Volltext: XV. Jahrgang, 1910 (XV. JG., 1910)

XV. Jahrgang, Nr. 15. 
Linz, 1. August 1910. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ der „Genossenschaft der Baumeister Oberösterreichs“. 
Redaktion und Administration: Bucbdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Pfarrplatz Nr. 17. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
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für die 
Provinz 
Erscheint am 1. und IS. 
Jedes Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Pfarrplatz Nr. 17, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Wie projektiert man Spitalbauten? — Holzzerstörende In¬ 
sekten (Fortsetzung). — Lokale Baunotizen. — Offertverhandlungen. — 
Aus den Gemeinderatssitzungen in Linz. — Angesuchte Baulizenzen in 
Linz. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Bau¬ 
nachrichten aus Salzburg, Tirol und Vorarlberg. — Patentliste. — Bücher¬ 
schau. — Inserate. 
Wie projektiert man Spitalbauten? 
Die in der letzten Nummer unseres Blattes ange¬ 
kündigte Bekanntgabe jener Vorschriften, die von Spezia¬ 
listen für Krankenhausbauten bei Projektierung solcher 
Baulichkeiten streng eingehalten werden müssen, soll 
namentlich den Zweck haben, jüngeren Kunstkräften, 
die sich an derartigen Konkurrenzen beteiligen wollen, 
als Leitmotiv zu dienen, und haben diese Regeln nach¬ 
stehenden Wortlaut: 
„Ein Spital oder Krankenhaus hat die Aufgabe, 
solchen Kranken, die verhindert sind, sich selbst Pflege 
zu verschaffen, eine Zufluchtsstätte zu gewähren, und 
muß daher außer der ärztlichen Hilfe auch für die Be¬ 
schaffung aller denkbaren Bequemlichkeiten und Bedürf¬ 
nisse Sorge tragen. Ein Spital oder Krankenhaus ist des¬ 
halb seinem Zwecke nach durchaus nur Nützlichkeits¬ 
gebäude, daraus folgt die Notwendigkeit einer vollstän¬ 
digen Unterordnung der inneren Einteilung und der Kon¬ 
struktion zu den Bestimmungen und der Zweckmäßig¬ 
keit desselben; ferner muß es in seiner Anlage und bau¬ 
lichen Ausführung und allen seinen Einzelnheiten den 
Anforderungen der Wissenschaft und den bewährten Er¬ 
fahrungen der Neuzeit sowohl in technischer als sanitärer 
Beziehung entsprechen. Bei der Anlage* eines Spitals 
oder Krankenhauses hat man vor allem auf die Wahl 
des Bauplatzes zu achten, daß derselbe in einer gesunden, 
hohen und luftigen Lage sich befinde, geschützt gegen 
^Nordwinde ist, an der äußersten Grenze des Ortsrayons 
liege, und daß er von der Nähe staubiger Landstraßen, 
sumpfiger Gegenden, oder Fabriksanlagen gänzlich ent¬ 
fernt sei, Auch soll in dessen unmittelbarer Nähe ein 
fließendes Wasser sich befinden, in welches die Unrein¬ 
lichkeiten leicht abgeleitet werden können; ebenso ist 
das Vorhandensein eines guten Trinkwassers eine uner¬ 
läßliche Bedingung. Der Baugrund muß für den Fall, als 
sich eine Vergrößerung der bestehenden Baulichkeiten 
herausstellt, sowie auch um reichliche Gartenanlagen ge¬ 
winnen zu können, genügend Raum bieten. Die Größe 
des Spitals oder Krankenhauses hängt hauptsächlich von 
der Anzahl der unterzubringenden Kranken ab, und ist 
hier die Anlage und Ausfüllung eines Krankenhauses 
nach dem jetzt üblichen Pavillonsistem gedacht. Nach 
diesem Pavillonsistem müssen größere Krankensäle in 
paralleler Lage freistehend so angeordnet sein, daß sie 
die volle Einwirkung von Luft und Sonne ermöglichen, 
und daher nur an den Schmalseiten mit einem Korridor 
Zusammenhängen. Die Entfernung der Krankenpavillons 
beträgt nicht unter dem Doppelten ihrer Höhe bis zum 
Hauptgesims; die Säle werden mit ihrer Längenachse 
von Norden nach Süden gerichtet, damit die im Osten 
aufgehende Sonne den Saal sofort trifft, und denselben 
erst bei ihrem Untergange wieder verläßt, wobei die 
Trennung nach den Geschlechtern in der Weise erfolgt, 
daß zwei einen inneren Hof umfassende Hauptkorridore, 
für jedes Geschlecht einer, angelegt sind, von denen nach 
außen die Pavillons ausgehen. Die Verbindung der Pa¬ 
villons durch Gänge ist in einer Weise herzustellen, daß 
dadurch die freie Luftzirkulation in keiner Art gehemmt 
werde, was am besten dadurch erreicht wird, daß man 
den inneren Hof so tief ausgräbt, daß die verbindenden 
Korridore von hier aus frei Licht und Luft erhalten, wo¬ 
bei dann die letzteren am Souterain des Pavillons vor¬ 
beizuführen sind, und der Verkehr sowohl in als auf den 
Korridoren stattfindet, in letzterem Falle ins Freie. Der 
Raum zwischen den Pavillons wird zu Gartenanlagen 
benützt, welche zum Spazieren der Kranken dienen. Die 
einzelnen Pavillons sind massiv auszuführen und zu unter¬ 
kellern; der Parterrefußboden der Krankensäle ist so 
hoch zu legen, daß er gegen das Aufsteigen der Grund¬ 
feuchtigkeit geschützt ist. Mehr wie zwei Stockwerke 
sollten die Krankenpavillons nicht erhalten; die Verbin¬ 
dung der einzelnen Stockwerke ist mittels feuersicheren 
Treppen zu bewerkstelligen. Aufzüge zur Beförderung 
der Kranken von einem Stockwerk zum andern sind 
wünschenswert. 
Die Verteilung der Kranken in die einzelnen Pa¬ 
villons wird folgendermaßen stattzufinden haben. 
I. Die Trennung der Geschlechter ist streng durch¬ 
zuführen. 
II. Trennung nach dem Alter. 
III. Trennung nach den Krankheiten. 
Die eigentlichen Krankengruppen lassen sich etwa 
in folgender Weise trennen: 
1. Innerliche Kranke. 
2. Chirurgische Abteilung. 
3. Abteilung für Typhuskranke. 
4. Abteilung für Syphiliskranke. 
5. Abteilung für Hautkranke. 
6. Abteilung für Blatternkranke. 
Von den übrigen Abteilungen vollkommen getrennt 
mit eigenen Gärten, eigener Oekonomie und Verwaltung: 
7. Abteilung für Geburtshilfe.
	        
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