Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 68. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 9. 
Wärme, nicht aber Wasserdampf, ins Freie zu befördern. 
Jetzt geht tatsächlich Wärme verloren. 
Wenn man nun statt der geschlossenen Oefen offene 
Kokes- oder Kohlenfeuer benutzt, sei es nun in den be- 
kan nten eisernen Gestellen oder auf einem aus Ziegelsteinen 
zusammengestellten Herd, so ist der Vorgang bezüglich 
der Wirkung der erzeugten Wärme selbstredend genau 
derselbe. Auch jetzt wird die Luft beim Erwärmen Wasser 
aufnehmen und beim Abkühlen wieder abgeben. Tat¬ 
sächlich aber liegen hier die Verhältnisse noch etwas 
ungünstiger. Die gebräuchlichen Brennstoffe erhalten stets 
einen brennbaren Bestandteil, welcher Wasserstoff genannt 
wird. Dieser heißt so, weil er beim Verbrennen sich mit 
dem Sauerstoff der Luft zu einem neuen Körper, und 
zwar zu Wasser verbindet, also weil er Wasser erzeugt. 
Man nannte ihn deshalb früher, als die gelehrten Leute 
noch lateinisch sprachen und schrieben, Hydrogenium, 
d. h. Wassererzeuger. Daraus ist das deutsche Wort- 
Wasserstoff entstanden. 1 Kilogramm Wasserstoff liefert 
nicht weniger als 9 Kilogramm Wrasser. Dieser Wasser¬ 
stoff fehlt in keinem Brennmaterial, nicht einmal im Koks, 
der allerdings am wenigsten enthält. Reichlicher ist er 
vorhanden in den Steinkohlen, in noch größerer Menge 
im Holz. Wird nun ein wasserstoffartiges Brennmaterial 
verbrannt, so findet sich unter den Verbrennungsgasen 
auch Wasser dampf, und wenn wir die Verbrennung in 
offenen Feuern im geschlossenen Raume vornehmen, so 
gelangt der Wasserdampf in die Luft des Raumes. Ich 
habe gesehen, daß man in einem großen Neubau all¬ 
abendlich im Winter in den Kellern große Kohlenfeuer 
unterhielt, um das Trocknen zu beschleunigen. Die 
Gewölbemauern waren dabei in kurzer Zeit so mit Wasser¬ 
tropfen bedeckt, daß das Wasser herunterlief. 
Der Bauleiter freute sich über den guten Erfolg*, daß 
dem Mauer werk soviel Wasser entzogen wurde. Tatsächlich 
war das ein arger Irrtum. Das an den W7änden sich 
zeigende Wasser war der aus dem Feuer stammende 
Wasserdampf, der sich an den kalten Mauern zu flüssigem 
Wasser verdichtete. (Schluß folgt.) 
Lokale Baunotizen. 
Zur Verbauung der Trainkaserngründe. Wie ver¬ 
lautet, soll die Nachfrage nach Bauparzellen auf den 
Trainkaserngründen eine sehr lebhafte sein, so daß von 
den 32 Baustellen schon 16 in Vormerkung genommen 
wurden. Bindende Erklärungen haben neun Bewerber 
abgegeben. Die Bauplätze haben je nach ihrer Lage 
einen Preis von 50 Kronen bis 120 Kronen per Quadrat¬ 
meter. 
Von der Errichtung größerer Baulichkeiten glaubt 
man erwarten zu können den Bau eines großen Hotels 
durch ein Wiener Konsortium, ein Handelskammer¬ 
gebäude sowie einige Wohnhausbauten künstleri¬ 
scher Herstellung durch den Baumeister Herrn Gustav 
Steinberger und durch die Ob er österreichische 
Baugesellschaft. Es wäre zu wünschen, wie wir 
schon mehrmals erwähnten, daß die Bebauung des ganzen 
Grundkomplexes recht rasch vor sich gehen möge. 
Springbrunnen. Für die im September 1. J. in Linz 
abzuhaltende Landes-Handwerkerausstellung wird in einer 
Spenglerei in Stadt Steyr ein herrlicher Springbrunnen 
an gefertigt. 
In dieser Ausstellung soll auch ein hölzernes Block¬ 
haus, nach dem Entwürfe des hiesigen Architekten 
Professor Balzarek vom Stadtzimmermeister Friedrich 
S c h i c h 11 in Leoben hergestellt, exponiert werden, was 
nur für manche Besucher der Ausstellung von Interesse 
; sein dürfte, da Blockhäuser in unserem Lande, 
wo man der vielen Brände halber am Lande trachtet, 
womöglich die bestehenden Holzbauten zu entfernen, 
absolut nicht am Platze sind. 
Preislisten-Akkordbau. Von einem Bauunternehmer 
in der Provinz wird an uns die Anfrage gestellt, wie die 
Bezeichnung „Preislisten-Akkordbau“ aufzufassen sei, 
und erhalten wir von kompetenter Seite darüber folgende 
Mitteilung. 
Derselbe erfordert bezüglich der Ermittlung der Ein¬ 
heitspreise eine besondere Gründlichkeit; ferner erheischt 
er eine genaue Beschreibung jeder einzelnen Arbeit und 
der zu beschaffenden Materialien, wenn späteren Einreden 
seitens des Unternehmers vorgebeugt und Prozesse ver¬ 
mieden werden sollen. Dieses Akkord-System enthebt 
auch keineswegs der Mühe des Nachmessens der fertig¬ 
gestellten Arbeiten, und die Abrechnung erfordert viel 
Zeit und Mühe und macht besondere Umständlichkeiten, 
wenn der Bauherr und der Unternehmer seine Rechnung 
finden soll. Die Rechnungslegung pflegt daher im 
gegebenen Falle meist das Resultat gegenseitiger Kom¬ 
promisse zu sein. Will also die Bauverwaltung bei diesem 
System nicht zu bedeutenden Nachteilen kommen, soll 
die Solidität des Bauobjektes nicht Schaden leiden und 
die Bauzeit nicht ungünstig beeinflußt werden; kurz, 
sollen ersprießliche Resultate aus dieser Art der Bau¬ 
vergebung hervorgehen, so wird der Regieaufwand für 
den Bauherrn gewiß ein nicht unbedeutender sein und 
es werden sehr gediegene Kontrollsorgane notwendig 
sein. Im Gegenfalle läßt es viel Spielraum für persön¬ 
liche Interessen zu. Darum ist es erklärlich, daß dieses 
System fast nur seitens der Unternehmer bei General, 
Entreprisen gegenüber den Sub-Akkordanten Anwendung 
findet, indem es nach allen bisher Angeführten dem 
System „Akkordbau gegen Nachmaß“ entschieden zu¬ 
rücksteht und daher nicht sehr empfehlenswert ist. 
Berichtigung. In der letzten Nummer unseres Blattes 
vom 15. April soll es in der Rubrik „Lokale Baunotizen“ 
34. Zeile statt dem Stengel Stempel heißen, was wir 
hiermit berichtigen wollen. 
Trainkasern-Übergabe. Am 2. Mai findet die Über¬ 
gabe der neu gebauten Trainkaserne in der Derflinger- 
straße nächst den Landwehrkasernen statt. Wir werden 
über die umfangreiche Anlage mit den verschiedenen 
Baulichkeiten, welche Herr Baumeister Gustav Stein¬ 
berger zur Herstellung brachte, in einer der nächsten 
Nummern unseres Blattes ausführlich berichten. 
Eine Anfrage. Von einem Gutsbesitzer auf dem 
Lande wird an uns folgende Anfrage gestellt: „Schickt 
ein Hafner, bei dem man in Linz einen Tonofen kauft 
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aufs Land einen Gehilfen zur Aufstellung mit, oder kann 
diese Arbeit auch ohne Hafner bewerkstelligt werden?“ 
Unsere Antwort lautet : „Ist auf dem Lande ein tüch¬ 
tiger Maurer vorhanden, so kann er einen Tonofen fehler¬ 
frei aufstellen. In den meisten Fällen, wenn die Ent¬ 
fernung nicht gar zu groß ist, schickt der Hafner einen 
Gesellen mit, und erhält derselbe freie Reise hin und 
retour sowie Verpflegung und per Tag 5 Kronen. 
Bauvergebungen in Ebensee. Der Gemeindeausschuß 
in Ebensee hat die Herstellung der Maurerarbeiten beim 
Notspital, beim Armenhaus und beim Isolierspital dem 
Baumeister Josef War sch übergeben. Alle anderen
	        
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