Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 170. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 21. 
ganzen Gebäudes, bis auf einige kleinere Stellen, erfolgt 
mit Biberschwänze. Unterkellert wird nur der Vorder¬ 
trakt des Hauptgebäudes und das Arrestgebäude. 
In sämtlichen Räumen des Gebäudes kommen Ludwig¬ 
decken zur Anwendung und was den Fußbodenbelag 
anbetrifft, wird derselbe teils aus Brettelböden, teils aus 
Linoleum bestehen. 
Schließlich haben wir noch zu erwähnen, daß die 
Hauptstiege nur bis zum zweiten Stockwerke geführt 
wird, von da ab kommt eine Nebenstiege, die bis zum 
Dachboden reicht, zur Anlage. Das ganze Gebäude er¬ 
hält Ofenheizung. Die Herstellung des Baues ist bekannt¬ 
lich dem Linzer Baumeister Herrn Ernst Hillbrand 
übertragen. Kornhoff er. 
Ein Luftschiffprojekt vor dreißig Jahren. 
Das Problem, lenkbare Luftfahrzeuge herzustellen, 
beschäftigt schon seit langem technisch hochgebildete 
Männer der Praxis und Theorie und wird durch zahl¬ 
reiche Versuche neuerer Zeit einer glücklichen Lösung 
immer näher gebracht. Die immer mehr auftauchenden 
Projekte beschäftigen die Tagespresse in nicht geringem 
Maße und so wollen auch wir, obwohl uns das Gebiet 
der Flugtechnik ganz ferne liegt, in unserem Blatte 
eines Luftschiffprojektes gedenken, das vor zirka dreißig 
Jahren in technischen Kreisen großes Aufsehen erregt 
hat und für unsere Lesern vielleicht von Interesse sein 
dürfte. 
Zu dieser Zeit ist dem österreichischen Ingenieur 
Runge ein lenkbares Luftfahrzeug mit einer Fahrge¬ 
schwindigkeit von 36 Kilometer in der Stunde patentiert 
worden. Diese Konstruktion überträgt den gesamten Be¬ 
wegungsmechanismus auf den Ballon selbst und läßt die 
Propellerschraube an der Stelle wirken, an welcher der 
durch die Vorwärtsbewegung des Ballons erzeugte Luft¬ 
widerstand konzentriert ist, so daß Druck und Gegen¬ 
druck in axialer Richtung einander entgegenwirken und 
kein hinderliches Moment aus den Resultaten des Luft¬ 
widerstandes und der Kraftwirkung der Propellerschraube 
auf treten kann. 
Das hier befolgte Prinzip ist allgemein als das voll¬ 
kommenste für lenkbare Ballons anerkannt; nur scheiterte 
die praktische Anwendung dieses Prinzipes an der 
Schwierigkeit, einem zusammenlegbaren Stoffballon jene 
Steifigkeit zu geben, um daran einen Bewegungsmechanis¬ 
mus anzubringen oder einen massiven Ballon so leicht 
zu konstruieren, damit derselbe sich durch den Auftrieb 
der Gasfüllung in die Luft erheben könne, unter der Vor¬ 
aussetzung, daß eine Gasfüllung eines solchen massiven 
Ballons überhaupt möglich ist. Bei der patentierten 
Rungeschen Konstruktion ist das obengenannte Prinzip 
folgendermaßen befolgt. 
Runge hat um die untere Hälfte des länglichen, zu¬ 
sammenlegbaren Ballons ein leichtes Gerippe (aus Bam¬ 
busrohr oder dünnen Stahldrähten) gelegt, welches,, fach¬ 
werkartig gebildet, vollkommen stabil und unverschieb¬ 
bar ist. Dieses Gerippe schließt sich der Form des Ballons 
genau an, und wird an seiner ober.en Gurtung von einem 
Netze getragen. Auf diese Weise bleibt der Ballon intakt, 
trägt nur in üblicher Weise auf seiner Oberfläche das 
Netzwerk, läßt sich bequem Zusammenlegen und so mit 
Gas leicht füllen, während andererseits das feste Gerippe die 
unmittelbare Anbringung des ganzen Bewegungsmechanis¬ 
mus gestattet. Der ßallonvorderteil hat die Form eines 
Paraboloids, welches beim größten Volumen den gering¬ 
sten Luftwiderstand erzeugt; das Hinterteil ist halbkugel¬ 
förmig geschlossen. Vorne an der Spitze befindet sich die 
Propellerschraube, am Hinterteile ist das Steuer und mitten 
unter dem Schwerpunkt der ganzen Konstruktion das 
Gehäuse angebracht, welches den Raum mit Motor, Be¬ 
triebsmateriale und Luftschiffern umschließt. Außerdem 
befinden sich noch am Vorder- und Hinterteile Füße, 
welche ermöglichen, daß das Fahrzeug auf dem Erdboden 
sicher stehen kann. Alle diese Teile sind unwandbar fest 
mit dem Fachwerkgerippe verbunden. Die Übertragung 
der durch den Motor erzeugten Kraft auf die Schraube 
geschieht durch einen Treibriemen ohne Ende. Als Motor 
ist eine Dampfmaschine vorgesehen, welche per Pferde¬ 
kraft nicht ganz zehn Kilogramm wiegt. Es kann auch 
ein Elektromotor angewendet werden, falls derselbe sich 
als vorteilhafter erweisen sollte. Die Stärke der Maschine 
bestimmt sich je nach der Größe des Fahrzeuges. Das 
kleinste Fahrzeug hat etwa acht Meter Ballondurchmesser 
und ungefähr die fünffache Länge, ist also kleiner als 
die meisten bisherigen Ausführungen. Das wichtigste Er¬ 
gebnis aber, das Runge durch vergleichende Berech¬ 
nungen festgestellt hat, ist, daß mit wachsendem Ballon¬ 
durchmesser —* und dementsprechender Länge — auch 
der Überschuß von Auftrieb über Konstruktionsgewicht, 
und damit die Leistungsfähigkeit als solche zunimmt und 
zwar im stärkerem Maße als der Durchmesser. Durch 
diese Betrachtung erst wird evident, wie weittragend die 
Erfindung ist. Die Lenkung des Fahrzeuges erfolgt in 
sehr einfacher Weise von der Stube aus. Durch zwei 
Stahldrähte, welche über zwei am Rande der Stuben¬ 
brüstung angebrachte feste Rollen laufen, wird das Steuer 
bewegt und festgestellt. Die zu erreichende Geschwindig¬ 
keit beträgt zehn Meter per Sekunde und darüber; das 
■Luftschiff ist also in der Lage gegen alle Winde, die nicht 
in Sturm ausarten, Stand zu halten. Erwähnenswert ist 
noch die patentierte Kuppelung zweier solcher Ballons 
nebeneinander, so daß sich die Schraube zwar vorne, 
aber mitten zwischen beiden Spitzen, oder zwei, an jeder 
Spitze eine Schraube, und die Stube anstatt unten, 
zwischen beiden Ballons befindet. 
In Fachkreisen wurde das System des Rungeschen 
Luftschiffes nicht als ein verwerfliches, aber als ein zu 
kompliziertes bezeichnet, weshalb darüber in der Öffent¬ 
lichkeit nichts weiteres bekanntgegeben wurde, d. r. 
Der Bericht der niederösterreichischen 
Handels- und Gewerbekammer pro 1908. 
(Aus dem „Wiener Communalblatt“.) 
IV. 
N ach Rußland wird das Geschäft in Anbetracht der enorm 
billigen Preise der deutschen Industrie immer schwieriger; 
immerhin ist der Absatz ziemlich stationär geblieben. 
Der Verkehr mit Rumänien wurde infolge der schlechten 
Zahlungs- und Kreditverhältnisse fast ganz abgebrochen. 
Einige patentierte Neuheiten fanden einen ziemlich guten 
Absatz nach Deutschland, doch müssen derartige Neu¬ 
heiten weitgehendst patentamtlich geschützt sein, da 
dieselben sonst von der reichsdeutschen Konkurrenz 
sofort kopiert und zu bedeutend billigeren Preisen in den 
Handel gebracht werden. 
Brenn-, Bau- und Werkholz. Das Jahr 1908 kann 
für die Holzindustrie als ein ungünstiges bezeichnet werden
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.