Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

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aber keineswegs so drängend ist, sind etwa Spielschulden. 
Nicht wahr, so ist’s doch? I, keine Idee!..Verehrtester, 
wo haben Sie denn bis jetzt gelebt? Gerade umgekehrt 
ist’s —! Der Gentleman kann seinen Schuster, Schneider, 
die Wäscherin und Plätterin getrost ein Jahr lang und 
darüber auf die lumpigen paar Pfennige warten lassen, 
und wenn so’n Kerl frech wird und sich zu mahnen er¬ 
dreistet, nun, so entzieht man ihm die Ehre der Kund¬ 
schaft. Hat man dagegen in einer feudalen Jeu-Nacht 
so’n paar mit Wasserzeichen versehene Bläulinge ver¬ 
spielt, ja, dann heißt’s höllisch aufpassen, daß die „Ehren¬ 
schuld“ binnen vierundzwanzig Stunden bezahlt ist, sonst 
ist man eben gesellschaftlich erledigt. Übrigens, was kann 
denn z. B. so einem Schuster daran liegen, ob er die 
drei oder vier Mark für die Reparaturen jetzt bekommt 
oder später, die paar Pfennige reichen ja kaum für eine 
anständige Flasche Wein! — Daran liegt’s wohl zumeist, 
daß die Schulden bei den kleineren Leuten von den Be¬ 
güterten so gedankenlos vernachlässigt werden, die abso¬ 
lute Unfähigkeit, sich in die ärmeren Kreise hineinzu¬ 
denken, die Unkenntnis der Tatsache, daß die „paar 
Pfennige“ für den kleinen Handwerker ein Kapital dar¬ 
stellen. Natürlich kommen Leute, die Geld haben wollen, 
selten zur passenden Zeit, da hat die Gnädige ihr Porte¬ 
monnaie im anderen Zimmer, oder es ist gerade Besuch 
da, den man doch unmöglich deswegen allein lassen 
kann, weil die Wäscherin ausgerechnet jetzt nach 
ihren lumpigen vier Mark kommt. Ungeduldig wird die 
Rechnung zurückgewiesen und klingelt sie am nächsten 
Tage wieder in der gleichen Angelegenheit, da fällt wohl 
gar schon mal das Wort von „unverschämter Belästigung“. 
Na ja, wenn’s „Ehrenschulden“ wären .... 
Baunachrichten aus Tirol, Salzburg und 
Vorarlberg. 
Wasserkraftwerk. Die Errichtung eines Wasser¬ 
kraftwerkes für die Österreichischen Staatsbahnen in 
Bischofshofen ist in Aussicht genommen. 
Umbau des Bahnhofes Innsbruck. Vor kurzem hat 
im Eisenbahnministerium im Beisein von Vertretern der 
Staatsbahndirektion Innsbruck ujid der Südbahngesell¬ 
schaft eine Beratung über den Umbau des Bahnhofes 
Innsbruck und die Verbindung des neuen Rangierbahn¬ 
hofes der Südbahn mit dem Staatsbahnhofe WTilten statt¬ 
gefunden. Hiebei wurde über die wichtigsten technischen 
und finanziellen Fragen eine vorläufige Einigung erzielt 
und die Südbahnverwaltung hat sich bereit erklärt, nun¬ 
mehr mit aller Beschleunigung das Projekt für die bisher 
nicht konsentierten Herstellungen auszuarbeiten und zur 
weiteren Amtshandlung vorzulegen. Die kommissionellen 
Verhandlungen über den Umbau des Personenbahnhofes 
dürften im nächsten Frühjahre stattfinden. 
Höhenstraße. Das vorbereitende Komitee in Innsbruck 
hat die Erbauung einer Höhenstraße am nördlichen Inns¬ 
brucker Mittelgebirge gesichert. Baukosten K 277.000. 
Hotelbau. An Stelle des Gasthofes „Knoll“ nächst 
dem Hotel „Bristol“ in Bozen wird im Sommer mit dem 
Bau eines großen Hotels begonnen werden. Der nun¬ 
mehrige Besitzer des Knollschen Grundes, Herr Franz 
Staffier, Besitzer des Hotels „Bristol“, wird den, Hotel¬ 
palast im Sommer 1910 eröffnen. 
Niederdruckdampfheizung, Wasserleitung, Kanali¬ 
sation. Die k. k. Staatsbahndirektion Innsbruck, vergibt 
Nr. 6f 
die Herstellung der Niederdruckdampfheizung, Installation 
der Wasserleitung und Kanalisation im Uebernachtupgs- 
gebäude der Station Bischofshofen im Kostenbeträge von 
zirka K 18.000. Angebote bis 16. März an die k. k. Staats¬ 
bahndirektion Innsbruck. Vadium 5 °/0. Behelfe an der 
Kassa der k. k. Staatsbahndirektion Innsbruck (K 5.—) 
Aus den Gemeinderatssitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 3. März 1909). 
Gemeinderat Dr. O b e r m ü 11 n e r beantragt, der Ge¬ 
meinderat erkläre sich bereit zur Zahlung eines Beitrages 
von 14.000 Kronen zum Bau der staatlichen Lebensmittel¬ 
untersuchungsanstalt, welche nach dem Anträge des 
Landesausschusses hinter dem Landestheater zu stehen 
kommen soll und daher die Demolierung des Feuerwehr¬ 
depots nötig macht. Der Gemeinde wird vom Lande ein 
Bauplatz für die Errichtung eines neuen Feuerwehrdepots 
zugewiesen. Das obenerwähnte Anstaltsgebäude erfordert 
eine Bausumme von 43.000 Kronen und muß nach den 
Plänen des Baumeisters Herrn Matthäus Schlager erbaut 
werden. (Wird angenommen.) 
Ein Parzellierungsgesuch der Frau Cäzilia Ester¬ 
mann bezüglich ihrer Gründe in der Tegetthoff- und 
Figulystraße wird unter näheren Bedingungen genehmigt. 
(Referent Gemeinderat Thal er.) 
Die Lieferung der Spezialeinrichtung für die Physik- 
und Ghemieräume der neuerbauten Staats-Oberrea 1- 
scliule wird der Ersten oberösterreichischen Lehr- und 
Lernmittelanstalt zum Preise von 5564 Kronen übertragen. 
(Referent Gemeinderat Grub er.) 
Der Bericht über die Kollaudierung der Staatsge¬ 
werbeschule wird zur Kenntnis genommen und das Bau¬ 
amt beauftragt, die hiebei festgestellten Mängel beheben 
zu lassen. Als Beginn der Haftzeit für die Professionist-en- 
Arbeiten wird der 1. Jänner 1909 festgesetzt. (Referent 
Gemeinderat Uhlik.) 
Vizebürgermeister Ec kl teilt mit, daß bei Persen¬ 
beug Porphyritschotter gewonnen werde, der zirka 
2000 Kilogramm Druckfestigkeit besitze, also dem Basalt 
fast überlegen sei. Er koste loko Linz und Schlepper 
15 Kronen pro Kubikmeter, während der Basalt auf 
25 Kronen zu stehen komme. Der Referent beantragt, 
der Gemeinderat beschließe den Ankauf von 200 Kubik¬ 
meter Porphyritschotter zur versuchsweisen Herstellung 
von Straßendecken zum Preise von 15 Kronen loko Linz. 
(Angenommen.) 
Gemeinderat Helletzgruber teilt mit, das Bau¬ 
amt befürwortet die Auswechslung der Fenster 
in der Volksfesthalle und spricht hiefiir einen Beitrag von 
900 Kronen an. Die Buchhaltung habe dagegen ein¬ 
gewendet, daß für die bereits beschlossenen Arbeiten in 
der Volksfesthalle ein Betrag von 4000 Kronen im Präli¬ 
minare vorgesehen sei und durch die vom Bauamte be¬ 
fürwortete Auswechslung der Fenster dieser Betrag gleich 
von vornherein überschritten würde. Der Referent be¬ 
merkt, es gehe nicht an, daß man präliminierte Beträge 
beliebig überschreite und es sei zu begrüßen, daß die 
Buchhaltung gleichfalls diesen Standpunkt hervorkehre. 
Er beantragt, der Gemeinderat beschließe von der Aus¬ 
wechslung der Fenster in der Volksfesthalle in diesem 
,Jahre Abstand zu nehmen, weil hiefür vom Bauamte 
kein Betrag beansprucht wurde und die einfache Aus- 
b e s serung der Fenster geringere Kosten erfordern wird. 
(Angenommen.) 
Oberösterreichische Bauzeitung.
	        
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