Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 136. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 17. 
Lokale Baunotizen. 
Ton den Trainkaserngründen. Die Hoffnung, daß 
die Trainkaserngründe auf der Landstraße in Linz gleich 
nach der Parzellierung des Baublockes reißenden Absatz 
finden werden, hat sich leider nicht erfüllt, denn spärlich 
ist bis dato der Ankauf von Baustellen und auch aus 
den Baukanzleien verlautet noch nichts Positives über 
Planabfassungen für Wohnhausbauten auf besagten 
Gründen. Warum, wird man fragen, nimmt dieses längst 
erwünschte Stadtverschönerungswerk einen so schleppen¬ 
den Fortgang? Wäre es nicht schon an der Zeit, daß 
sich eine Anzahl von Kapitalisten gefunden hätte, die 
so' viel Unternehmungsgeist und Lokalpatriotismus be¬ 
säßen, um Hausbauten aufführen zu lassen auf einem 
Punkte der Stadt, der auserlesen sein soll, den Fremden 
zu zeigen, daß auch wir, so wie alle anderen Haupt¬ 
städte des In- und Auslandes, opferwillige und kunst¬ 
verständige Bauherren besitzen, die einen Stolz darein 
setzen, zur Verschönerung ihres Wohnortes das ihrige 
beigetragen zu haben. Oder befürchtet man vielleicht, 
daß sich Wohnhausbauten auf der Landstraße nicht 
erträgnisfähig erweisen werden, da irrt man sich ge¬ 
waltig, denn außer dem Franz Josefplatz und der 
Schmidtorstraße gibt es für Mietparteien, die das 
pulsierende Straßenleben der Eintönigkeit im Neustädter- 
Viertel vorziehen, kein angenehmeres Wohnen wie auf 
der Landstraße, weshalb die Wohnungen dort sowohl in 
den Neubauten als auch in den älteren Häusern stets 
besetzt sind und einen respektablen Mietbetrag abwerfen, 
der aber recht gerne gezahlt wird, daher sich das Haus 
nicht unrentabel erweist. Man kann daher den schleppen¬ 
den Fortgang des Verkaufes der Trainkaserngründe, trotz¬ 
dem das ganze Bauterrain bereits parzelliert isty die 
Grundpreise eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sind, 
nur der Schwerfälligkeit und der Spekulationsunlust 
mancher Persönlichkeiten der besitzenden Klasse zu¬ 
schreiben, was sehr bedauerlich ist, aber später doch 
einmal von Manchem bereut werden wird. Schade ist es 
nur, daß die diesjährige Bausaison, die bald vorüber sein 
wird, auf den Trainkaserngründen keine Tätigkeit ent¬ 
falten konnte. Kornhoff er. 
Unmut eines Wohnungsbedürftigen. Wir erhalten 
folgende Zuschrift: „Geehrte Redaktion! Auf Ihren treff¬ 
lich abgefaßten Artikel „Nach dem August-Mietquartale“ 
in der letzten Nummer Ihres geschätzten Blattes gestatten 
Sie einem wohnungsbedürftigen Familienvater, der leider 
nicht mit Glücksgütern gesegnet ist, seinen Unmut über 
die hohen Zinspreise in Linz in folgenden Worten zum 
Ausdruck zu bringen: Wir sind den nomadischen Völkern, 
den Eskimos, Kamtschadalen und Südseeinsulanern, ja 
selbst den Indianern des fernen Westens um Vieles' 
voraus — wir haben nämlich eine Anzahl von Belusti¬ 
gungsorten und führen großen Luxus, den viele Gentle- 
ments auf Otahaiti nicht nachahmen können. Die Ver¬ 
schiedenartigkeit mit der uns das Geld abgeschröpft wird, 
grenzt ans Unglaubliche und wie die Regenbogenfarben 
spielen sich die Nuancierungen, das Raffinement in 
unserem zivilisierten, modernisierten, privilegierten Leben 
ab. Aber in einer Sache sind uns wieder obgesagte Völker 
doch etwas voraus; und dies ist, daß sie billige Wohnungen 
haben, um sichs in Hängematten, die an zwei Baum¬ 
stämmen angebracht sind, bequem zu machen; daß sie 
mit einem Worte nicht obdachlos sind. Wir zivilisierte 
Menschen aber haben für unseren Unterstand eine hohe 
Miete zu entrichten, dürfen dabei keine Kinder besitzen, 
sonst sind uns die Pforten der Behausung verschlossen. 
0 Diogenes, du warst ein Weiser, du lebtest in einem 
Fasse, warst darin zufrieden, hattest die Marotte, beim 
hellichten Tage mit der Laterne Menschen zu suchen 
und nur den einzigen Wunsch, der große Alexander 
möge dir die erwärmenden Strahlen der Sonne nicht ent¬ 
ziehen. Also war selbst Diogenes besser daran als wir, und 
welche Zeit trennt uns von ihm und seinem Volke. Die 
Geschichte weiß nur von prachtvollen Bauten, Tempeln 
und dergleichen zu erzählen, nichts aber von einer 
Wohnungsnot oder Wohnungsteuerung. Wir sehen, 
wie weit wir im Kulturleben vorgeschritten sind und 
sollte es einem zweiten Hannibal einfallen, seine Heere 
über die Alpen zu führen, diese Partie hätte heute keine 
Schwierigkeiten mehr, denn das Kampieren im Freien 
trifft heute Jeden, der nicht imstande ist, einen hohen 
Mietbetrag für seine Wohnstätte aufzubringen. A.L...y. 
Lieferungen für Linz. Die k. k. Tabakfabrik in Linz 
vergibt die Lieferung ihres Bedarfes an Brennholz und 
Schnittmaterialien pro 1910, eventuell 1911 und 1912 und 
nimmt gestempelte Offerte (10 °/o Vadium) bis 10. Sep¬ 
tember an. Näheres über benötigte Mengen bei der 
Direktion. — Die k. k. Staatsbahndirektion in Linz ver¬ 
gibt die Lieferung ihres Bedarfes an Holzmaterialien pro 
1910 und nimmt gestempelte Offerte bis 10. September 
an. Näheres bei der Direktion. 
Anfertigung von 15 Holzhütten. Durch den Streik 
der Zimmerleute sah sich die Kommission für die dem¬ 
nächst stattfindende Oberösterreichische Landes-Hand- 
werker- und Gewerbeausstellung genötigt, 15 Stück Holz¬ 
buden verchiedener Dimensionen für den Verkauf von 
Gebäck, Zigarren, Zuckerwerk etc. beim hiesigen Tischler¬ 
meister Herrn Rupert Berger zu bestellen, der sich ver¬ 
pflichtete, die Arbeit rechtzeitig zu liefern. 
Errichtung einer Ziegelei. Aus Perg wird uns be¬ 
richtet, daß dort einj Konsortium, aus Wiener Herren 
bestehend, die Absicht hegt, eine Ziegelei zu errichten. 
Ob dies in den jetzigen ungünstigen Zeitverhältnissen 
geraten erscheint, ist sehr zu bezweifeln. 
Kasern-Erweiterung in Wels. Der Gemeindeausschuß 
in Wels hat die Bauarbeiten zur Erweiterung der 
Haunoldeggerkaserne an folgende Firmen vergeben: Die 
Baumeisterarbeiten dem Welser Baumeister Karl Stein¬ 
bacher um 56.423*65 K, Sekurdecke dem Baumeister 
Bayer um 5600 K, Steinmetzarbeiten dem Markus Hölzl 
in Schärding um 11.194 K, Traversen dem Josef Gortana 
um 9095*90 K, Schließen an Schmiedmeister Burger um 
1273 K, Zimmererarbeiten an Faßl & Wurm um 4952*50 K, 
Schlosserarbeiten an Stolz um 2100 K, Spenglerarbeiten 
dem Josef und A. Irko um 3020*20 K, Tischlerarbeiten 
dem Theodor Mayrhofer um 8129*20 K, Glaserarbeiten 
dem Friedrich Schmid um 1001*50 K, Malerarbeiten dem 
J. Karger um 168 K, Anstreicherarbeiten dem J. Karger 
um 980*20 K. 
Kostenüberschreitungen bei Schulbauten. Der Stadt¬ 
rat von Wien hat für fünf Schulbauten das Mehrerfordernis 
von 317.901 K und einen Zuschußkredit von 326.000 K 
genehmigt. Um in Hinkunft derart hohe Überschreitungen 
der genehmigten Baukostensumme bei Schulbauten mög¬ 
lichst hintanzuhalten, ist das Stadtbauamt zu be¬ 
auftragen, die Kostenvoranschläge und Pläne künftig¬ 
hin mit größter Sorgfalt auszuarbeiten und 
derart rechtzeitig vorzulegen, daß eine entsprechende 
rechnungsmäßige Überprüfung durch die Stadtverwaltung
	        
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