Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Nr. 24. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 197. 
Die Aufgabe, im gegebenen Palle eine Verbrennung 
zu verhindern, kann demnach in dreifacher Weise gelöst 
werden, wenn man dafür Sorge trägt, daß eine der drei 
Bedingungen nicht erfüllt ist. 
1. Das Mittel, eine Verbrennung dadurch zu verhüten, 
daß man zu einem überhaupt unverbrennlichen Körper 
greift, ist gewiß das einfachste und rationellste, ist aber 
selten anwendbar. Der einzige Körper, der hiebei in 
Betracht kommt, ist der Asbest. Es kann dieser Körper 
allerdings in manchen Fällen die Rolle leinener etc., 
überhaupt organischer Gespinste übernehmen, seine 
Verwendung hiezu aber kann aus vielen Gründen nur 
eine beschränkte sein. 
2. Praktischer ist schon das zweite Verfahren, den 
atmosphärischen Sauerstoff fernzuhalten. Es ist zu diesem 
Zwecke notwendig, den vor dem Verbrennenzu schützenden 
Körper mit einem dichten und dabei feuerbeständigen Über¬ 
züge zu versehen. Einen solchen Überzug liefert in aus¬ 
gezeichneter Weise das Wasserglas, welches sich leicht 
und bequem wie ein leichter, durchsichtiger Firnis auf 
jeden Körper auftragen läßt. Ein mit diesem Firnis be¬ 
strichener Körper kann ebensowenig brennen, wie ein 
Holzstück, das man in einer luftdicht verschlossenen 
Eisenröhre glüht. Die mit Wasserglas überzogene Substanz 
ist nicht imstande Feuer zu fangen, noch weniger das 
Feuer selbst zu leiten und zu verbreiten. Ein einfacher 
Versuch zeigt, daß leichte Holzstäbchen, mit einem ein¬ 
maligen Anstrioh von Wasserglas versehen und längere 
Zeit in eine Spiritusflamme gehalten, vollkommen un¬ 
versehrt bleiben und herausgenommen, nicht einmal ein 
Glimmen bemerken lassen. Es ist aber leicht ersichtlich, 
daß auch die Verwendung des Wasserglases zu dem 
genannten Zweck nur eine .beschränkte sein kann. Bei 
Holzgegenständen festerer Konsistenz wird dieses Mittel 
sehr gute Dienste leisten, allein es ist klar, daß man 
leichte Stoffe, Flor etc., um die es sich doch hauptsächlich 
handelt, nicht mit Wasserglas bestreichen kann, schon 
deshalb nicht, weil sie dadurch viel zu steif werden würden. 
Es bleibt somit nichts übrig als für diese Stoffe zum dritten 
Mittel zu greifen. 
3. Die meisten Salze enthalten eine Menge chemisch 
gebundenen Wassers, sogen. Kristallisationswasser, Hält 
man z. B. ein Stück kristallisierte Soda in einem eisernen 
oder silbernen Löffel über eine Flamme, so gerät das 
Salz alsbald ins Schmelzen. Es zeigt sich, wie man sagt, 
der wässerige Fluß, d. h. das Salz verliert sein Kristall¬ 
wasser und kommt in diesem zum Schmelzen. Wenn man 
nun irgend einen Stoff, beispielsweise ein leichtes Baum¬ 
wollengewebe, in die Lösung eines solchen Salzes taucht 
und dann trocknen läßt, so wird bei der Verdunstung der 
Flüssigkeit das Salz in kleinen Teilchen, die an und in 
der Faser des Zeuges sitzen, auskristallisieren. Jedes 
Salzteilchen aber enthält eine kleine Wassermenge und 
dadurch wird der Stoff faktisch unverbrennlich gemacht. 
Denn will man einen solchen Stoff anzünden, so versuchen 
zwar die Fasern Feuer zu fangen, allein sofort kommen 
die Salzteilchen zum Schmelzen, ihr Kristallwasser tritt aus 
und das Feuer wird im ersten Entstehen wieder gelöscht. 
Es sind indessen nicht alle Salze, auch nicht einmal 
alle diejenigen, welche Kristallwasser enthalten, zu diesem 
Zwecke geeignet. Salze, welche beim Erhitzen Sauerstoff 
entwickeln, das Brennen also nicht hindern, sondern eher 
noch befördern, können hiebei gewiß nicht verwandt 
werden. Es müssen deshalb beispielsweise alle salpeter¬ 
sauren und chlorsauren Salze ausgeschlossen werden. 
Die Salze müssen ferner luftbeständig sein, sie dürfen 
an der Luft weder Wasser anziehen (zerfließen), noch 
Wasser abgeben (verwittern). Das letztere tut beispielsweise 
die sonst ausgezeichnete Soda. Aus diesem Grunde muß 
wiederum eine Reihe von Salzen unbrauchbar bei Seite 
gesetzt werden. Auch dürfen die Salze selbst nicht flüchtig 
sein, keinen irgendwie unangenehmen Geruch besitzen 
und schließlich auch nicht verändernd oder gar schädlich 
auf die Faser des Zeuges einwirken. 
Trotz aller dieser Beschränkungen fehlt es nicht an 
Salzen, die dem Zwecke durchaus entsprechen. Bei den 
angestellten Versuchen zeigten sich am wirksamsten 
im allgemeinen die schwefelsauren Salze, jedoch leisteten 
auch Salmiak, essigsaures Natron und Seignettesalz gute 
Dienste. Weniger wirksam zeigte sich das anderswo 
empfohlene Bittersalz. 
Leichte Stoffe, sogar Seidenpapier, mit den Lösungen 
solcher Salze getränkt, fangen nach dem Trocknen kein 
Feuer, auch wenn sie längere Zeit in die Flamme einer 
Spiritusflamme gehalten werden, sondern schrumpfen 
höchstens zusammen und verkohlen, ohne auch nur zu 
glimmen. Es dürften sich wohl manche größere und 
kleinere Unglücksfälle verhüten lassen, wenn man sich 
daran gewöhnen wollte, Stoffe, wie Fenstervorhänge 
und dergleichen, mit solchen Salzen zu imprägnieren. 
Die Sache selbst erfordert weder große Mühe noch 
auch, da die Salze sehr billig sind, eine nennenswerte 
Auslage. Professor Spennrath. 
Die Frau in der Gesundheitspflege. 
„Ohne die tatkräftige Mithilfe der Mütter und der 
Hausfrauen bleibt die Sorgfalt und die Kunst des Arztes 
größtenteils erfolglos F Dieser Ausspruch eines der be¬ 
rühmtesten deutschen Ärzte aus dem Anfänge unseres 
Jahrhunderts hat niemals eine so unbedingte Geltung 
gehabt, als gerade heutzutage, wo man einen tieferen 
und richtigeren Einblick in das Wesen und die Ent¬ 
stehungsgründe gewisser weitestverbreiteter Krankheiten 
zu tun vermag. Worauf laufen denn im Grunde genom¬ 
men die mannigfachen Bestrebungen unserer Verwaltungs¬ 
behörden und unserer Ärzte hinaus? Auf die möglichst 
zuverlässige Sicherstellung der ihrer Obhut anvertrauten 
menschlichen Gesellschaft nach jeder Richtung hin. Die 
Kriminalpolizei will nach Möglichkeit Leben und Eigen¬ 
tum der Einwohner schützen, die Ortspolizei sorgt für 
die Erhaltung der Ordnung auf den öffentlichen Verkehrs¬ 
wegen, die öffentliche Gesundheitspolizei zielt auf Ver¬ 
hütung der Entstehung und Verbreitung ansteckender 
Krankheiten ab. 
Daß diese Aufgabe nur gelöst werden könne durch 
allgemeine, auf die Förderung der öffentlichen Reinlich¬ 
keit bezügliche Maßregeln, ist eine seit uralten Zeiten 
gekannte Erfahrung. Allein bis ganz vor Kurzem war 
dieser Reinlichkeitsbegriff eben seiner Allgemeinheit 
wegen ein nahezu unfaßbarer geblieben; erst in der 
allerneuesten Zeit ist es gelungen, denselben vom Stand¬ 
punkte der öffentlichen Gesundheitspflege aus genauer 
festzustellen. Modern wissenschaftlich gesprochen, be¬ 
deutet Reinlichkeit nichts anderes, als möglichst peinlich 
unternommene Zerstörung aller vorhandenen oder voraus¬ 
gesetzten Krankheitserreger und ein gut Teil aller der 
öffentlichen Gesundheitspflege zugewiesenen Aufgaben 
bezieht sich hierauf. Allein die Lösung dieser Aufgabe 
ist nur durch die tatkräftige Mithilfe und die unermüd-
	        
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