Hausdächer aus, als 
hätten sie eine Musterkarte aller üblichen Dachdeckungs¬ 
materialien darzustellen. Alte Eisenblechstücke, Falz- und 
andere Dachziegel, Dachpappe sind an den Latten be¬ 
festigt und durch die Fugen bläst der Wind, der ganz 
leicht Funken aus den niederen schiefen Schornsteinen 
in den Dachboden treiben und denselben in Brand setzen 
kann. Wäre für ein solches Haus nicht eine neue Dachung 
nötig? Aber der Eigentümer sagt: „Zu was diese Aus¬ 
gabe? So lange ich lebe hält es und nach meinem Tode 
sollen die Erben damit machen was sie wollen.“ Ist ein 
Gutsbesitzer in der Nähe und bedarf für seine Wirtschaft 
einiger Baulichkeiten, so wendet er sich höchst selten an 
einen Baumeister, denn was der versteht, bildet er sich 
ein, versteht er auch und erspart das Honorar für das 
Entwerfen eines Bauplanes, und die Führung des Baues 
wird er sich von seinem Hausmeister, der gelernter 
Maurer ist, besorgen lassen. Wer getraut sich da dem 
einflußreichen Manne, der den dortigen Gewerbetreibenden 
manches zu verdienen gäbe, zu widersprechen? Er sagt, 
„ich baue auf meinem Grund und zu meiner Be¬ 
nützung, geschieht ein Malheur, so werde ich die Kon¬ 
sequenzen daraus selbst zu ziehen haben.“ Also Private 
bauen nicht, die meisten Gutsbesitzer besorgen sich das 
selbst, die Gemeinde hat kein Geld, und der Staat, wenn 
er ein öffentliches Gebäude auf dem Lande zu errichten 
hat, übergibt dasselbe zur Ausführung einem Stadt¬ 
baumeister, der ihm mehr Garantie für die solide Arbeit 
bietet als der Baumeister im kleinen Orte. Und so ist 
es und wird es bleiben so lange, bis die Behörde ener¬ 
gisch gegen feuergefährliche Wohnobjekte auftritt und 
nicht jeder Grundeigentümer in baulichen Angelegenheiten 
tun und lassen kann, was er will. 
Ambulante Speisehütten in Linz. Ein hiesiger 
Unternehmer beabsichtigt nächstes Jahr während der 
Bausaison ambulante Speisehütten zu errichten, die auf 
Stellwagen um die 11 Uhr-Feierungsstunden zu den Neu¬ 
bauten hingeführt werden sollen. In diesen Hütten will 
der Unternehmer für billiges Geld warme Speisen an die 
Arbeiter verabreichen und sich die Bewilligung hiezu 
von der Polizei und den Bauunternehmern erwirken. Wir 
glauben nicht, daß der Mann seine Rechnung finden 
würde, noch weniger, daß die Polizeibehörde eine so un¬ 
appetitliche wandernde Speiseanstalt in unserer Landes¬ 
hauptstadt dulden möchte. Um billiges warmes Essen zu 
bekommen, ist die Volksküche da. 
Aus den Gremeinderatssitzungen in Linz. In der am 
7. d. M. stattgehabten Sitzung des Gemeinderates in Linz 
wurde über keine einzige Bauangelegenheit verhandelt. 
Entwässerungsarbeiten in St. Florian. Der ober¬ 
österreichische Landtag bewilligte der Wassergenossen¬ 
schaft St. Florian zur Ausführung des Entwässerungs¬ 
projektes für ein Flächenmaß von 106 Joch 278 Quadrat¬ 
meter (Kosten 21.986 Kronen) einen 20perzentigen 
Beitrag von 4200 Kronen.
	        
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