Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Nr. 9. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 67. 
Ein wesentlicher Schmuck für jede Tür ist eine an¬ 
gemessene Verdachung; sie hat aber auch eine praktische 
Bedeutung und sollte daher allgemeiner, als dies ge¬ 
schieht, Anwendung finden. Zwischen dem Mauerbogen, 
der die Türöffnung überspannt, und der Türbekleidung 
verbleibt oft ein Zwischenraum, der durch Füllmauer¬ 
werk zwar verschlossen, nicht aber so gedichtet werden 
kann, daß nicht, namentlich wenn die Türe viel und 
rücksichtslos zugeworfen wird, Putzrisse und Abbröcke¬ 
lungen entstehen. Diese würden vermieden oder doch 
unsichtbar werden, wenn die Verdachung da wäre. Man 
kann dieselbe in einfachster Weise sehr billig herstellen 
und doch außer dem eben entwickelten Vorteil den eines 
hübschen Aussehens der ganzen Türe erreichen. 
Die Befestigung der Verdachungen geschieht meistens 
mittelst Bandeisen. Solider wäre eine solche mit Stein¬ 
schrauben oder, wenn auf beiden Seiten Verdachungen 
vorhanden sind, mit durchgehenden Schraubenbolzen, 
deren Muttern bei einfachen Ausführungen versenkt, bei 
reicheren in Messing oder Rotguß ausgeführt als Verzie¬ 
rungen benützt werden könnten. 
Holzstaub als Ursache von Krankheiten 
bei Holzarbeitern. 
Die /Tatsache, daß der in der Luft enthaltene Staub, 
der durch die Atmung in die Respfrationsorgane gelangt, 
einerseits wegen seiner chemischen Zusammensetzung, 
anderseits wegen seiner Struktur, einen gefährlichen 
Krankheitserreger bildet, ist allgemein bekannt. Welche 
Unmassen von Staub Arbeiter oft einzuatmen gezwungen 
sind, mag folgendes Beispiel lehren. Eine Miniumfabrik 
hat sich veranlaßt gesehen, den bei der Arbeit entwickelten 
Staub in Staubkammern zu leiten und daselbst abzulagern. 
Am Ende eines Jahres hatten sich 17.500 Kilogramm 
Staub , abgelagert 1 Wäre die Staubabteilung nicht ein¬ 
gerichtet worden, so hätte sich dieser Staub zum Teile 
in den Atmungsorganen der Arbeiter festgesetzt. 
Die wissenschaftlichen Untersuchungen über den Staub 
bewegten sich bisher fast ausschließlich auf dem Gebiete 
der chemischen Analyse, während Untersuchungen über 
die Zusammensetzung des Staubes erst in der neuesten 
Zeit angestellt wurden. Auf Anregung des Zentral-Gewerbe- 
inspektorsDr. Migerka wurden verschiedene, in den gewerb¬ 
lichen Betrieben vorkommende Staubarten mikroskopisch 
untersucht und die von dem kaiserlichen Rate Jelile her¬ 
gestellten Staubpräparate in etwa hundertfacher linearer 
Vergrößerung photographisch aufgenommen. 
Unter den untersuchten Staubärten befindet sich auch 
der Holzstaub. Derselbe wurde bislang den minderschäd¬ 
lichen Staubarten beigezählt, entpuppte sich aber dann 
als ein ungemein gefährlicher und tückischer Geselle! 
Besonders schädlich wirkt er durch seine Eigenschaft, 
sich an die Schleimhaut der Respirationsorgane festzu¬ 
saugen, sodaß er dann nicht so leicht durch Husten ab¬ 
gestoßen werden kann. Die Folgen davon sind zuerst 
akute, dann chronische Katarrhe und schließlich Phthyse. 
Daß die beständigeEinatmung von Holzstaub geradezu 
verheerend auf die Atmungsorgane einwirkt, bestätigen, 
ganz unabhängig von den wissenschaftlichen Unter¬ 
suchungen, die Erfahrungen zählreicher Landärzte, welche 
schwere Erkrankungen der Lunge und des Kehlkopfes 
bei solchen Personen antrafen, welche sich viel mit 
Laubsägearbeiten beschäftigen. Bei der massenhaften 
Verarbeitung von Holz und der großen Anzahl der dabei 
beschäftigten Arbeiter, bei denen, neueren Beobachtungen 
zufolge, Erkrankungen der Atmungsorgane sehr häufig 
auftraten, ist es wohl dankenswert, daß man auf diese 
Tatsache hinweist und so die Beseitigung des Übels 
anregt. 
Die erwähnte Beobachtung und Untersuchung des 
Holzstaubes, bei welcher sich auch Dozent Dr. E. Lewy 
hervorragend beteiligte, ergab folgendes Resultat: Der 
bei Verarbeitung von Holz auftretende Staub ist lichtgelb, 
sehr leicht, gleichförmig in Farbe, zusammenballend und 
leicht zerstäubend. Unter dem Mikroskop zeigt sich das 
Holzgewebe mit zerrissenen, scharfen, spitzen Rändern 
versehen; daneben gewahrt man Holzfaserzellen, Mark¬ 
strahlen und Gefäßfragmente. Die losen Holzzellen sind 
zerbrochen, zerfasert, vielfach auch mit Haken versehen, 
ferner finden sich viele spitze Gefäßzellen ebenfalls de¬ 
formiert. Dieser Staub ist spezifisch leicht, verteilt sich 
demnach rasch in der Luft und setzt sich daher nicht so 
leicht ab. Eine Folge davon ist, daß er, in größeren 
Mengen zur Einatmung gelangt, um so tiefer in die Luft¬ 
wege eindringt, je feiner er ist, sodaß er bis in die feineren 
Bronchialgefäße eindringen kann. Die besondere Gefährlich¬ 
keit des Staubes liegt darin, daß er sich fest an die Schleim¬ 
haut ansetzt, durch seine Form aber, daß er spießig ist, 
dem Abhusten großen Widerstand entgegensetzt. 
Haben wir mit dem Vorstehenden die Gefährlichkeit 
des Holzstaubes dargetan, so möchten wir auch darauf 
hinweisen, daß gerade dieser Staub, infolge seines geringen 
spezifischen Gewichtes, leicht abgeleitet werden kann. 
Ein einfaches, mit einem Exhaustor in Verbindung ste¬ 
hendes Absaugungsrohr genügt, um den Arbeiter vor den 
zerstörenden Wirkungen des Staubes zu schützen, ihn 
gesünder und damit auch leistungsfähiger zu erhalten. 
Künstliches Trocknen von frischem 
Mauerwerk. 
(Fortsetzung.) 
Etwas Wasser wird immerhin ins Freie gelangen, der 
größte Teil aber schlägt sich nieder und wird nach Ver¬ 
schließen der Fenster aufs neue verdampft. Es ist klar, 
daß man auf diese Art sehr lange heizen kann, ohne 
eine nennenswerte Wirkung zu erziehlen. 
Nun kann man endlich die Sache einrichten, daß 
man in dem Raume stets eine Fensteröffnung, zweckmässig 
ein Oberlicht, frei hält und damit eine ständige Luft¬ 
erneuerung ermöglicht. Es findet alsdann eine ziemlich 
lebhafte Lüftzirkulation statt, indem die erwärmte Luft 
in Folge ihres geringen Gewichtes nach oben steigt, dort 
entweicht, und von unten friche Luft hachströmt. Dam'fc 
ist scheinbar alles erreicht, was man wünschen kann. 
Dies würde auch tatsächlich der Fall sein, wenn die 
erwärmte Luft beim Entweichen soviel Wasser mitnähme, 
als sie bei ihrem Wärmegrade aufnehmen könnte, also 
wenn sie beim Entweichen mit Wasser gesättigt wäre. 
Dazu aber müßte jedes entweichende Luftteilchen vorher 
hinreichend lange mit den nassen Wänden in Berührung 
gewesen sein. Daß dies nicht der Fall ist und nicht der 
Fall sein kann, liegt auf der Hand. An den Wänden 
findet die geringste Luftzirkulatiön statt, weil die Luft 
an den Wänden durch Reibung Widerstand findet. Wir 
werden deshalb dort eine Schicht wassergesättigter Luft 
haben, die festgehalten wird und unbeweglich ist. Zwischen 
diesen Isolierschichten findet die Zirkulation der erwärmten 
Luft statt, und unser Heizen dient tatsächlich dazu,
	        
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