Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

OMOOo<to<iOHO(»nHoiio<t'’>iimtoi«'>HrMto<«o<int«c»HHoi<ooitotiotinHnHniioii9«HAHmnHCtt<ati 
XIV. Jahrgang, Nr. 17. 
UMOiir’WtXKdIHXIUtItJItliMOllOMettUIIOMOlUdHeHÜHeJtÜHUMOHi.HOMOHGMUtlUMÜHeMOHQHO 
Linz, 1. September 1909. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Pfarrplatz Nr. 17. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.— | ganzjährig mit . X 16 
halbjährig . . „ 10.- NF j halbjährig . . . „ 8 
vierteljährig . „ 5.— LOKO I vierteljährig . . „ 4 
- Preis einzelner Nummern K 1*—. ===== 
für die 
Provinz 
Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Pfarrplatz Nr. 17, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des ln- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Erinnerung an den 3. Mai 1899. — Aus der Kunstgeschichte. 
— Lokale Baunotizen. — Baunachrichten aus Salzburg, Tirol und Vorarl¬ 
berg. — Vermischtes. — Patentliste! — Angesuchte Baulizenzen in Linz. 
— Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. —• 
Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Erinnerung an den 3. Mai 1899. 
Vor zehn Jahren obenbenannten Tages brachte in 
der Linzer Gemeinderatssitzung Herr Vizebürgermeister 
König nachstehende Zuschrift des Herrn Bürgermeisters 
Franz Poche an den Gemeinderat der Landeshaupt¬ 
stadt Linz zur Verlesung: 
An den löblichen 
Gemeinderat der Landeshauptstadt Linz! 
Während meiner Amtsführung als Bürgermeister 
habe ich gar viel Not und Elend kennen gelernt, ins- 
besonders hat es stets mein größtes Mitleid erregt, wenn 
sich teils einzelne Leute, teils ganze Familien mit der 
Bitte an mich wandten, ihnen, wenn auch nur auf zwei 
bis drei Nächte, Obdach anzuweisen, da dieselben infolge 
Verdienstmangels den oft sehr geringen Wohnungszins 
nicht zahlen konnten und daher delogiert wurden. Solche 
Fälle ereigneten sich hauptsächlich in den Wintermonaten, 
wo der Verdienst erfahrungsgemäß geringer ist, auch ist 
es erst jüngst wieder vorgekommen, daß eine arme Witwe 
mit ihren vier Kindern eine Nacht im Freien zubringen 
mußte. Die Gemeinde hat leider keine geeigneten Unter¬ 
kunftsräume für Obdachlose und sind daher diese be¬ 
dauernswerten Menschen allen Unbilden der Witterung 
preisgegeben und oft gänzlich zur Verzweiflung getrieben. 
Um diesem sozialen Übel, wenn auch nur zum kleinsten 
Teile abzuhelfen, habe ich heute 10.000 Gulden bar der 
städtischen Kammerkasse übergeben, mit der Bestimmung, 
zur sofortigen Erbauung eines Unterkunftshauses 
mit unentgeltlichen Schlafstätten für Ob¬ 
dachlose zu schreiten. Es wird dieses nur ein kleines, 
unzureichendes Asyl werden können, aber es ist dies 
immerhin ein Anfang zur Abhilfe der drückendsten Not¬ 
lage und beim bewährten Wohltätigkeitssinn der Be¬ 
völkerung von Linz ist es ja zu hoffen, daß auch dieses 
Unternehmen weitere Unterstützung finden wird. Ich er¬ 
suche den löblichen Gemeinderat diese Widmung anzu¬ 
nehmen und für die Ausführung des Baues und fernere 
Erhaltung desselben die Obsorge zu übernehmen. 
Hochachtungsvoll 
Franz Poche. 
Daß die Verlesung dieser Widmung von den Mit¬ 
gliedern des Gemeinderates mit Begeisterung aufgenommen 
wurde, ist selbstverständlich, umsomehr, als bereits zur 
Erbauung eines obenbenannten Asylgebäudes von den 
hochherzigen zwei Linzer Damen, der Frau Baronin 
Handel (1. November 1897) und Frau Rosine Noßberger 
(1. Februar 1898) bedeutende Stiftungen gemacht wurden, 
die diese Angelegenheit dem gewünschten Ziele näher 
bringen und zur Aufmunterung für weitere Beiträge 
dienen sollten. 
Zu gleicher Zeit wurde Schreiber dieser Zeilen auf¬ 
gefordert, über die Gestaltung sowie Einrichtung einer 
solchen Wohltätigkeitsanstalt in der von ihm gegründeten 
„Öberösterreichischen Bauzeitung“ näheres bekannt zu 
geben. Um dies zu ermöglichen, wandte sich derselbe 
an die Verwaltung des in Deutschland als bestbekannte¬ 
stes Asyl für Obdachlose in Berlin und erhielt von der 
Direktion dieser Anstalt nachstehende Beschreibung zur 
Veröffentlichung in sein Blatt. 
Der Bericht lautete: Das Familiendach in Berlin ist 
ein dreistöckiges massives Gebäude, ein Vorderbau mit 
zwei Seitenflügeln. Im Erdgeschoß des Vordergebäudes 
befinden sich die Beamtenwohnungen und die Bureaus; 
in dem ersten, zweiten und dritten Obergeschoß sind die 
Schlafsäle für die weiblichen Mitglieder der obdachlosen 
Familien. Im rechten Seitenflügel liegen die Schlaf- und 
Aufenthaltssäle der männlichen Personen (mit Ausnahme 
der Knaben unter sechs Jahren, welche bei ihren Müttern 
untergebracht sind), das Arztenzimmer etc.; im linken 
Seitenflügel die Aufenthaltssäle und der Speisesaal für 
die weiblichen Personen, ferner das Schulzimmer, der 
Speisesaal für die Kinder etc. Die Mahlzeit besteht 
morgens und abends in Suppe und Brot, mittags in 
Hülsenfrüchten. Für Kranke sowie Mütter mit Säuglingen 
wird eine besondere Kost nebst Milch, Fleisch, Bier, 
Eier, Semmeln, Butter, Kaffee etc. gewährt. Sämtliche 
zur Aufnahme in das Asyl bestimmte Personen werden 
zuvor gebadet, ihre Kleider desinfiziert. Hierauf erfolgt 
die Vorstellung vor dem Anstaltsarzt, der eventuell Auf¬ 
nahme in ein Krankenhaus etc. anordnet. Die schul¬ 
pflichtigen Kinder haben an dem im Asyl unter Leitung 
eines städtischen Lehrers abgehaltenen Schulunterricht 
teilzunehmen, während die erwachsenen Personen sich 
nach Kräften an den Hausarbeiten zu beteiligen, bezw. 
nach Erledigung derselben sich in der Stadt um ein 
Unterkommen zu bemühen haben. 
Der Aufenthalt im Familiendach soll in der Regel 
nicht länger als acht Tage dauern, so daß also die Auf¬ 
genommenen bei Vermeidung von Strafe wegen Unter- 
kunftslosigkeit verpflichtet sind, längstens nach dieser 
Zeit die Beschaffung einer Wohnung nachzuweisen. Die 
erste Monatsrate, sofern sie den Betrag von 15 Mark
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.